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30. Januar 2011 · 5 KommentareRezension: „Brot & Brötchen“ von Helene Weinold-Leipold
Ich hatte ja schon zweimal auf das Buch „Brot & Brötchen“ von Helene Weinold-Leipold mit der Bemerkung hingewiesen, es sei nur eingeschränkt empfehlenswert. Da Ketex im gleichen Verlagshaus (Bassermann) demnächst ein eigenes Brotbackbuch veröffentlichen wird, hat sich in seinem Forum eine kleine Diskussion um Leipolds und andere deutsche Brotbackbücher entwickelt. Ich nehme diese Diskussion zum Anlass, meinen Eindruck von „Brot & Brötchen“ niederzuschreiben.

Cover von „Brot & Brötchen“ von Helene Weinold-Leipold
Das Buch war ein gut gemeintes Geschenk zur Weihnachtszeit. Ich war hoch erfreut, zum einen weil ich es noch nicht kannte, zum anderen weil es rein äußerlich einen vielversprechenden Eindruck machte. Ein hochwertiges, stoffbezogenes Hardcover, edles, griffiges Papier, das schon beim Blättern die Sinne anspricht und nicht zuletzt großartige, professionelle Fotografien von Maike Jessen ließen auf mehr hoffen.
In einer ruhigen Stunde nahm ich mir das Buch schließlich vor mit dem Ziel, ein Rezept daraus nachzubacken. Mit einigem Entsetzen musste ich dann feststellen, dass das verführerische, auf dem Einband dargestellte Brot im Rezeptteil nicht enthalten ist. Entsetzen, weil es das einzige Brot ist, das sowohl eine appetitlich erscheinende Form als auch Krumenstruktur hat.
Helene Weinold-Leipold, freie Autorin, hat in ihrem Buch ihre Lieblingsrezepte zusammengetragen. Dabei wird jedoch schon im Einführungsteil zu Handhabung von Hefe- und Sauerteig deutlich, was sich später in den Rezepten niederschlägt: wenig Wissen um die Kunst der Teigherstellung und Teigführung.
In vielen Rezepten wird mit horrenden Hefemengen gearbeitet (frei nach der Fastfood-Methode 1 Würfel Hefe auf 500 g Mehl). Das Verhältnis von Wasser zu Mehl ist teils so niedrig, dass sich die straubtrocken und dicht erscheinenden Krumen auf den Fotografien mühelos erklären lassen. Es mag schon allein beim intensiven Betrachten der meisten Brote und Brötchen keine Lust aufkommen, deren Rezept nachzubacken, geschweige denn später hineinzubeißen (außer das Cover-Brot…).
Die Rezepte sind überwiegend unausgegoren und bedürfen für wirklich zufriedenstellende Ergebnisse einer angestrengten Überarbeitung. Mag sein, dass die Brote der Autorin schmecken. Wenn sie aber den Vergleich mit hefereduzierten, lang geführten, vorteigbasierten Broten gehabt hätte, wäre sicher die Mehrheit ihrer Brote nicht in diesem Buch gelandet.
„Brot & Brötchen“ kann für den erfahreneren Hobbybäcker als Anregung für Zutaten dienen, die er in eigenen Rezepten verarbeiten möchte. Gleichzeitig ist es eine wunderbare Inspiration für gelungene Brotfotografie. Was es definitiv nicht ist: ein empfehlenswertes Rezeptbuch für Brote und Brötchen.
Wenn Ketex‘ Brote in ein ebenso fantastisches Cover und Layout gepackt, mit so professionellem Foodstyling arrangiert und so ansprechend fotografiert werden, dann hat die deutsche Backbuchlandschaft endlich ein vernünftiges Buch zum Backen von Brot und Brötchen im heimischen Ofen.
Wer seine Quellen angibt, schätzt die Arbeit Anderer wert. Ich habe in diesen Blog über zehn Jahre lang eine Menge Zeit, Kraft und Geist investiert und tue es immer noch. Deshalb bitte ich dich, bei jeder öffentlichen Nutzung meiner Ideen, Rezepte und Texte immer die konkrete Quelle anzugeben. Willst du auf dem Laufenden bleiben, dann abonniere gern meinen kostenlosen Newsletter. Möchtest du meine Arbeit am Blog unterstützen, dann freue ich mich auf DEINE HILFE.
Aktualisiert am 29. Dezember 2013 |
Helga Wolfram
25. Dezember 2014 um 03:26
Hallo Lutz!
Frohe Weihnachten wünsche ich dir und deiner Familie!!!
Ich habe dieses Buch von meiner Freundin zu Weihnachten bekommen, die meine Backleidenschaft kennt, und die mir einfach eine Freude machen wollte. Noch bevor ich deine Meinung zu dem Buch gelesen hatte, habe ich zu meinem Mann gesagt, dass ich fürchte, dass dieses Buch nicht recht viel taugen würde. Ich finde auch, dass es auf den ersten Blick reinoptisch ganz toll aussieht. Aber gleich bei den Fotos habe ich gesehen, dass ich diese Rezepte vermutlich nicht nachbacken möchte … was sich dann bei näherer Betrachtung leider bestätigt hat. Schade!
Dir noch schöne Feiertage!!! Ich freu mich schon waaaaaaahnsinnig auf deine Nr. 2!!!
Ganz liebe Grüße
Helga
Trifolata
3. Februar 2011 um 15:39
Ich bin mit diesem Buch zu Weihnachten beglückt worden und kann leider auch nur meine Vorredner bestätigen. Es ist ein wunderschönes Bilderbuch, die Backwaren scheinen viel zu trocken und die fachlichen Aussagen(z.B Sauerteig) sind für einen Backanfänger nicht zu verstehen!
Lutz
3. Februar 2011 um 16:33
Danke für deine Meinung! Es scheint, als habe ich mit meiner Einschätzung nicht daneben gelegen…
Paule
2. Februar 2011 um 10:59
Ich kann das alles leider nur bestätigen. Die wenigen nachgebackenen Rezepte waren zwar gerade so OK, können aber bei weitem mit denen erprobten von Ketex, Petra, zorra, Ulrike, … und deinen hier nicht mithalten. Letztendlich nutze ich das Buch ausschliesslich als Bilderband – hübsche Fotos hat es ja, das muss man sagen – und als Inspirationsquelle. Die Rezepte suche ich dann aber woanders.
Petra aka Cascabel
30. Januar 2011 um 14:24
Vielen Dank für diese offene und ehrliche Rezension. Leider geht es mir mit vielen deutschen Brotbackbüchern so – die Rezepte scheinen nicht praxiserprobt, die Anforderungen auf einem sehr niedrigen Niveau, das ist wirklich ärgerlich. Umso mehr freut mich die Ankündigung, dass Ketex eines herausbringen wird! Seine Rezepte sind wirklich prima, funktionieren und schmecken 🙂