Bloomer, Burek & Soda Bread
Unterwegs im Süden Irlands
Ende April bin ich für einige Tage nach Irland gereist. Angela Nöthlings bat mich um Unterstützung in ihrer kleinen Mikrobäckerei Rye’s & Shine. Ihre Geschichte hat sie mir vor einiger Zeit in einem Podcast-Interview erzählt. Umso gespannter war ich, ihre Bäckerei selbst erleben und mit Angela backen zu können.
In den Tagen darauf bin ich durch den Süden Irlands Richtung Westen gereist, mit Stationen in Killarney und Dingle. Per Bus ging es dann wieder zum Ausgangspunkt Dublin zurück. Überall war ich auf der Suche nach Bäckereien, um mir einen Eindruck von der irischen Brotlandschaft zu machen.
Dabei habe ich eine der Gründerinnen des Netzwerkes „Real Bread Ireland“ kennengelernt, gesehen, wie ein kroatischer Bäcker Burek bäckt und erfahren, weshalb irisches Backpulver-Brot immer noch so beliebt ist.

Lutz Geißler am westlichsten Punkt Europas (Dunmore Head) bei Dunquin, Dingle-Halbinsel.
Rye’s & Shine in Cork
Angela Nöthlings stammt aus der Region Aachen und ist vor vielen Jahren durch einen Au-Pair-Aufenthalt in und an Irland hängengeblieben. Nach beruflichen Jahren in der Kunsttherapie hat sie in ihrem kleinen Haus in Cork eine Mikrobäckerei aufgebaut, die sie inzwischen im Haupterwerb betreibt.
„Mikro“ ist bei ihr ein treffender Begriff. An einer Wand ihrer Küche ist eine Buchenarbeitsplatte ausgestellt, darüber ein Regal mit Gärkörben. Links davon steht der kleine, dreietagige Rofco-Ofen, der 12 bis 18 Brotlaibe fasst. Unterhalb der Arbeitsplatte steht ein rollbarer Spiralkneter für etwa 12 kg Teig. Mehr braucht diese Bäckerei nicht, um für die Verkaufstage Mittwoch und Samstag Weizensauerteigbrote (Bloomer), Roggensauerteigbrote, Mischbrote, Focaccia, Zimtschnecken und vieles mehr herzustellen.
Angela arbeitet allein. Sie produziert die Brote schon ein bis zwei Tage vor dem Verkauf vor. Kein Problem, denn sie halten lange frisch. Die Kunden wissen, dass ihre Brote schon etwas Zeit zum Nachreifen hatten. Süßes und Herzhaftes gibt es dann frisch gebacken am Verkaufstag.

Schild mit der Aufschrift „Rye's & Shine Microbakery Cork“.

Zwei offenliegende Hälften Schwarzbrot. Deutlich zu erkennen sind die Sonnenblumenkerne, die 50 % der Mehlmenge ausmachen.

Ein „Bloomer“ in der Hand gehalten vor vielen leeren Garkörben.

Die fertig gebackenen Bialys und Bagels liegen auf Backpapier.

Die Schwarzbrote sollten etwas kräftiger als bisher schmecken. Deshalb habe ich die Sauerteigführung angepasst und Details in der Rezeptur verändert.

Angela Nöthlings hält einen Bloomer, Lutz Geißler ein Schwarzbrot und einen Bagel in der Hand.
Die Teige werden allesamt mit Sauerteig gelockert. Meine Aufgabe bestand darin, den Bloomer fluffiger und das Schwarzbrot kräftiger zu bekommen. Dafür habe ich die Rezepturen leicht angepasst, unter anderem die Sauerteigführung verändert, die Teigausbeute optimiert und Abläufe geändert. „Nebenbei“ sind auch die Schnecken und die Focaccia lockerer geworden. Zusätzlich zu ihrem normalen Sortiment haben wir als „Gastgeschenk“ auch noch polnische Bialys und Röggelchen gebacken.
Angela hat zwei sehr aktive Sauerteige, die mit erstaunlich kühlen Temperaturen zurechtkommen. Bei lediglich 16 bis 18 °C reifen sie in ihrer Küche und sind dennoch ausgesprochen mild. Ihr Weizensauer riecht fruchtig-joghurtig. Spannend wäre, zu wissen, welche Leitkulturen sich in ihren Sauerteigen entwickelt haben.

