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6. März 2013 · 29 KommentareLeserwunsch: Injera (Afrikanisches Fladenbrot)

Leserwunsch: Injera (Afrikanisches Fladenbrot)
Eigentlich hätte ich dieses Fladenbrot gar nicht mehr backen brauchen, weil sich mein Leser seine Rezeptanfrage schon selbst beantwortet hat, doch mich hat der Ehrgeiz und vor allem die Neugier gepackt. Ich habe mir Teffmehl besorgt (Teff ist eine Art Hirse), aus dem der Fladen üblicherweise hergestellt wird. Injera ist letztlich nur gesäuerter Teffteig, der in einer Pfanne oder eben traditionell auf einem heißen Stein gebacken wird. Ich musste mich für die erste Variante entscheiden.
Das Ergebnis ist genießbar, aber gewöhnungsbedürftig. Das Teffmehl schmeckt irgendwie erdig-muffig und hat eine fast schon schluffig-sandige Konsistenz, die sich im Mund bemerkbar macht. Ein Glück, dass das Injera immer nur als Beilage und „Gabel“ für die Hauptspeise dient. In meinem Fall war das eine Art Gulasch, mit dem das Fladenbrot durchaus harmonierte. Trotzdem ist das für mich kein Grund, das Brot nochmal zu backen. Vielleicht habe ich auch etwas verkehrt gemacht?
Teff-Sauerteig
- 100 g Teffmehl
- 100 g Wasser
- 10 g Anstellgut (vom Weizensauer)
Hauptteig
- Sauerteig
- 300 g Wasser
- 200 g Teffmehl
- (3 g Salz)
Die Sauerteigzutaten mischen und 20 Stunden bei Raumtemperatur reifen lassen.
Alle Teigzutaten mit einem Löffel vermengen und 4 Stunden bei ca. 24-26°C reifen lassen.
Eine Pfanne anheizen und mit einem Schuss Öl portionsweise einseitig backen bis der Teig fest geworden ist.
Zubereitungszeit am Backtag: ca. 4,5 Stunden
Material- und Energiekosten: 3,00 €

Injera in der Pfanne
Aktualisiert am 11. Februar 2014 |
Vera
18. November 2019 um 22:31
Hallo Lutz,
Ich bin über Brottrunk-Versuche zum Sauerteig-Füttern gekommen und bin ganz begeistert von dem Block ….
Meine 3 Sauerteigansätze haben schon eigene Namen 😉
Um gute Injera-Fladen zu backen, würde ich eine äthiopische oder erithreische Frau fragen, ob eine bei einem Video bei Dir als Gast mit macht.Meine Bekannte ist zu schüchtern dazu.
Richtig gemacht, schmecken sie wie leicht säuerliche dünne herzhafte fluffige Hefeplinsen und sehen anders aus.Und sie sind echt lecker zur passenden Hauptspeise.
Ich habe sie mehrmals versucht nachzubacken, aber irgendetwas mache ich auch immer falsch.
Nicht einmal alle Einheimischen bekommen es hin mit den Zwischenzeiten, Temperaturen etc. Aber ein neuer Versuch lohnt sich bestimmt…
Nina
23. Mai 2017 um 19:29
Hi, ich komme aus Ethiopien und wenn ich ehrlich bin gibt es kein einziges Rezept für Injera, bei dem die richtigen Injera als Endprodukt entstehen. Das Geheimnis ist, dass der Teig mindestens einen kompletten (am besten zwei) Tage ziehen und davor sehr gut und lange geknetet werden muss. Man brauch außerdem einen sehr leistungsstarken Herd und einen speziellen Deckel für die Pfanne – sei mir nicht böse, aber es hat mich nicht wirklich gewundert, dass hierbei keine richtigen Injera rauskommen (nichtmal mein Vater schafft das, und das, obwohl er in Ethiopien gelebt hat). Aber deine anderen Rezepte sind super!
