Das Backtagebuch – Tag zwei

Brotbackbuch Nr. 2

Bis kurz nach dem Erscheinen von Brotbackbuch Nr. 2 Anfang April 2015 werden Björn und ich immer mittwochs wechselseitig Einblicke in die Entstehung des Buches gewähren. Im vergangenen Sommer haben wir beide eine Woche lang mehr als 100 Rezepte gebacken und fotografiert. Nicht nur, dass all das extrem körperlich anstrengend war, Björn hat darüber auch humorvoll Tagebuch geführt. 

Ich habe mir erlaubt, ergänzend in seine Worte einzugreifen und präsentiere euch nun Tag 2 des Backmarathons. Wer mehr Infos zum neuen Buch sucht oder es gleich bei mir vorbestellen möchte, folge diesem Link. Der nächste Beitrag in genau einer Woche bei Björn und am 25.3.2015 wieder hier im Plötzblog.

28. Juli 2014

Sonnenaufgang über dem Westerzgebirge bei Neudorf.

Die Nacht ist kurz, bereits bei Sonnenaufgang klingelt der Wecker und ruft in die Backstube. Der unermüdliche Lutz ist natürlich schon längst bei der Arbeit, die ersten Brote sind schon etwas früher in den Ofen gewandert.

Lutz mit Geologenwitz am Teig.

Warum? Wegen der ersten Katastrophe des heutigen Tages. Die Übernachtbrote haben sich frecher Weise einfach nicht an das Rezept gehalten und waren schon mitten in der Nacht reif. Um 4 Uhr morgens ist es schon zu spät, hatten sie Vollgare oder schlimmer. Im Ergebnis sind sie zwar lecker, aber nicht schön genug für das Buch. Ursache: Der Kühlschrank wurde den Temperaturschwankungen durch häufiges Öffnen und dem Hereinstellen mehrere Teiglinge nicht Herr und war zu warm.


Also kommen alle vier Übernachtrezepte nochmals dran, das macht den heutigen Backtag nicht entspannter. Es ist aber nicht die letzte Pleite. Denn unsere Teige haben heute einfach keine Lust, sich ans Rezept zu halten und Dinge, die in der Experimentalphase zuhause wunderbar klappten, gehen heute schief. Die freigeschobenen Weizenbrote mit zu fester Krume, die Vollkornbrote mit unzureichendem oder übertriebenem Ofentrieb.

Ofen-Armada in Lutz’ Backstube.

Ein wenig hat Björn das Wetter in Verdacht, das heute zwischen schwüler Wärme und gewittrigen Phasen wechselte. Außerdem zeigt sich jetzt, dass es etwas völlig anderes ist, sich daheim mit Liebe einem einzelnen Brot zu widmen, ihm jegliche Aufmerksamkeit angedeihen zu lassen, es zu hegen und zu pflegen, bevor es auf den Punkt genau dem heißen Backofen überantwortet wird, als in einer Backstube mit gefühlten 40 °C unter Zeitdruck mindestens 20 verschiedene Brotrezepte in die Tat umzusetzen. Das erhöht Björns Respekt vor Bäckern, die das jede Nacht machen, ungemein. Zu guter Letzt schaffen wir es auch noch, unseren Foto-Arbeitsplatz umkippen zu lassen – mit destruktiven Folgen.

Fotolichtzelt durch umfallenden Theumaer Fruchtschiefer zerstört, der im Buch als Fotohintergrund diente.

Wenigstens einige gute Ergebnisse können wir am Abend vorweisen, sodass der Gang ins Bett nicht allzu unzufrieden stattfindet. In Zahlen ausgedrückt: ganze 6 von 20 gebackenen Broten waren gut genug für das Backbuch. An diesem Montagabend wackelt das ganze Konzept einer konzentrierten Backwoche von 5-6 Tagen.


Die Lichtblicke des Tages: Lutz nette Familie, seine süßen Kinder und ein kleines Kätzchen, das uns immer wieder bei der Arbeit zugesehen hat. Und die leckeren Baguettes, die wir zum Frühstück verspeist haben.

Baguettes mit Käse aus einer lokalen erzgebirgischen Käserei.

Text & Fotos: Björn Hollensteiner