Angela Nöthlings „Bloomer“ wird im Spiralkneter geknetet.

Grober Schwarzbrotteig im Spiralkneter. Zu sehen sind die Roggenschrotanteile.

Eine der abgefüllten Teigportionen in den Kastenformen ist bereits fertig glattgestrichen, die andere noch nicht.

Mehrere Kastenformen mit leicht gewölbten Schrot-Teiglingen.

Das Teigvolumen in der Wanne hat sich über 3 – 4 Stunden verdoppelt.

Der weiche Teig wird nach rund 3 – 4 Stunden Stockgare portioniert und vorgeformt.

Die Teiglinge liegen eng nebeneinander auf dem Tisch, darüber auf dem Regal die leeren Garkörbe.

Der neue (weichere) Teig war eine kleine Herausforderung, aber Angela hat ihn gut gemeistert.

Der recht klebrige Teig wird mit ausreichend Mehl an der Hand straff rundgeschliffen.

Die Teiglinge werden paarweise aneinandergesetzt und in einem Tuch zur Stückgare gestellt.

Der leicht nach oben gewölbte Teig liegt in den Kastenformen.

Blick in Angela Nöthlings Backofen „Rofco“ mit den fertigen Schwarzbroten.

Nach dem Formen reifen die Teiglinge für den „Bloomer“ ca. 1 Stunde im Korb.

Belegte Bialys (oben) und Bagels liegen auf Backpapier zur Gare.

Die Teiglinge wurden auf Backfolien gestürzt und werden anschließend mit der Rasierklinge eingeschnitten.

Der Ofen umfasst je vier Bloomer pro Etage.

Angela tauscht die Brote im Ofen aus.

Nach rund 90 Minuten sind die Teiglinge der Bialys und Bagels reif.

Bagels und Bialys liegen auf Backpapier im Ofen.

Das Weizensauerteigbrot mit lockerer, saftiger Krume liegt vor einem Teller mit Röggelchen.
Angela verkauft ihre überwiegend vorbestellten Backwaren mittwochs an einem Stand vor einem Pub in der Stadt und samstags auf einem Markt in Cork. Inzwischen gibt es mehr Nachfrage, als sie backen kann und möchte.
Eine Bäckerei kann man in Irland ohne größere Schwierigkeiten eröffnen. Wenn sie in einer Größe wie bei Angela bleibt, gibt es lediglich eine Hygieneabnahme im Produktionsraum. Mehr ist nicht nötig. Der Nachweis von bäckerischen Fähigkeiten oder gar eine langjährige Ausbildung wie in Deutschland wird nicht vorausgesetzt. Entsprechend lebendig ist die Bäckerei-Startup-Szene.

Die Innenstadt von Cork ist eine Mischung aus historischer Architektur und moderner Graffiti-Kultur.

Street Art in Cork.

Aus devonischem „Red Sandstone“ gebaute Kirche in Cork.

Cork hat viele Parks und imposante Kirchenbauten zu bieten.

Gelungener Verbund von alter und moderner Architektur in Cork.

Wunderbare Abendstimmung am Fluss Lee in Cork.

Eine berühmte Markthalle, die zum Zeitpunkt der Aufnahme gerade ihre Stände schloss.

Ein steinernes Gebäude umgeben von grüner Wiese.

Wunderschöner grüner Park rund um Blarney Castle von der Burg aus betrachtet.

