Brot backen – Traditionelles aus dem Holzbackofen

von Margret Merzenich und Erika Thier

Der Holzbackofen ist der Inbegriff des Bäckerglücks. Welcher Hobbybäcker träumt nicht davon, einmal im Leben sein Brot in einem solchen Ofen auszuprobieren. Glücklich, wer ihn bereits sein eigen nennen darf. Um weiter zu träumen und entsprechendes Wissen für den Fall der Fälle parat zu haben, bietet sich ein Büchlein an, das 2007 in 4. Auflage erschienen ist: „Brot backen – Traditionelles aus dem Holzbackofen“ von Margret Merzenich und Erika Thier.

„Brot backen – Traditionelles aus dem Holzbackofen“ von Margret Merzenich und Erika Thier

So schlicht der Titel des Buches scheint, so irreführend ist er. Nicht das Brotbacken selbst steht im Vordergrund, sondern der Holzbackofen, seine Geschichte, sein Aufbau, seine Nutzung. Gut die Hälfte der knapp 130 Seiten beschäftigt sich ausschließlich mit diesem Thema. Grundlagen zum Brotbacken, u.a. zum Ansetzen von Sauerteig, werden zwar vermittelt, aber in so kurzer Form, dass über das Buch ein Einstieg ins Thema Brotbacken zwar möglich, aber nicht anzuraten ist.

Das letzte Drittel, der Rezeptteil, ist nur bedingt zu empfehlen. Die Rezepturen sind dank der langjährigen Backerfahrung der Autorinnen erprobt und ausgewogen. Es mangelt jedoch an Sorgsamkeit bei ihrer schriftlichen Aufarbeitung. Backanfänger ohne eine gehörige Portion Grundlagenwissen werden an vielen Broten scheitern, weil die Beschreibung der Zubereitung extrem reduziert ist. Wenn für einige Rezepte keine Garzeiten angegeben werden oder der Nachbäcker ohne Information über die Reifezeit des geforderten Vorteiges ratlos stehen gelassen wird, stellt sich schnell Frust ein. Hier sind erfahrenere Hobbybäcker gefragt, die aus den Zutaten und Mengenangaben eine plausible Verarbeitungsabfolge planen können. Unter dieser Voraussetzung kann die umfangreiche Rezeptsammlung als Grundlage für eine Reihe von Hefe- und Sauerteigbroten sowie süßen und herzhaften Backwaren dienen.

Ein gut recherchiertes Buch zum Thema Holzbacköfen

Lässt man den Buchtitel und den dazugehörigen Rezeptteil außer Acht und widmet sich ganz dem eigentlichen Thema des Buches, dem Holzbackofen, lohnt sich der Kauf allemal. Eine beeindruckende Fülle von gut beschriebenen, auf einem umfangreichen Erfahrungsschatz basierenden Informationen. Wer sich jemals einen Holzbackofen bauen oder ihn nutzen möchte, sollte dieses Buch gelesen haben. Überaus spannend sind die Rückblicke in vergangene Tage, in denen noch regelmäßig im Holzbackofen Brot gebacken wurde. Literarische und andere Zitate zum Brot, z.B. von Wilhelm Busch, lockern die Texte ebenso auf wie die professionellen Fotos, die (wie das gesamte Buch) vermutlich aufgrund des fortgeschrittenen Alters der Erstauflage (1996) noch den Charme von Drucksachen der 1980er und frühen 1990er Jahre haben. Ein Charme, der sich idealerweise mit den von vergangenen Tagen erzählenden Holzbacköfen ergänzt und stimmig wirkt.

Das Buch ist eine klare Empfehlung für alle, die sich in Sachen Brotbackhistorie und der Themenwelt der Holzbacköfen belesen möchten. Der Titel suggeriert jedoch einen anderen Inhaltsschwerpunkt und führt aufgrund dadurch verursachter Buchfehlkäufe sicher zu Frustration unter Backanfängern. Eine Frustration, die das gut recherchierte Buch nicht verdient hat.


Brot backen im Holzbackofen 
128 Seiten, 2017 (Neuauflage) 
Verlag: Ulmer  
ISBN: 978-33818601010   

– Diese Rezension bespricht eine ältere Auflage –
Mein Dank gilt dem Verlag Eugen Ulmer, der mir das Buch freundlicherweise zur Besprechung zur Verfügung gestellt hat.


Produktempfehlung (Werbung): Wenn du über einen mit einem Sternchen markierten Link etwas kaufst, werde ich am Umsatz beteiligt. Die Einnahmen dienen dem Erhalt und dem Ausbau des Blogs. Vielen Dank für deine Unterstützung!