Michelle
8. April 2018 um 23:11
Hallo Lutz, ich möchte mich reichlich spät auch nochmal kurz einmischen: grundsätzlich wird Ingera in einer Pfanne ohne Öl gebacken, in D meist auf einem Gasherd. Wie schon erwähnt, muss zum Ausbacken auch immer ein Deckel benutzt werden. Der Sauerteigansatz ist meist schon recht alt. Die Poren (werden bei Ingera Augen genannt) sind extrem wichtig 🙂 daran entscheidet sich, wie gut der Koch ist. Außerdem ist Teff zwar das Original, hierzulande wird Ingera aber oft mit Meschela und Weizen- oder Dinkelmehl gemacht. In eine Soße mit Fleisch sollte auf jeden Fall Berbere, das trägt entscheidend zum Geschmack bei. Falls du doch nochmal einen Versuch wagen möchtest, könnte ich bald ein Rezept und evtl. Video zur Verfügung stellen.. der Aufwand lohnt sich auf jeden Fall!
An dieser Stelle aber auch vielen Dank für den ganzen Fundus an Rezepten… hab heute meine ersten Brötchen von dir gebacken und was soll ich sagen.. grandios 🙂
Nadine
16. August 2015 um 18:56
Ich habe durch Zufall im Internet eine anscheinend sehr gute Step-by-step-Anleitung für Injera gefunden und dachte sofort an dich, Lutz. Vielleicht magst du ja irgendwann noch einmal Injera ausprobieren, hier ist jedenfalls die Seite, es gibt sogar Videoanleitungen:
http://burakaeyae.blogspot.de/2007/02/step-by-step-injera-instructions-real.html
Lutz
18. August 2015 um 06:53
Danke dir Nadine! Schaue ich mir an.
Matia
26. November 2013 um 00:24
Kennt hier jemand eine Bezugsquelle für dunkles Teffmehl, möglichst in Bioqualität und aus deutschem Anbau ? Ich habe schon einige Biozertifizierer angeschrieben , leider bisher aber keine positive Rückmeldung erhalten.
Lutz
26. November 2013 um 14:24
Ich leider nicht.
Birgit
2. Mai 2020 um 08:53
Dunkles Teffmehl gibt es in der Birlin Mühle in Rheinfelden Degerfelden. Europäischer Anbau, im Webshop keine Bioqualität erhältlich, aber vielleicht im Mühlenladen?
essen & l(i)eben
30. Oktober 2013 um 16:05
Hi Lutz,
nach einer Woche Injera-Test-Strecke bin ich heute auch auf Dein Rezept gestossen. Rein vom aussehen, Deines Injeras würde ich schätzen, dass Deine Pfanne zu heiß (evtl. auch zu sehr geölt) war und Du keinen Deckel aufgelegt hast.
Das Injera wird mit ganz wenig Fett in der Pfanne gedämpft. Wenn es kross wird oder wie bei Deinem Foto das Mehl oben anzutrocknen zu scheint, war die Pfanne zu heiß und die Luftfeuchtigkeit zu niedrig.
ich habe auch einen anderen Teig benutzt – aber Deine Variante schon angesetzt, das probiere ich die Tage noch mal aus.
Vielleicht kannst Du wirklich einmal Injera in einem guten äthiopischen Restaurant essen. Dann wirst Du es vielleicht nicht lieben (denn über Geschmack kann man ja bekanntlich nicht streiten 😉 ) aber vielleicht eher nachvollziehen können, wie richtig gutes Injera schmecken kann. 🙂
viele Grüße,
Natalie
Lutz
30. Oktober 2013 um 18:22
Danke für deine Tipps. Vielleicht wage ich mich nach einer erfolgreichen Verkostung doch nochmal daran…
moni-ffm
30. Oktober 2013 um 21:30
Hallo Lutz,
ich wiederhole ausdrücklich meine Einladung!
