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18. April 2012 · 24 Kommentare

Mainzer Wasserweck

Mainzer Wasserweck

Mainzer Wasserweck

Und wieder ein über 80 Jahre altes Brötchenrezept, dieses Mal aus dem Rhein-Main-Gebiet.

Das Mainzer Wasserweck hat mich vor allem gereizt, weil die Teiglinge in Öl getaucht werden. Ich habe die Prozedur für die heimische Verarbeitung etwas angenehmer gemacht und die Teiglinge nur eingepinselt. Das Öl könnte gegen das Austrocknen der Teiglinge wirken. Der Krustenschönheit ist es eher nicht förderlich. Den tatsächlichen Grund für das Ölen konnte ich bislang nicht in Erfahrung bringen. Mein altes Bäckerbuch schweigt sich darüber aus…

Die Brötchen schmecken dank des Sauerteiges mild-säuerlich, haben eine feine, weiche und fluffige Krume, umringt von einer kräftigen Kruste.

Roggensauerteig

  • 50 g Roggenmehl 1150
  • 50 g Wasser
  • 5 g Anstellgut

Hauptteig

  • Sauerteig
  • 450 g Weizenmehl 550
  • 250 g Wasser
  • 10 g Salz
  • 3 g Frischhefe
  • Pflanzenöl zum Bestreichen

Die Sauerteigzutaten mischen und 18-22 Stunden bei Raumtemperatur reifen lassen.

Sämtliche Zutaten 6 Minuten auf niedrigster und 5 Minuten auf zweiter Stufe zu einem glatten, nicht klebrigen Teig verarbeiten.

60 Minuten warm zur Gare stellen. Nach 20 und 40 Minuten ausstoßen.

8 Teiglinge abstechen und rund schleifen. Je zwei Teiglinge mit Pflanzenöl bestreichen und dicht aneinanderlegen.

120 Minuten Gare bei 24°C.

Bei 230°C 20 Minuten ohne Dampf backen.

Material- und Energiekosten: 1,30 €

Zubereitungszeit am Backtag: ca. 4 Stunden

Feinporig, weich, mild aromatisch: Mainzer Wasserweck

Feinporig, weich, mild aromatisch: Mainzer Wasserweck

Beim hier gezeigten 1. Versuch hatten die Mainzer Wasserwecken noch etwas Untergare und sind unkontrolliert gerissen.

Beim hier gezeigten 1. Versuch hatten die Mainzer Wasserwecken noch etwas Untergare und sind unkontrolliert gerissen.

(eingereicht bei YeastSpotting)

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Keine Kommentare

  1. Hallo, ich hab die Frage mit dem Öl mal an einen befreundeten Bäckermeister weitergeleitet samt Bild. Hier seine Antwort:

    „Öl wird eingesetzt, um einen schönen Ausbund zu bekommen. Schau dir das Zwischenstück der beiden Brötchenteile an.
    Das sieht wunderschön aus, dies hat bestimmt das Öl bewirkt.“

    Liebe Grüße

  2. Hi,
    mein Vorschlag: die Weck NACH dem Backen einölen, damit sie richtig dunkel werden und die Kruste beim reinbeißen gitterförmig aufplatzt wie beim
    Original.

  3. Hallo Lutz,
    ich habe gerade die Määnzer Wasserweck nachgebacken. Sie schmecken vorzüglich. Allerdings sind sie leider ziemlich klein geblieben. Woran könnte das liegen? Habe ich vielleicht einen Fehler beim Ausstoßen gemacht? Ich habe den Teig (wie im Rezept angegeben) alle 20 Minuten mit der Hand zusammengepresset und wieder gehen lassen.

    Ich hätte noch eine zweite Frage: da ich wochentags nicht um 4 Uhr aufstehen will, damit ich um 6:30 Uhr frische Brötchen genießen kann, würde ich den Teig gerne am Vorabend fertig machen und im Kühlschrank bis zum folgenden Morgen lagern. Was muss ich dann morgens beachten? Alternativ könnte ich die Brötchen abends ca. 12 Minuten backen und nach dem Abkühlen einfrieren. Wie soll ich die Brötchen dann am Morgen behandeln, damit sie frisch und rösch sind?

    Vielen Dank schon mal vorab für deine Tipps und Ratschläge.

    Karlheinz

    • Hallo Karlheinz,
      vielleicht hat der Reifezustand vor dem Backen nicht gestimmt. Es klingt so, als wären sie noch nicht reif genug gewesen.

      Ich würde die Brötchen am Abend komplett fertig backen, auskühlen lassen und in einer Dose oder Tüte über Nacht aufbewahren. Am Morgen nochmal kurz mit etwas Dampf (oder nasser Oberfläche) in den Ofen, damit die Kruste anzieht. Wenn du sie dann gleich zum Frühstück ist und nicht länger aufbewahren möchtest, merkst du keinen Unterschied zum frisch gebackenen Brötchen.

      • Hallo Lutz,
        danke für die blitzschnelle Antwort. Ich werde die Brötchen beim nächsten Mal einfach länger reifen lassen. Den Tipp zum Aufwärmen probiere ich aus und sage dir, wie das Ergebnis war.