Grün- und Rottöne am Wegesrand, im Hintergrund ein Teil von Blarney Castle.
Angela ist Mitglied im offenen Netzwerk Real Bread Ireland, das sich als Ableger der „Real Bread Campaign“ in Großbritannien versteht und vor mehr als zehn Jahren gegründet wurde. Eine der Gründerinnen des irischen Netzwerkes ist die in Irland überall bekannte Landwirtin und Köchin Darina Allen. Sie betreibt mit ihrer Familie in Ballymaloe östlich von Cork eine weltweit berühmte Kochschule. Angela hat mich mit Darina in Kontakt gebracht. Zeit für einen Besuch!
Darina Allen und die Ballymaloe-Kochschule
Zum Zeitpunkt meines Besuches an der Ballymaloe-Kochschule war Darina Allen 76 Jahre jung. „Jung“ passt hier, denn sie machte einen herrlich frischen, hochaktiven, enthusiastischen Eindruck auf mich.

Darina Allen ist Herz und Seele der Kochschule. Inzwischen arbeiteten auch ihre Schwiegertochter federführend mit.
Nach meiner Ankunft führte mich Darina über das weitläufige Gelände, später abgelöst durch Daniel. Er hat vor Jahren den berühmten 12-wöchigen Kurs an der Schule durchlaufen und ist dann am Hof hängengeblieben. Heute unterstützt er als Lehrer und Social-Media-Beauftragter das Familienunternehmen.

Ein farbenfrohes Schild mit der Aufschrift „Ballymaloe Cookery School“.

Das Buch „The New Ballymaloe Bread Book“ steht auf einem Teller.
Am Tag meines Besuches begann gerade ein neuer Kurs mit 66 Studenten aus 14 Nationen. Darina stellte mich ihren Studenten vor und ich durfte einige Worte über mich und meine Erfahrungen zum Brotbacken teilen.
Nach einem Ritt durch die fünf Lehrküchen ging es für mich in die kleine Bäckerei, in der die Studenten vor allem Sauerteigbrote herzustellen lernen. Die Philosophie ist einfach: 24 Stunden Stockgare im Kalten und 24 Stunden Stückgare im Kalten. Dieses Prinzip wird über alle Backwaren gelegt, auch für Plunderteilchen wie Croissants.
In einem Nachbarraum befindet sich das Fermentierlabor. Überall stehen Gläser und Flaschen mit bunten Flüssigkeiten und fermentierten Früchten und Gemüsen. Unter dem Tisch in einem alten Whiskeyfass lebt die Kombucha-Mutter. Beeindruckend!

Direkt neben der Schulküche (nicht zu sehen) befindet sich die Bäckerei.

Einmachgläser mit aufgeschriebenen Namen und Daten der Studenten.

Bunt gefüllte Gläser und Flaschen mit fermentierten Früchten, Gemüsen und Flüssigkeiten.

Gläser mit einer gelblichen Flüssigkeit stehen in einem Regal.

Auf dem Ofen liegen Gärkörbe. Im Hintergrund links steht ein Regal mit Sauerteigen.

Ein Ausschnitt einer mit bunten Muscheln verzierten Wand.
Das Gelände umfasst nicht nur die Produktionsräume, sondern auch mehrere Gärten für den Anbau von Kräutern, Obst und Gemüse sowie eine eigene Hühnerfarm, Schweine- und Rinderställe, außerdem eine eigene Molkerei, in der unter anderem Joghurt und verschiedene Käsesorten hergestellt werden.
Die vormittags von den Studenten gekochten Delikatessen werden mittags von allen gemeinsam in mehreren Speisesälen genossen. Ich war eingeladen, daran teilzunehmen. Es war köstlich. Gegessen habe ich dabei auch das erste Mal „Irish Soda Bread“. Ein ultraschnelles Brot, das seit mehr als 200 Jahren der Standard in Irland ist.

Viele verschiedene Kräuter sind umgeben von kleinen Hecken, die einzelne Parzellen im Garten abgrenzen.

