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14. Januar 2013 · 24 KommentareFood-o-grafie: Einblick in die Welt hinter der Fotolinse
Zorra hat Foodblogger zum „Making-of“ aufgerufen. Unter dem Titel „Food-o-grafie“ können sie ihren und anderen Lesern Einblicke in die Welt vor und hinter der Linse ihres Fotoapparates geben. Ich finde das Thema spannend und kann dadurch gleich immer mal wieder auftauchende Fragen zu meiner Fotoausrüstung beantworten.
Am Anfang dieses Blogs, vor ungefähr vier Jahren, habe ich mir um die Ästhetik eines Brotfotos keine Gedanken gemacht. So war der Blog auch nicht angelegt. Er sollte ein (fast) privates Rezeptearchiv sein. Da kamen Fotos nur zu dokumentarischen Zwecken in Frage. Ein Blick darauf, erfüllt mich heute mit Schrecken (auch weil ich die Rezepte heute so überhaupt nicht mehr oder nur noch stark abgewandelt backen würde). Die Fotos hatten keine gute Ausleuchtung, zeigen Schlagschatten und machen überhaupt keinen Appetit. Einige abschreckende Beispiele habe ich euch mal herausgesucht:
Im Laufe der Monate entwickelte sich mein Blog überraschend gut und immer mehr Anfragen kamen auf mich zu. Mein Anspruch an die Rezepte wuchs und damit auch mein Sinn für ein ästhetisches Foto, erst recht als ich mich immer mehr in die Foodblogger-Szene eingeguckt hatte. Mein Ehrgeiz war geweckt, gute Fotos zu schießen. Ihr könnt euch die Entwicklung im Blog über die Startseite und die Seitennavigation am unteren Ende sehr schön vor Augen führen…
Inzwischen bin ich mit meinen Fotos ganz zufrieden, aber noch nicht glücklich damit. Hier ein paar Erfahrungen, die ich im Laufe der Zeit gemacht habe:
- so wenige technische Hilfsmittel wie möglich verwenden (kostet Geld und nimmt in der Küche unnötig Platz weg)
- natürliches Licht nutzen
- ein Stativ ist extrem hilfreich bei längerer Belichtungszeit (z.B. bei Fotos im Zimmer mit wenig Tageslichteinfall)
(dazu gehört auch ein Fernauslöser, um Verwackler zu vermeiden) - das Licht am besten von der Seite oder von vorn (vom hinteren/oberen Bildende) kommen lassen
- Blende und Verschlusszeit manuell einstellen (damit lässt sich die Tiefenschärfe sehr gut regeln)
- das Motiv gezielt auswählen und arrangieren
- mit einem Blitz oder einer zweiten Tageslichtquelle harte Schatten vermeiden
Ich kann nicht recht erklären, warum, aber ich schieße von meinen Broten überwiegend Hochformatfotos. Ich finde die schöner, vielleicht auch, weil damit mehr Tiefeninformationen verbunden sind (es ist mehr Hintergrund zu sehen).
Meine Fotoausrüstung besteht aus:
- Canon EOS 550D (Digitalspiegelreflexkamera)
- Canon EF-S 18-135mm f/3.5-5.6 IS (Objektiv)
- Canon Speedlite 430EX II (Blitz)
- Fernauslöser (kabelgebunden)
- Stativ
Mit der Kamera bin ich vollauf zufrieden. Ich nutze sie überwiegend in der Küche, ab und zu auch draußen. Eine andere Kamera habe ich nicht im Blick. Auch das Objektiv erfüllt meine Ansprüche sowohl für Nah- als auch für Übersichtsaufnahmen.
Ich blitze nur indirekt, also vom Objekt weg (zur Zimmerdecke oder zur Wand hinter mir). Um eine etwas wärmere Farbgebung zu erreichen, halte ich ab und zu die Hand ca. 20-30 cm entfernt vor den Blitz. Versuche mit Tageslichtlampen, selbstgebauten Reflektoren und anderen Spielereien habe ich mir schnell abgewöhnt. Es ist einfach unpraktisch, während des Backtages die halbe Küche umbauen zu müssen. Am nützlichsten sind wirklich der indirekte Blitz und vor allem die langen Belichtungszeiten.