LG
Monika
Lutz
31. Oktober 2013 um 18:20
Am Wollen scheitert es nicht, momentan nur an der Zeit…
Margarita
2. Juni 2014 um 22:43
Moni, Wo ist der 3. Aethiopier? Wir kennen „Im herzen Afrikas“ (sehr OK) und „Ambassel“ (mittelmaessige Erfahrung) aber kein Drittes. Und im Vergleich zu zBsp dem Blue Nile in Muenchen war das bis jetzt immer eine Enttaeuschung…
essen & l(i)eben
31. Oktober 2013 um 18:42
das würde mich freuen. denn wir hatten gestern geradezu ein Festessen mit diesen kleinen Fladenbroten.
und in Frankfurt (wg. Monis Einladung) gibt es Restaurants, die wirklich tolles Injera machen!
Amboss
24. März 2013 um 10:48
Hi Lutz,
meine Frau hat 3 1-2 Jahre in Äthiopien gelebt ( Tochter eines Entwicklungshelfers ) und von Injera geschwärmt. Da meine Schwiegereltern immernoch Kontakt zu ehemaligen äthiopischen Kollegen pflegen und diese beim Besuch in Deutschland dann Injera mitbringen, kam ich auch in den Genuss.
Äthiopisch gemacht mit der richtigen Soße schmeckt es sehr lecker. Meine Vorredner haben recht – der Fladen ist von der Konsistenz weich wie ein Pfannkuchen und sieht aus wie eine Mondlandschaft – so porig!
Ich habe mich auch mal dran gewagt, dann aber leider das Ganze entsorgt – ungenießbar – bin halt kein Äthiopier… Meine Bezugsquelle von Teffmehl schickte mir eine Probepackung Teff-Nudeln mit – ich habe mich noch nicht getraut, sie zu probieren *lach Liebe Grüße Christian
Lutz
24. März 2013 um 11:16
Na vielleicht komme ich ja auch nochmal in den Injera-Genuss…
moni-ffm
24. März 2013 um 16:40
Hallo Lutz,
nichts leichter als das: in Frankfurt gibt es drei Äthiopische Restaurants, wenn Du das nächste Mal in FFM bist, würde ich Dich dorthin gerne einladen. Als kleines Dankeschön für Deinen Blog und all das, was ich von Dir lernen durfte.
Liebe Grüße
Monika
Lutz
24. März 2013 um 18:20
Das werde ich mir hoffentlich merken ;-). Mal sehen, wann es mich in deine Gegend treibt. Vielen Dank schon einmal für deine Einladung.
Karin Anderson (Karin's Bäckerei)
9. März 2013 um 04:40
Ich weiss auch nicht, ob ich Lust hätte, mich ans Injera-backen zu machen, aber ich muss Monika recht geben. Wir haben es in einem äthiopischen Restaurant in Montreal gegessen, einen riesigen Fladen, der dünn und saftig war, wie Monika es beschreibt. Er diente quasi als Teller für verschiedene Fleisch- und Gemüsegerichte, und wurde zusammen mit ihnen stückchenweise abgerissen und gegessen. Er schmeckte ein bisschen säuerlich, aber durchaus gut.
Jens der Andere
7. März 2013 um 09:45
Yep, sieht zu trocken aus…
Ich erinnere es (mit gewissem Grausen) als fast schon gedämpften, recht säuerlichen Fladen. Es darf nicht mehr kleben, aber auch keine Kruste entwickeln.
Man kann Injera mögen oder nicht – wer es gegessen hat, erinnert sich daran.
Und man mag es oder man mag es überhaupt nicht.
Ich jedenfalls werde den armen Leuten in der Herkunftsregion das Getreide nicht wegessen – meine Liebe zu exotischen Gerichten hat da eine ihrer wenigen Grenzen.
moni-ffm
6. März 2013 um 20:58
Hallo Lutz, das ist das erste Rezept von Dir, über das ich unglücklich bin…
Injera ist ein ganz dünnes, pfannkuchenartiges, elastisches, saftiges, feuchtes „Brot“, das sich problemlos ganz dünn aufrollen und falten lässt. Es wird aus einem dünnflüssigen Teig einseitig ganz kurz gebacken und wird dabei auch nicht braun, die Oberfläche darf auf keinen Fall rissig sein, sondern muss die charakteristischen Löcher in großer Zahl aufweisen. Z. B. so wie hier gezeigt: http://injera.info/speisen/ oder http://www.youtube.com/watch?v=UDv15Wb0DE0
LG
Monika
Lutz
7. März 2013 um 17:49
Ja, ich bin auch unglücklich darüber. Aber mir fehlt auch die Muße, daran weiter zu werkeln. Ist einfach nicht mein Geschmack…
Johannes
6. März 2013 um 16:39
Hallo Lutz,
ich glaube das Brot muss ziemlich weich sein, auf deinen Bildern sieht es relativ trocken und zerbrechlich aus!
