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4. Mai 2013 · 8 KommentareBaguettes nach Raymond Calvel – ein Trauerspiel
Im vergangenen Jahr habe ich mir das ins Englische übersetzte Lebenswerk von Autolyse-Entwickler Prof. Raymond Calvel geleistet. Als Print-on-demand-Buch, nicht ganz billig… Inzwischen als Springer-Ausgabe für den gleichen Preis erhältlich.
Fachlich sehr gut und inspirierend (und keinesfalls für Anfänger geeignet!). Angespornt von seinem Baguette-Rezept mit Autolyse habe ich mich voller Optimismus ans Nachbacken gemacht. Bis heute nach unzähligen Versuchen ohne Erfolg.
Er arbeitet mit einem Sponge, einem festen Vorteig, dem er auch noch Salz zugibt. Außerdem setzt er neben der Autolyse auf eine lange Stückgare
Ich weiß nicht wie er dieses Rezept zu einem Baguette umgesetzt hat, mir jedenfalls wollte es nicht gelingen. Essbar waren sie sicher, sie konnten aber nicht mit meinen bisherigen Baguettes mithalten. Außerdem hatte ich kaum Ofentrieb und auch die Porung ließ zu wünschen übrig.
Nachdem ich nun das Rezept mehrfach verändert habe, bin ich immer noch nicht auf einen grünen Zweig gekommen. Nun gebe ich auf. Meine Fehlversuche dokumentiere ich für euch als abschreckendes Beispiel. Das leicht veränderte Rezept habe ich euch dazu gepackt. Das Original aus dem Buch unterscheidet sich nur in Nuancen. Vielleicht hat jemand von euch noch mehr Muße zum Probieren.
Nachtrag: Inzwischen habe ich herausgefunden, dass die englische Übersetzung grobe Rezepturfehler hat. Ich vermute, dass mein Missmut damit zu begründen ist. Die französische Ausgabe ist leider extrem teuer und rar…
Vorteig
- 50 g Weizenmehl 550
- 33 g Wasser
- 1 g Frischhefe
- 1 g Salz
Autolyseteig
- Vorteig
- 300 g Weizenmehl 550
- 205 g Wasser
Hauptteig
- Autolyseteig
- 6 g Frischhefe
- 6 g Salz
- (4 g Bohnenmehl)
Die Vorteigzutaten von Hand verkneten, 1 Stunde bei Raumtemperatur und weitere 20 Stunden bei 4°C reifen lassen. Am Backtag 1 Stunde bei 20°C akklimatisieren lassen.
Für den Autolyseteig Vorteig, lauwarmes Wasser und Mehl 4 Minuten auf niedrigster Stufe vermischen und 13 Minuten ruhen lassen.
Alle Zutaten 10 Minuten auf zweiter Stufe zu einem mittelfesten, leicht klebrigen Teig kneten.
45 Minuten Gare bei 20°C.
3 Teiglinge abstechen, zu Zylindern vorformen und 30 Minuten in Bäckerleinen entspannen lassen.
Baguettes formen und 60 Minuten bei 20°C zur Gare stellen.
Bei 250°C 25 Minuten mit Dampf backen.
Zubereitungszeit am Backtag: ca. 3,5 Stunden
Zubereitungszeit gesamt: ca. 25 Stunden
Material- und Energiekosten: 1,20 €

1. Versuch

2. Versuch

3. Versuch

4. Versuch

5. Versuch

6. Versuch
Aktualisiert am 29. Dezember 2013 |
Die kleine Hex'
3. September 2014 um 15:05
Französische Ausgabe, antiquarisch >s. unter http://www.eurobuch.com
Preise variieren, je nach Land und Anbieter …
Viel Glück!
Georg Egger
14. Oktober 2013 um 13:15
4 und 5 sieht doch gut aus ?
Lutz
14. Oktober 2013 um 13:25
Aber es war zu wenig Ofentrieb. Und die Krume war noch zu gummiartig…
Eigenbrötler
6. Mai 2013 um 08:12
Ich finde die sehen doch garnicht so schlecht aus.
Meine ersten versuche hättest du sehen müssen lol.
Michael
4. Mai 2013 um 17:06
Was ist denn deiner Meinung nach im Rezept der wesentliche Unterschied zu den Baguettes, die dir sonst immer gut gelingen?
Meine bisherigen seltenen Versuche, Baguettes zu backen, sahen immer so aus wie hier Nr. 1, 2, und 6.
Lutz
4. Mai 2013 um 19:17
Hallo Michael,
für meine Begriffe ist die Vorteigmenge zu niedrig angesetzt, die Stockgare zu kurz und/oder die Stückgare zu lang.
Juli von Vielbegabte
4. Mai 2013 um 11:11
Von außen sehen sie auf jeden Fall toll aus!! Vielleicht ist das einfach das beste Baguette, dass Monsieur Calvel kennengelernt hat?! Nach Deinem Testlauf scheint er ja noch eine ganz neue Welt für sich entdecken zu können 😉
Aber im Ernst: Übersetzungsfehler können einen wirklich in den Wahnsinn treiben! Ich hatte das neulich auch und habe schon ernsthaft an mir gezweifelt.
Ich habe mich in Sauerteig „verliebt“ und experimentiere kaum mehr herum. Aber Baguette darf es ruhig mal wieder sein! Welches Baguette-Rezept ist denn Dein Favorit?
Viele Grüße aus dem Süden!
Juli
Lutz
4. Mai 2013 um 19:11
Hallo Juli,
zur Zeit ist es das Präsidentenbaguette.