So sieht es hinter den Kulissen aus…
Ich fotografiere immer mit ISO 100 (Rauschminimierung) und verwende nur manuelle Einstellungen. Auch die Schärfe regele ich manuell. Ich schieße von einem Brot meist um die 50-60 Fotos in verschiedenen Motiven, die anschließend natürlich (zu meinem Leidwesen) auf ein Minimum herunter gelöscht werden müssen. Die Fotos speichert die Kamera sowohl im JPG-, als auch im RAW-Format (maximale Bildinformation). Die RAW-Bilder bearbeite ich sehr dezent mit Lightroom. Im Prinzip spiele ich nur noch etwas an der Belichtung und an der Farbverteilung.
Was mich bislang noch an meinen Fotos stört:
- Selbst innerhalb einer Fotoserie eines Brotes schwankt die Farbverteilung. Es genügt ein kleiner Wetterumschwung oder eine Wolke mehr am Himmel als beim letzten Foto und schon hat das Bild einen etwas bläulicheren oder rötlicheren Ton.
- Ich bin relativ einfallslos was die Fotohintergründe und Arrangements angeht. Es ist auch eine Zeitfrage. Mitten im Backtag habe ich kaum Zeit, noch aufwändige Motive zu kreiieren. Meistens läuft es auf Bäckerleinen als Fotohintergrund hinaus.
- Mit dem Licht muss ich noch zu spielen lernen. Je nach Tageszeit müsste ich meine Brote an einer anderen Stelle der Küche aufbauen…
Viel mehr fällt mir auf Anhieb nicht zum Thema Food-o-grafie ein. Falls ihr noch Fragen habt, lasst es mich in den Kommentaren wissen. Zum Abschluss noch ein Foto, das ich besonders gelungen finde. Das Rezept dazu kommt in ein paar Wochen in den Blog.

Leserwunsch: Frankreichs bestes Baguette 1995 und 2006
Aktualisiert am 29. Dezember 2013 |
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Folien
7. März 2022 um 15:20
Das sind wirklich tolle Tipps, danke für die unermüdliche Arbeit, die hier auf der Webseite geleistet wurde.
Lg Emma
Nick Freund
24. November 2020 um 14:22
Bin durch Zufall auf diesen Blog Artikel gestoßen und wollte nur mal Danke sagen 🙂 Klasse geschrieben! LG. Nick Freund
Nicole
17. November 2015 um 20:55
Hallo zusammen. Hat jemand einen Tipp, wie Brot am längsten hält. In Papier einschlagen, oder Brotdose oder eher Leinensäckchen. Liebe Grüsse Nicole
Lutz
18. November 2015 um 08:28
Am besten in einem Tontopf, idealerweise mit Holzdeckel.
zorra
23. Februar 2013 um 15:46
Es geht mir wie dir ich bin auch zu bequem, immer alles aufzubauen. Ich schiess sogar meisten aus den Hüften. 😉 Danke für diesen interessanten Einblick!
Olaf Theuerzeit
18. Januar 2013 um 21:22
Ein sehr schöner Blog. Deine Photos finde ich durchaus gelungen und keinesfalls langweilig (Hintergrund) da es ja hauptsächlich ums Brot geht. Dein Problem der verschiedenen Farben in einer Bildserie könnte am Weissabgleich liegen. Du solltest keinesfalls mit automatischem Weissabgleich arbeiten da die Kamera dann bei jedem Bild neu abgleicht. Da Du aber löblicherdings im RAW arbeitest kannst das im Lightroom nachträglich ganz einfach ändern. Du kannst dort auch von Deinem ersten schön bearbeiteten Bild die „Einstellungen“ kopieren und diese dann auf alle anderen Bilder der Serie anwenden. So solltest Du doch eigentlich eine gleichmässige Reihe hinbekommen. Aber dieser Tipp kommt von einem Laien aber bei klappts ganz gut..