Annett
6. März 2013 um 10:07
Der Gulasch sieht aber sehr lecker aus…
Nadine
6. März 2013 um 09:37
Danke für das Rezept – ich werde es trotzdem ausprobieren, da ich, seit wir bei einem Äthiopier essen waren vor zwei Jahren, nach diesem Fladenbrot suche (wusste nicht, dass es Injera heißt). Eine Quelle für Teffmehl habe ich auch aufgetan – und bin beim Googeln zusätzlich auf die politische Komponente gestoßen, dass sich eine niederländische Firma das Patent, also Monopol, auf Teff und Mehl daraus gesichert hat und so verhindert, dass Teff auch in Deutschland angebaut und verarbeitet wird – und so allen Glutenallergikern das Leben erschwert, quasi.
Kann immer wieder nur meinen Kopf schütteln über das Patentamt, die haben wirklich keine ethischen Grundsätze oder Moral. Aber das nur am Rande.
Wie gesagt, danke für das Rezept! 🙂
Sandra
6. März 2013 um 22:23
Und wenn Teff in Dtsl. angebaut werden würde, würde es einem Großteil der Äthiopier eine wichtige und z.T. die einzige Erwerbsquelle entziehen.
Nadine
6. März 2013 um 23:13
Sandra: Das verstehe ich nicht. Warum? Weil es dann teurer wird, wenn die Europäer das Saatgut kaufen?
Viel schlimmer wäre es, wenn Afrika dem internationalen Patentrechtssystem beitreten sollte, dann entzieht dieses Patent den Äthiopiern die Nahrungsgrundlage.
Moni: Hm, da kenne ich mich nicht genug aus. In dem Artikel, den ich gelesen habe dazu, klingt es so, als wären die Gesetze auch viel Auslegungssache – und Klagen gehen ja auch erstmal an die Adresse des Patentamts. Von daher sehe ich das Patentamt und seine sehr offene Haltung zu Biopatenten da schon erstmal als problematisch. Die Politik (und durch die wiederum die Wirtschaft, klar) tut sicherlich ihr Übriges dazu.
moni-ffm
7. März 2013 um 01:01
Nadine: Jedes Gesetz ist Auslegungssache – ob im Bereiche Patente oder Strafrecht oder was auch immer. Die offene Haltung des Patentamtes in Sachen Biopatente, die Du auch meiner Meinung nach zu Recht beklagst, beruht auf extrem laxen Gesetzen. Eine strengere Praxis des Patentamtes hat in der Vergangenheit in einigen Fällen zu erfolgreichen Klagen gegen abgelehnte Patentanträge und damit zu für den Normalbürger nicht nachvollziehbaren Patenten geführt. Diese Situation kann nur geändert werden durch eine andere Gesetzgebung, das Patentamt hat im Augenblick nur die Wahl zwischen Pest und Cholera.
moni-ffm
6. März 2013 um 22:57
Du hast Recht: das Patent ist ein Skandal. Aber das Patentamt ist der falsche Adressat für die Schelte, es handelt und erteilt Patente ja nicht nach Gutdünken. Es muss sich nach der Patentgesetzgebung richten, die ihm vorgegeben ist. Für ethische Grundsätze und Moral ist da kein Raum, für beides und die Gesetzgebung sind andere zuständig: die PolitikerInnen. Und die wirklich Leidtragenden sind die Menschen am Horn von Afrika, für die Teff das Grundnahrungsmittel ist, während Glutenallergiker und Zöliakiekranke in den Industriestaaten nicht auf Teff angewiesen sind, weil sie auf eine Vielzahl von Ausweichmöglichkeiten zurückgreifen können.