Kleingebäck vom Ofner

von Christian Ofner

Als mich die Nachricht des Stocker Verlages erreichte, dass ein neues Backbuch zum Thema Kleingebäcke erschienen ist, war ich voller Vorfreude, erst recht als ich las, dass ein „Backprofi“ aus Österreich, der zudem noch mit Starköchen wie Johann Lafer auf du und du is(s)t, dieses Werk geschrieben hat. Die Rede ist von Christian Ofner, ein mir bis dato unbekannter, aber in Österreich offenbar beliebter und auf dem TV-Bildschirm gern gesehener Show-Koch und -Bäcker.

„Kleingebäck vom Ofner“ von Christian Ofner

Ich halte mich zurück, um nicht gleich mit der Tür ins Haus zu fallen. Zunächst die Fakten. 
Das Buch widmet sich Kleingebäcken vom Süßgebäck (z.B. Hörnchen/Kipferl), Vollkorngebäcken und pikanten Backwaren bis hin zu gluten- und laktosefreien Gebäcken. Auch Backideen für Kinder oder zu feierlichen Anlässen sind dabei. Ofners Werk ist professionell gestaltet und mit ansprechenden Fotografien ausgestattet.

Christian Ofner ist nach Angaben des Verlages seit 2002 Bäckermeister und seit 2010 als selbsternannter „Backprofi“ mit Kursen, Cateringangeboten, Brotbackpartys und im TV unterwegs. Er hat seine eigenen Produkte, wie Backmalz oder Sauerteig, und vertreibt diese unter der Marke „Backprofi“ in frühlingsgrünem Design. Kein Problem, wäre das Buch nicht ein weiteres Marketinginstrument seiner Selbstständigkeit. Zurückhaltende Hinweise wären in Ordnung, dieses Buch aber ist kein Backbuch, sondern ein mit Anzeigen durchfluteter und für seinen Inhalt überteuerter Werbeband für Herrn Ofner und seine Werbekunden aus der Backindustrie.


Fast jedes Rezept wird mit „Proftipps“ ausgestattet, dazu gehören Vanillezucker von Dr. Oetker, Knetmaschinen von Kenwood, Zuckerersatzstoffe von Sukrin, Öfen von Miele, Brotbackmischungen und Mehle von Mantler und so weiter und so fort. Nicht nur die kleinen Werbeanzeigen in den Rezepten fallen ins Auge, sondern auch ganz- oder halbseitige Annoncen der entsprechenden Firmen. Weshalb das nur 144 Seiten umfassende Buch im Vergleich zu deutlich hochwertigeren und werbefreien Werken derart teuer (24,90 Euro) verkauft wird, ist mir ein Rätsel.

Inhaltlich ist das Buch ebenso wenig zu empfehlen. Die Rezepte sind meist auf Ofners Backprodukte zugeschnitten und auch nicht mit der Bezeichnung „gutes Brot“ vereinbar. Die Hefemengen sind zu hoch (3 – 6 % bezogen auf die Mehlmenge), die Gärzeiten (ca. 30 Minuten) zu kurz, Vorteige sucht der Hobbybäcker vergebens. Grundlagen werden auf wenigen Seiten abgehandelt und lassen sich kaum als solche bezeichnen. Positiv hervorzuheben sind jedoch die kleinen Schritt-für-Schritt-Anleitungen zum Formen bestimmter Kleingebäcke.

Eine Frage bleibt mir zum Schluss: warum gibt sich der Stocker Verlag, von dem ich bisher nicht enttäuscht wurde, für solch ein Marketingbuch für Christian Ofner her? Absolut keine Kaufempfehlung!


Kleingebäck vom Ofner 
142 Seiten, 2016 (9. Auflage)
Verlag: Stocker Verlag 
ISBN: 978-702013646  

– Diese Rezension bespricht eine ältere Auflage –
Mein Dank gilt dem Stocker Verlag, der mir das Buch freundlicherweise zur Besprechung zur Verfügung gestellt hat.


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