Lutz
19. Januar 2013 um 13:13
Danke Olaf, die Funktionen kenne ich. Nur ist es recht umständlich, bei Fotos einer Motivserie, die in sich schon verschiedene Farbtönungen hat, durch die Nachbearbeitung immer die gleiche Farbgebung zu erreichen. Das geht denke ich nur mit Kunstlicht, nicht mit Tageslicht. Oder es ist wirklich ein gleichbleibend trüber Tag.
Flow
22. Januar 2013 um 19:28
Zu Deinem Farbtemperaturproblem gibt es eine ganz einfache und billige Lösung: eine Graukarte. Mach einfach zusätzlich immer von jedem Motiv ein Foto, auf dem Du die Graukarte vor das Motiv legst/hältst, und danach nimmst Du das Ding in Lightroom, um mit der Pipette vom Weißabgleich draufzuklicken. Fertig. So kriegst Du auch ohne teures und sperriges Equipment ziemlich hohe Farbkonsistenz hin. (Das ganze funktioniert nur gut mi RAW, aber so fotografierst Du ja eh.)
Das einzige was Du ändern mußt dazu: Laß den Blitz weg. Aber auch das ist nicht schwierig: Du fotografierst ohnehin mit Stativ, kannst also so lange belichten, bis das vorhandene Tageslicht ausreicht. Insofern kannst Du den Blitz weglassen, der erzeugt nämlich das Problem, was hier auch schon von jemandem erwähnt wurde: Mischlicht, also verschiedene Farben (=Farbstiche) von verschiedenen Lichtquellen, die bekommst Du nie richtig weg, auch nicht mit viel Aufwand.
„Ja, aber was mach ich denn dann zum Schatten-Aufhellen?“ wirst Du vielleicht denken. Kein Problem: Nimm einfach eine weiße Styroporplatte für 80 Cent aus dem Baumarkt und halte sie beim Fotografieren an das Motiv, so wie man auch eine Lichtquelle positionieren würde. Durch Deine lange Belichtungszeit hat die 80-Cent-Platte den gleichen Effekt wie eine sündhaft teurer Studioblitz mit Softbox.
Beide Utensilien sind äußerst flach und daher leicht zu verstauen, äußerst einfach in der Handhabung, und sehr effektiv – probier’s aus!
Finde Deine Fotos auch so übrigens schon sehr gelungen, zusätzlich noch mehr deshalb, weil Du Dir Dein Setup durch einfaches Trial-and-Error und ein gutes Auge „erarbeitet“ hast.
Beste Grüße,
Flow
Erhard
1. September 2015 um 14:17
1. Arbeite ausschließlich mit RAW-Foto. Bei diesem ist auch der vorher eingestellte Weißabgleich egal. Misch niemals Lichtquellen mit verschiedener Farbtemperatur.
2. Mach ein Foto mit einer Weißkarte im Bild, welches du als Referenz für den späteren Weißabgleich nimmst. Als Referenz für das „weiß“ kannst du auch einen definitiv weißen Gegenstand wie beispielsweise deine Mehlschaufel im obigen Bild benutzen.
Ändert sich die Beleuchtungssituation, mache erneut ein entsprechendes Foto.
3. Nun kannst du innerhalb von Lightroom diese Referenzfotos per Pipette weiß abgleichen.
Mit einem oder zwei weiteren Handgriffen kannst du die Parameter dieses Weißabgleichs auf sämtliche anderen Fotos mit der entsprechenden Beleuchtungssituation übertragen.
Kann das auch gern genauer erklären.
Viel Erfolg!
Dirk Staudenmaier
17. Januar 2013 um 11:46
Lieber Lutz,
interessanter Bericht, danke! Meine eigene Erfahrung ist: Food-Fotografie ist zeitaufwändig, und der Aufwand steigt in dem Maß, um wie viel schöner und professioneller die Fotos werden sollen. Wie viel Zeit schließlich man aufwenden mag und kann, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Übrigens, einen tollen Blog hast du!
Lieben Gruß, Dirk
Lutz
17. Januar 2013 um 18:06
Vielen Dank, Dirk. Das Kompliment kann ich dir nur erwidern.
