Geheimnisse eines französischen Bäckers

von Peter Mayle und Gerard Auzet

Auf Empfehlung eines treuen Plötzblog-Lesers hat das Buch „Geheimnisse eines französischen Bäckers“ von Peter Mayle und Gerard Auzet zu mir gefunden. Ein kleines, aufwendig und liebevoll gestaltetes Buch mit festem Einband, erhabenem Umschlag, rotem Lesebändchen und einer ruhigen, edlen Typographie. Doch wer sind die Autoren und worum geht es im Buch?

„Geheimnisse eines französischen Bäckers“ von Peter Mayle und Gerard Auzet

Der Brite Peter Mayle ist in den 1970er Jahren Werbetexter gewesen und hat sich 1975 in der Provence als Autor niedergelassen. Sein wohl bekanntestes Werk ist „Ein guter Jahrgang", der mit Russel Crowe in der Hauptrolle verfilmt wurde. Mayle ist, wie er im Buch schildert, mit dem in der Provence recht bekannten Bäcker Gerard Auzet befreundet, der nahe Avignon eine Traditionsbäckerei sein Eigen nennt. Auzet wollte sein Wissen und die Geschichte hinter der französischen Brotbäckerei über die Grenzen seiner Bäckerei hinaus der Öffentlichkeit zugänglich machen. Peter Mayle kam ihm mit seinem literarischen Talent dabei zu Hilfe.


Mayle schreibt in einem angenehmen, ehrvollen, ja fast schon ehrfürchtigen Ton über das französische Bäckerwesen, über die Geschichte der Bäckerfamilie Auzet und über den Genuss der typisch französischen Weizenbrote. Inhaltlich zeichnet sich dabei Gerard Auzet verantwortlich. Mayle sorgt für den literarischen Schliff. Kurze Anekdoten, Weisheiten und Zitate ergänzen dieses Kleinod der Backbuchwelt.


Der angeschlossene Rezeptteil überzeugt hingegen nur bedingt. Auf Basis weniger Grundrezepte finden mit ausgewählten Zutaten Variationen ihren Platz, so zum Beispiel Zwiebel-Weißwein-Brot oder Kürbisbrot. Sämtliche Rezepte arbeiten mit einer Mischung aus den Weizenmehltypen 550 und 812. Ein großes Manko, und – wie ich von meinem Leser erfahren habe – auf Übersetzungs- bzw. Umrechnungsfehler der Maßeinheiten aus der Originalausgabe zurückzuführen, sind die Mengenangaben. Auf 450 g Mehl viereinhalb Teelöffel Trockenhefe zu geben, ist grober Unfug. Das würde etwa 40 g Frischhefe entsprechen. Ebenso sind 2 Teelöffel im englischen Original nicht gleichzusetzen mit 100 g Kräuter der Provence  in der deutschen Übersetzung. Andere fachliche Fehler sind sicher ebenfalls der mangelhaften Übersetzung des Rezeptteiles geschuldet. So soll der Nachbäcker „Teigkugeln flach klopfen, damit die Kohlensäure entweichen kann“. Sicher ist damit das Kohlendioxid gemeint.


Ob eine Weinempfehlung samt Internetseitenschleichwerbung zu den Broten nötig gewesen wäre, darüber lässt sich trefflich streiten. Was jedoch auf jeden Fall fehlt, sind Rezepte auf Basis eines Vorteiges, eines „Levain“, wie er im Buch erwähnt wird, aber nirgends als Rezept Eingang findet.

Kurzum

Zum Schmökern und Eintauchen in die französische Brotkultur sehr empfehlenswert. Zum Sammeln von grundlegenden Tipps ebenso. Zum Nachbacken jedoch ist dieses Buch nicht angeraten, es sei denn, der Nachbäcker ist experimentierfreudig und resistent gegen Misserfolge. Wer das Lesen genießt und ein im besten Sinne eigenartiges Brotbuch von knappem Umfang sucht, ist mit Mayles Besuch in Auzets Bäckerei sicher glücklich.


Geheimnisse eines französischen Bäckers 
112 Seiten, 2. Auflage, 2007 
Verlag: Karl Blessing Verlag 
ISBN: 978-3896673268  
Größe: 16,8 × 12,6 × 1,8 cm 

Mein Dank gilt dem Karl Blessing Verlag, 
der mir das Buch zur Besprechung zur Verfügung gestellt hat.