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1. Oktober 2012 · 1 Kommentar

Rezension: „Brotgeschichten aus Hohenlohe“ von Roland Silzle und Dieter Ziegler-Naerum

Die Hohenloher Ebene im Nordosten Baden-Württembergs ist einer der fruchtbarsten Regionen Deutschlands. Mit ihren kalkigen Lehmböden und dem milden Klima ist das Hohenloher Land seit jeher durch Getreide- und Weinanbau geprägt. Es ist daher kein Zufall, dass gerade Hohenlohe eine lange Brotbacktradition hat. Mit ihrem Buch „Brotgeschichten aus Hohenlohe“ knüpfen Pfarrer Silzle und Grafikdesigner Ziegler-Naerum an diese Tradition an.

"Brotgeschichten aus Hohenlohe" von Roland Silzle und Dieter Ziegler-Naerum

„Brotgeschichten aus Hohenlohe“ von Roland Silzle und Dieter Ziegler-Naerum

Ihr Buch ist mehr als eine Rezeptesammlung. Mit vielen Fotografien ihrer Heimat untersetzen beide Autoren ihr profundes und mit Liebe beschriebenes Wissen zur Historie des Brotes im Hohenloher Land. Der Leser wird an die Hand genommen und darf Seite für Seite neue Kleinode der Brotkultur kennenlernen. Sei es das Rothenburger Brothaus oder das Fest der Salzsiedler, seien es kulturelle Einflüsse aus Osteuropa oder Amerika, seien es überlieferte Geschichten und Legenden oder gar lokale Traditionen, Brot zu genießen.

Es ist eine wahre Freude, durch das dezent und ansprechend gestaltete Buch zu reisen, sich in alte Zeiten hineinzuversetzen, ja fast schon den Duft aus dem alten Holzbackofen wahrzunehmen. Die beiden Autoren schlendern wortgewandt durch die deutsche Geschichte und lassen ihren Einfluss auf die regionale Brotbäckerei deutlich werden. Dank der satten Fotografien und des starken Buchpapieres kann der Leser zumindest visuell und haptisch am Brotgenuss teilhaben.

Die vielen Rezepte im Buch mögen auf Traditionen fußen, sind aber sehr hefelastig, arbeiten ohne Vorstufen und nur selten mit Sauerteig. Hier wäre sicherlich mehr Potential für ausgewogene Rezepturen gewesen. Da die Autoren „nur“ Rezepte sammeln, sei dieses Manko mit Milde zu betrachten. Dennoch mindert es den praktischen Nutzen.

Für all jene, die in die Brotkultur der Hohenloher Vergangenheit (und damit sicher auch in die Brotkultur anderer Regionen) wandern möchten, ist dieses Buch genau das richtige. Ein Schmöker-Buch für kalte Herbst- und Winterabende, nicht aber zum Nachbacken qualitativ guter Brote. Diesen Anspruch erhebt das Buch auch nicht. Es ist eine Sammlung, deren Geschichten ihre Leser in eine andere Zeit versetzen. Das hat vor Jahren auch die Jury des World Cookbook Awards überzeugt und es zum weltbesten Brotbuch gekürt.

Brotgeschichten aus Hohenlohe
176 Seiten, 2006 (3. Auflage)
Verlag: Silberburg-Verlag
ISBN: 978-3874075749
Größe: 22,4 x 22 x 2,2 cm
Preis: 22,90 €

Mein Dank gilt dem Silbergburg-Verlag, der mir das Buch freundlicherweise zur Besprechung zur Verfügung gestellt hat.

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Keine Kommentare

  1. Nach Informationen aus der Bundesakademie der deutschen Bäckerhandwerks in Weinheim (Hr. Cüppers) war der Grund für Vorteige in der Historie der Bäckerei das Sparen -damals- teurer Hefe. Weiterhin könnte ich mir vorstellen, dass uns heute deutlich aktivere -und höher konzentrierte- Hefen zur Verfügung stehen. Könnte man bei einer Umsetzung historischer Rezepte diskutieren.

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