Simon
16. Januar 2013 um 22:52
Das Problem mit dem Weißabgleich kenn ich – mit Blitz (auch indirekt) und anderen Lichtquellen gleichzeitig bringt es mich oft fast zur Verzweiflung, wenn die Lichtfarbe von Umgebung und Blitz nicht zueinander passen. Ohne Blitz habe ich die besten Erfahrungen mit einem Weißabgleich auf eine Graukarte oder ein neutral weißes Papier (als Notbehelf) gemacht oder mit dem Einstellen einer Farbtemperatur (vor allem bei Kunstlicht, wenn man das einmal in Ruhe ausprobieren kann). Der Kamera-Weißabgleich lässt sich oft von hellen Stellen, die nicht ganz neutral weiß sein sollen, täuschen. Wenn die mal im Ausschnitt mit drin sind und mal nicht, werden die Bilder unterschiedlich.
Der Brotbaecker
15. Januar 2013 um 21:43
Sehr interessanter Beitrag, da muss ich noch einiges lernen und reichlich üben. Zwar habe ich mir bisher beim Fotografieren Mühe gegeben, aber mit einer normalen Digicam war da viel mehr nicht drin. Zu Weihnachten hat mich das Christkind mit einer Nikon D5100 SLR-Digitalkamera inkl. AF-S DX 18-105 mm VR (bildstb.) bedacht. Mittlerweile weiß ich, wie das Ding eingeschaltet wird! 😉
Herzliche Grüße sendet Micha – Der Brotbaecker
Johannes
15. Januar 2013 um 16:24
Vielen Dank für den Einblick.
Da waren echt ein paar wichtige Tipps dabei, obwohl ich mich auch schon länger mit Fotografie beschäftige (aber halt nicht Brotfotografie).
Könntest du auch mal ein allgemeines Tutorial machen, zum Thema wie man vorgehen muss, wenn man ein Brotrezept selber entwickeln will?
Weiter so!
Lutz
15. Januar 2013 um 17:37
Merke ich mir vor. Kann aber eine Weile dauern. Mein Zeitbudget ist schon mehr als angefressen… 😉
Johannes
15. Januar 2013 um 18:15
Kann ich mir vorstellen.
Für mich ist es jetzt schon unbegreiflich,
wie du das alles gleichzeitig hinbekommst.
Karsten
15. Januar 2013 um 14:01
Das sieht doch super aus! Ich finde die Bildarrangements bei Dir immer sehr gelungen.
Und eine Hohlkehle aus Bäckerleinen ist doch passend. 🙂 Ein Brett oder ein Teller lässt sich ja immer unterlegen.
Was das Licht angeht, da wirst Du wohl um ein wenig Kunstlicht (Blitz, LED Leuchte oder sowas) und einen manuellen Weissabgleich nicht drumrumkommen. Also wenn Du konstante Farben willst.
Aber ein grosser Durchlichtreflektor mit einer Lampe dahinter ist auch recht einfach hingestellt, kostet nicht die Welt und könnte gut helfen das Mischlicht zu reduzieren.
Grüsse Karsten
Björn Hollensteiner
14. Januar 2013 um 11:31
Danke für den Einblick! Ich hätte wirklich gedacht, daß Du zusätzlich mit einem Makroobjektiv arbeitest, Du hast so oft unglaublich schöne Detailaufnahmen dabei. Muß mich auch mal an die Arbeit machen, und meinen Beitrag schreiben.
Grüße, Björn
Lutz
14. Januar 2013 um 17:34
Ich habe zwar ein Makroobjektiv, nutze es aber nicht. Bin einfach zu faul, ständig das Objektiv zu wechseln ;-).
Eva
14. Januar 2013 um 09:47
Vielen Dank für den Einblick! Ich befinde mich fototechnisch noch in deiner Anfängerzeit 😉 Freue mich schon auf das Baguette. LG Eva
Magdi
14. Januar 2013 um 09:17
Ich glaub, nicht nur das Foto ist dir vom letzten Brot gelungen. So wie’s aussieht auch das Brot:)