Ein Meer aus weißen Blüten des Glöckchen-Lauches, im Hintergrund Bäume und ein steinernes Haus.
Irish Soda Bread
Laut Darina Allen kam in Irland Anfang des 18. Jahrhunderts breit verfügbar Natron (Soda) in Umlauf. Das ermöglichte es der Landbevölkerung schnell und „sorgenfrei“ Brot aus Weizen zu backen, auch weil über weit mehr als 100 Jahre lang kaum Hefe auf dem Land verfügbar war. Der damalige Weizen enthielt demnach nur wenig bzw. sehr weichen Kleber (Gluten), der für eine lange Sauerteigführung nicht geeignet gewesen wäre. Das Anmischen und fast zeitgleiche Abbacken sorgte auch bei „schlechter“ Kleberqualität für ein gut gelockertes Brot. Insofern ist Soda Bread auch sehr gut für alte, kleberschwache Weizenarten wie Einkorn geeignet.
Soda Bread wurde meist aus Weizenvollkornmehl hergestellt, in besseren Zeiten oder zu besonderen Anlässen auch aus hellem Weizenmehl. Natron bzw. Soda ist chemisch gesehen Natriumhydrogencarbonat (NaHCO3). Damit Natron zu Kohlenstoffdioxid reagiert, braucht es eine saure Komponente. Deshalb wurde die überall verfügbare Buttermilch als Schüttflüssigkeit verwendet.

Zu zwei dreieckigen halbierten Scheibe Rübensirup-Brot liegt mit etwas Butter auf einem Porzellanteller.
Der Teig sollte lediglich grob angemischt werden, um keine zähe Krume zu bekommen. Üblicherweise wurden die Brote freigeschoben gebacken. Erst später und heute üblich kam der Teig in die Kastenform. Dadurch konnte der Teig weicher gehalten werden. Eine lange Teigruhe verbietet sich bei der Nutzung von Natron, weil es sofort mit der Flüssigkeit reagiert und Kohlenstoffdioxid freisetzt. Würde der Teig zum Nachquellen stehengelassen, ginge eine Großteil des Lockerungsgases schon vor dem Backen verloren.
Gesundheitlich ist Soda Bread deshalb insbesondere in der Vollkornvariante nicht wirklich empfehlenswert. Zumindest hat es einen deutlich geringeren gesundheitlichen Vorteil als Brote, die mit langer Teigführung und Hefe bzw. Sauerteig arbeiten. Auch geschmacklich ist es keine Offenbarung, aber aus meiner Sicht besser als manches schnellgebackene Hefebrot. Soda Bread ist in Irland auch mit zunehmender Bekanntheit von Sauerteigbroten beliebt, weil es so spontan und schnell, quasi binnen fünf Minuten herzustellen ist. Und ein gutes Maß an Tradition und Gewohnheit spielt natürlich auch eine Rolle.
Zwei neue Rezepte für Irish Soda Bread und Irish Treacle Bread findest du in meinem Blog.

Die hellgelbe Krume des kräftig ausgebackenen und rustikal aufgerissenen Irish Soda Bread ist kleinporig und locker.

Die braune Krume des im Kasten gebackenen Irish Treacle Bread ist feinporig.
Brot und Feines in Killarney
Killarney ist Ausgangspunkt für Touristen aus aller Welt, um den gleichnamigen Nationalpark zu erkunden. Ich war vor allem dort, um zu schauen, welche Bäckereien es gibt und wie sie arbeiten. Brot wird in Irland generell im Supermarkt gekauft oder in Form von Soda Bread selbst gebacken. Kleine Bäckereien sind eine „neumodische“ Erscheinung und konzentrieren sich zumindest in Killarney auf Klein- und Feingebäck.

Hinter dem im Vordergrund sichtbaren Holzofen steht ein zweiter, baugleicher Ofen.

Mit Rucola, Schinken und Käse belegte Pizza mit dickem und dunklem Rand.

Die tiefstehende, orangefarbene Sonne strahlt die Berge an, darüber dunkelblauer Himmel mit Wolken.
Lediglich in der französischen Bäckerei Petit Delice gibt es standardmäßig „Brot“ im deutschen Sinne, darunter Baguettes und Landbrote. Croissants und andere Plunderteilchen, Törtchen und Gebäck werden natürlich auch angeboten. Das getestete Baguette schmeckte hervorragend, hatte eine wilde Porung und kräftige Kruste. Das Croissant ließ auch keine Mängel erkennen, sondern war wunderbar blättrig und buttrig. Gebacken wird bei Petit Delice in einem französischen Bongard-Ofen, der vom Laden einsehbar in der angeschlossenen Backstube steht.

