BLOGBEITRAG
25. Dezember 2010 · 8 KommentareErzgebirgisches Speckbrot

Erzgebirgisches Speckbrot
Bei der vergangenen Umfrage nach einer besonderen Zutat im Brot war Speck euer Favorit. Insgeheim hatte ich gehofft, dass Speck das Rennen machen würde. Eine grobe Idee hatte ich nämlich schon, was das Rezept auf jeden Fall beinhalten sollte: Speckfett. Warum? Weil es draußen schneit, kalt ist, die Weihnachtsmärkte bis vor wenigen Tagen noch verführerische Düfte verströmten und ich im Erzgebirge wohne, wo „de Spackfettbemm“ zu Hause ist.
Speckfett ist mit dem Erzgebirge, vor allem in der Weihnachtszeit, untrennbar verbunden. Es gibt sogar einen „Spackfettbemmetooch“ (erzgeb.: Speckfettschnitten-Tag) mit Wettbewerb für das beste Speckfett. Zur kalten Jahreszeit in eine würzige „Spackfettbemm“ zu beißen ist Genuss pur. Speckfett hat auch eine Tradition im Bergbau. Spackfettbemmen gab und gibt es häufig zur Mettenschicht, d.h. zur letzten Schicht der Bergleute im ausklingenden Jahr. Aus diesem Grund habe ich auch das Symbol des Bergbaus auf die Kruste gebracht: Schlägel und Eisen.
Rezepte für erzgebirgisches Speckfett existieren viele, das ultimative Rezept jedoch nicht. Ich habe mich etwas kundig gemacht und zumindest einige relevante Zutaten verwendet.
Das Brot ist ein Weizenbrot, sicher aber auch sehr bekömmlich mit Roggen. Es schmeckt ungeheuer aromatisch und braucht eigentlich keinerlei Aufstrich oder Belag. Die Krume ist sehr locker, mittelfaserig und duftet betörend. Ich habe drei verschiedene Vorteige eingebaut, einfach aus Experimentierfreude. Geschadet hat es nicht. Außerdem habe ich noch ein Quellstück mit Roggenschrot und Roggenflocken angesetzt. Sicher könnten auch Haferflocken verwendet werden.
Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Ein neuer Liebling unter den Brotrezepten.
Speckfett
- 200 g Rückenspeck
- 150 g Bauchspeck
- 1/2 Apfel (ca. 80 g)
- 3 g Salz
- 2 g Pfeffer (gemahlen)
- 1 g Majoran (getrocknet, fein geschnitten)
- 1 g Beifuß (getrocknet, fein geschnitten)
- 1 g Thymian (getrocknet, fein geschnitten)
- 1/2 Teelöffel Honig
- 2 Teelöffel süße Sahne
Vorteig 1 (Poolish)
- 50 g Weizenmehl 550
- 50 g Wasser
- 0,2 g Frischhefe
Vorteig 2 (Biga)
- 50 g Weizenmehl 550
- 25 g Wasser
- 0,5 g Frischhefe
Vorteig 3 (Pâte fermentée)
- 50 g Weizenmehl 550
- 30 g Wasser
- 1 g Frischhefe
- 1 g Salz
Quellstück
- 50 g Roggenschrot (mittel)
- 50 g Roggenflocken
- 100 g Wasser
- 2 g Salz
Hauptteig
- Grieven vom Speckfett
- 60 g Speckfett
- Vorteige
- Quellstück
- 200 g Weizenmehl 1050
- 60 g Wasser
- 5 g Frischhefe
- 0,5 g Majoran (getrocknet, fein geschnitten)
- 1 g Beifuß (getrocknet, fein geschnitten)
- 0,5 g Thymian (getrocknet, fein geschnitten)
- 1 g Pfeffer (gemahlen)
- (1 Teelöffel flüssiges Gerstenmalz)
Den Speck und den Apfel in kleine Würfel schneiden. Den Speck auf niedriger Wärmestufe langsam auslassen (ca. 20-30 Minuten) bis sich die Würfel in krosse, goldbraune Grieven verwandelt haben. Die Grieven mit einem Sieb vom Fett trennen und separat für das Brot im Kühlschrank aufbewahren.
Nun die Apfelstücke in das von den Grieven getrennte Fett geben und 2-3 Minuten langsam schmoren lassen. Das Fett vom Ofen nehmen und alle übrigen Zutaten einrühren. Die Sahne erst zufügen, wenn das Fett etwas abgekühlt ist. Bis zum Backtag das Fett im Kühlschrank lagern.
Die Vorteigzutaten jeweils vermischen und 15-18 Stunden reifen lassen: Vorteig 1 bei Raumtemperatur, Vorteig 2 und 3 nach 2 Stunden Raumtemperatur im Kühlschrank lagern.
Für das Quellstück die Roggenflocken, das Schrot und das Salz mit Wasser mischen und mindestens 3 Stunden quellen lassen.
Am Backtag sämtliche Zutaten außer den Grieven auf niedrigster Stufe vermischen und ca. 10 Minuten auf 2. Stufe zu einem glatten Teig verarbeiten, der sich beim Kneten vollständig vom Schüsselboden löst. Nun die Grieven auf niedrigster Stufe einkneten.
Den Teig 1 Stunde bei Raumtemperatur anspringen und anschließend 12 Stunden im Kühlschrank reifen lassen.
