BLOGBEITRAG
23. August 2010 · 3 KommentareDas Brot des Geologen (II) – Brotkrustenbombe
Es kommt selten vor, aber die Geologen haben tatsächlich Fachbegriffe, die sich im Bäckervokabular bedienen. Das prominenteste Beispiel dafür ist die „Brotkrustenbombe“. Ein martialisches Wort, das ich kurz in seine zwei Bestandteile, Brotkruste und Bombe, entzweien muss.

Brotkrustenbombe von der Insel Vulcano, die Teil der Äolischen Inseln nördlich von Sizilien ist.
Eine Bombe im geowissenschaftlichen Sinn ist ein vulkanisches Produkt. Der Begriff bezeichnet keine besondere Gesteinsart, die nach ihrer Zusammensetzung charakterisiert wird, wie z.B. Granit oder Basalt. „Bombe“ ist ein genetischer Begriff. Ein Begriff also, der die Entstehung des Gesteins beschreibt, nicht dessen Zusammensetzung.
Eine Bombe ist ein „Klumpen“ von Lava, die von einem Vulkan glutflüssig eruptiert wird und während des Fluges erstarrt („Pyroklast“). Sind es nur kleine Klümpchen, nennen die Geologen diese Mini-Bomben „Lapilli“. Vergleichbar mit großen Erbsen oder Haselnüssen, die oft schalig aufgebaut sind. Bomben hingegen sind faust- oder kopfgroße, teils noch deutlich größere vulkanische Geschosse (Durchmesser per Definition größer 6,4 cm).
Was hat es nun mit der Brotkruste auf sich? Lava, die aus dem Vulkan geschleudert wird, kommt innerhalb weniger Sekunden aus der „Hölle“ in den „Himmel“, wechselt also aus einem Bereich mit extrem hohen Temperaturen und stark erhöhtem Druck in eine Umgebung, die für uns Menschen ideal, aber für Lava ungeeignet ist, ihren normalen Aggregatzustand beizubehalten. Der Druckunterschied zwischen Lava im Vulkan und Lava in der Luft führt dazu, dass die ausgeworfene und noch im Flug befindliche Lava stark entgast, vergleichbar mit einem Hefeteig. Es bilden sich im Inneren der Lava Blasen, die immer größer werden. Wie im Hefeteig wird die Dehnung der Lava durch den dadurch erhöhten inneren Druck ausgelöst. Da der extreme Temperaturwechsel zwischen Vulkan und Atmosphäre die Haut der Lavabombe rasch abkühlt und erstarren lässt, reißt diese Haut noch während des Fluges wie ein Brotlaib im Backofen auf.
Der Prozess, der zum Aufreißen der Kruste führt, nämlich Druckerhöhung durch Gase im Inneren, ist bei Brot und Lavabombe gleich. Nur die Gasentstehung unterscheidet sich. Im Brot sorgen bei steigenden Temperaturen die Hefen für Gasdruck. In vulkanischen Bomben sind es schnell sinkende Temperaturen und sich ausdehnende, in der Lava zuvor gelöste Gase, die den „Teig“ zum Treiben bringen. Das Ergebnis ist aber das gleiche: eine herrlich rustikale Kruste…

Rustikal aufgerissene Brotkruste.

Brotkrustenbombe vom Craters of the Moon National Monument and Preserve, Idaho, USA. Foto: National Park Service photo / wikipedia
Aktualisiert am 29. Dezember 2013 |
Ulrike
23. August 2010 um 13:28
Als ich Craters of the Moon besuchte, hatte ich mit Brotkrusten noch wenig am Hut, schade eigentlich…
Petra aka Cascabel
23. August 2010 um 10:18
Wieder was gelernt 🙂
Lutz
23. August 2010 um 11:31
So war’s gedacht :-).