        Mir ist noch was eingefallen: Im Rezept steht, dass aus dem Teig 8 Brötchen abgeteilt werden sollen. Bei 800 gr. Teig wären das 100 gr. pro Teigling. Das ist sehr viel, oder? Bäckerbrötchen wiegen, wenn’s gutgeht um die 50 gr.

        Viele Grüße

        Karlheinz

        • Das passt schon so. Wenn ich Backmittel verwenden würde, dann könnte ich mit 50 g Teigeinwaage ein Volumen erreichen, das dem eines 80- bis 100 g-Brötchens entspricht. Du kannst gern 50 g verwenden, aber das werden ziemlich kleine Brötchen.

  4. Hallo, vielen Dank für die leckeren Rezepte. Kann ich die Brötchen evtl. kurz vorm Backende rausnehmen und morgens frisch fertig backen. Danke schonmal. LG Tatta

  5. Hallo, ich nochmal, ist zwar OT, aber jeder gebürtige Mainzer wird sich freuen: Paarweck, Brezel, Spitzweck als Insignien des Bäckerhandwerk, zu finden auf einem Stein aus 1758 in Albersweiler. Das ist Südliche Weinstraße, Süd-Südwestdeutschland:
    http://www.suehnekreuz.de/ikono/pic/BAECK08.jpg

  6. Was für eine Delikatesse !

    Als gebürtiger Määnzer nach einem Jahr in Ba-Wü und 4 Jahren München sage ich nur noch „Lechz“ schon wenn ich nur die Bilder sehe. Vielen Dank für das Rezept !

    Das Verhältnis von 2 Teilen Mehl auf ein Teil Wasser und noch etwas Hefe sind typisch für Rheinhessen. Das Rezept könnte stimmen. Du findet es auch beim originalen Hefeteig für die Määnzer Brezel usw. Die Art der Oberflächenveredelung, hier mit Öl, dort mit Lauge, ist ebenso typisch für die Region. In Rheinhessen wird der Paarweck etwas „strammer“ (dunkler) gebacken, zumindest für die Einheimischen. Die Kruste muß reißen und abplatzen, das ist völlig in Ordnung. Wenn Du in den Weck beißt, muß die wegplatzende Kruste Deine Lippen streicheln wie ein Kuß, dann ist er richtig.

    Die Ölschicht hilft nicht oder nur wenig gegen das Austrocknen. Diese Backwaren trocknen sehr schnell aus, aber probiere mal, sie in der Brötchenbox mit in den Weinberg zu nehmen. Normale „Semmeln“ werden da weich wie Mullbinde, ein Paarweck wird da gerade erst „richtig“.

    Das Öl dient m.E. auch zur Aromatisierung. Es muß ja nicht immer neutrales Sonnenblumenöl sein, probiere mal zerlassenes Schweineschmalz anstatt oder die altdeutschen Öle wie Rapsöl oder Leinöl, die traditionell im Rheinischen Schiefergebirge angebaut werden.

  7. Danke, ist ganz lieb von dir:)

  8. Hallo Lutz

    Habe heute die Wasserweck gebacken, aber in Ermangelung von Roggensauerteig (der ist noch in der Produktión, habe dummerweise alles verbraucht) habe ich Weizensauer genommen und den Vorteig mit Weizenmehl 1050 gemacht. Auch das einpinseln mit Pflanzenöl hab ich weggelassen, trotzdem bin ich ganz begeistert. Werde die nächsten genau nach Rezept backen und dann berichten.

  9. Wieviel kürzer als Weizenmehl, kann man das in Prozente angeben? Die halbe Zeit, ein Drittel?

    • Hm… so pauschal kann ich nichts sagen. Probiere es mit 8 Minuten langsam und 2 Minuten schnell. Ansonsten wäre die günstigere Variante, das Mehl mit dem Wasser zu mischen und 30-60 Minuten quellen zu lassen (Autolyse). Dann kannst du Knetzeit einsparen (evtl. 4 Minuten langsam, 1 Minute schnell). Musst du aber ausprobieren.

  10. Hab sie gestern gebacken 🙂 Seehhhrr LECKER 🙂 Sind aber wie Dein 1. Versuch etwas aufgerissen und meine Kruste ist nicht sooo schön wie Deine, naja egal Hauptsache lecker 😉 Schönen Samstag. Herzlichst Nadja

  11. Die sehen ja richtig toll aus, denn die Kruste schaut so schön rösch aus.Wird notiert und ich hoffe ich habe bald die Zeit sie nachzubacken.

  12. Ich verwende seit Kurzem fast nur mehr Dinkelmehl 630. Was muss ich bedenken, oder kann ich das Brot gleich herstellen wie mit Weizen 550?

  13. Mal wieder ein tolles Rezept von Dir 🙂 Ich nehme mal an, das in Öl tauchen oder damit bepinseln macht die Kruste schnell wieder weich oder? LG Nadja P.s wird natürlich nachgebacken, ist Ehrensache 😉

    • Die Kruste ist nicht sonderlich anders als bei anderen Brötchen. Auf jeden Fall ist sie schön rösch, so wie Lisa schon erkannt hat ;-).

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  1. […] wollte ich schon längst mal im heimischen Ofen testen. Ich fand auf dem Plötzblog auch ein Rezept. Ich hielt mich – wie immer beim ersten Versuch – auch sklavisch daran. […]

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