Es folgt 1 Stunde Akklimatisierung und anschließende Formgebung zu einer Kugel (Boule). Die Kugeloberfläche mit etwas Speckfett abreiben.
1 Stunde Gare bei 20-22°C. Nach 30 Minuten einschneiden.
Bei 250°C fallend auf 200°C 45 Minuten backen.
Material- und Energiekosten: 3,20 €
Zubereitungszeit am Backtag: ca. 3 Stunden

Lockere, mittelfaserige Krume mit würzigen Speckgrieven, winterlichen Gewürzen und erzgebirgischem Speckfett: Erzgebirgisches Speckbrot
(eingereicht bei YeastSpotting)
Wer seine Quellen angibt, schätzt die Arbeit Anderer wert. Ich habe in diesen Blog über zehn Jahre lang eine Menge Zeit, Kraft und Geist investiert und tue es immer noch. Deshalb bitte ich dich, bei jeder öffentlichen Nutzung meiner Ideen, Rezepte und Texte immer die konkrete Quelle anzugeben. Willst du auf dem Laufenden bleiben, dann abonniere gern meinen kostenlosen Newsletter. Möchtest du meine Arbeit am Blog unterstützen, dann freue ich mich auf DEINE HILFE.
Aktualisiert am 14. Januar 2012 |
Ähnliche Beiträge
Neugier geweckt? Hier gibt es ähnliche Beiträge:
Keine Kommentare
2 Pingbacks
-
[…] bin gerade dabei, mein Erzgebirgisches Speckbrot für eine Feier als Geschenk zu backen. Dafür musste ich auch wieder das im Teig zu verarbeitende […]
-
[…] auch zum Backen ist der Beifuß geeignet. Dieses Dinkel-Kartoffel-Brot (Rezept) und auch dieses Speckbrot (Rezept) werden mit Beifuß […]
Frieder Günther
26. Februar 2019 um 23:31
Hallo Freunde des deftigen Essens. Ich habe gerade das Rezept und die Kommentare zum Brot gelesen und möchte meinen Beitrag zum “ einzig richtigen Fett “ einbringen.
Virab, ich bin Rentner und war im Berufsleben ein ganzes Leben lang selbstständiger Fleischer in Sachsen.
Von meinem Vater, habe ich folgende “ Griebenfett “ Rezeptur uebernommen.
1/3 wirklich dicker, schmalziger, frischer Speck
1/3 geräucherter Speck ( da habe ich meistens den etwas dünneren Speck versandt )
1/3 Schweine Schmalz
Wenn wir ausreichend Fett vom Kochschinken hatten, dann alle Anteile zu je 25%
Richtige Kochschinken werden warm (55 C ) geräuchert und bleiben dann bis zum nächsten
Morgen mit einer ordentlichen Ladung Sägemehl im Rauch hängen.
Alles durch auf 8 bus 10 mm wolfen.
Einen ausreichend großen Topf mit etwa 25 bis 30% von der gesamten Fettmenge mit kaltem Wasser füllen, das gewolfte Fett dazu und dann das Wasser zum kochen bringen.
Dabei platzen die Fettzellen auf und das Fett wird freigesetzt.
Das ganze muss ständig gerührt werden, damit nichts anbrennt.
Jetzt so lange weiter “ kochen“, bis kein Wasserdampf mehr aufsteigt.
Jetzt kommen die Zwiebeln als ganze Zwiebeln in das Fett und werden mit gebraten.
Die Zwiebeln sind ab jetzt der Indikator für den Zustand des Fette.
Wenn die Zwiebel eine kräftige dunkle Bratenfarbe haben, herausnehmen. ( Die kamen später in die Hausmacher Leberwurst )
Nun das Fett mit den Gräben in eine flache, hitzefeste Form gießen.
Das Fett erkalten lassen (etwa 20°C ) und mit der Hand verrühren, dabei die Grieben mit der Hand zerdrücken und verteilen. Salz kann bei dieser Gelegenheit mit zu gegebenen werden. (12 bis 15 g/kg )
Das Fett ist absolut wasserfrei und bedarf keiner Kühlung. Richtig gut gebratenes Fett wird nicht sehr weich und ist eine Ewigkeit haltbar.
Lutz
5. März 2019 um 06:45
Vielen Dank Frieder! Es freut mich sehr, dass du hier dein Rezept teilst. Das werde ich auf jeden Fall ausprobieren.
Herbert
3. August 2013 um 19:18
Hallo Lutz,
Ein sehr großes Lob für deine Rezepte, nicht ein Rezept habe ich bisher gehabt was nicht funktioniert hat.
Ich habe mir gerade das Rezept von deiner Speckfettbemme angesehen und möchte es gern nachbacken. Eine Frage habe ich dazu, ist das geraeucherter Speck oder grüner? Für deine weiteren Vorhaben wünsche ich dir alles gute.
Es grüßt dein Fan Herbert
Lutz
3. August 2013 um 22:35
Ich glaube, der Speck war damals nicht geräuchert. Das würde natürlich noch eine besondere Note ins Brot bringen…
Nina
26. Dezember 2010 um 00:05
Das sieht wieder einmal herlich aus, Lutz. Und ohne vorher deinen Text zu lesen, habe ich Schlägel und Eisen erkannt ;).
Frohe Weihnachten!
Lutz
27. Dezember 2010 um 17:33
Oh, das ist löblich 🙂