Ein hellblaues Haus mit fast schwarzem Eingangsbereich zur Bäckerei.

Eine Backwarenauslage in Holzoptik mit vielen Baguettes und Broten im Hintergrund. Im Vordergrund werden Madeleines und anderes Süßgebäck präsentiert.

Blick in ein abgerissenes Stück Baguette.

Ein aufgerissenes Croissant mit grober Wabenstruktur im Inneren.
Zu einem Angebot mit Brot möchte auch Bäcker Seky von My Patrick’s Bakery kommen. Der mit seiner Frau aus Split in Kroatien eingewanderte Bäcker hatte mehr als 30 Jahre Berufserfahrung im Gepäck, als er im Oktober 2024 seine eigene Bäckerei in Killarney eröffnete. Sein Handwerk lernte er von seinem Onkel, der auch schon Bäcker-Vorfahren hatte. Zum Zeitpunkt meines Besuches arbeitete Seky mit drei wirklich kleinen Konvektionsöfen, die auch in jede Haushaltsküche passen würden, und einem Mini-Pizzaofen. Mehr gab der Stromanschluss im Gewerbeobjekt nicht her. Eigentlich würde Seky gern einen großen Etagenofen haben, um auch Brote backen zu können. Bis auf weiteres bäckt er Sauerteigbrote nur auf Nachfrage in seinen kleinen Öfen. Alsbald bekommt er außerdem Hilfe von ein bis zwei weiteren kroatischen Bäckern.
Das tägliche Sortiment beschränkt sich auf Klein- und Feingebäck, angefangen bei Brezeln und Hörnchen über in Teig gewickelte Würstchen bis hin zu Pizzasnacks und Zimtschnecken. All das bäckt Seky zwischen Mitternacht und 14 Uhr nachmittags allein in seiner winzigen Backstube aus deutschem Weizenmehl.
Eine Besonderheit sind seine Bureks. Ich durfte mir ansehen, wie er den kräftig geölten Teig aus Mehl, Wasser und Salz auf seiner mit Öl bestrichenen Granitplatte geschickt wirft, um ihn hauchdünn auszuziehen, dann zu füllen und aufzuwickeln. Faszinierend!

Ein Backsteingebäude mit braun-gelbem Eingangsbereich zur Bäckerei.

Zwei Arten von Feingebäck auf Holztabletts, im Hintergrund hängt das beleuchtete Logo der Bäckerei an der Wand.

Eine an der Wand montierte Holzkiste mit Backwaren.

Ein goldbraun gebackenes „Croissant“ auf Einschlagpapier.

Goldbraune Brezel mit Sesam und weißer Salz-Kruste auf Einschlagpapier.

Fast herzförmige Zimtschnecke auf Einschlagpapier.
Etwas weniger begeistert war ich von meinem Besuch bei der Killarney Bakery. Sie wird von zwei jungen Männern geführt, die ihre Wurzeln ebenfalls in Kroatien haben. Das Sortiment setzt ausschließlich auf gebackene Snacks, allerdings in einer geschmacklich und ästhetisch weniger ansprechenden Qualität als bei Seky. Die beiden Bäcker arbeiten auch weit mehr als 12 Stunden täglich, sind sehr umtriebig und versuchen mit ihrer Bäckerei langfristig Fuß in Killarney zu fassen. Die Sommermonate sind dabei die wichtigsten, weil dann der Tourismus auf Hochtouren läuft. Kunden sind vor allem Amerikaner und Deutsche, aber auch Einheimische.

Ein auffälliges Haus mit blauem Anstrich und orange-farbiger Bäckerei-Front.

Eine Wandtafel mit allen Produkten.

Im Vordergrund zwei süße Feingebäcke, im Hintergrund einer von zwei Bäckern zwischen zwei Öfen.

Mit Schokozubereitung dekorierte Rolle aus feinem Hefeteig.
Überraschungsbrot in Dingle
Dingle ist das Tor zur Dingle-Halbinsel und damit zu einer atemberaubenden Küstenlandschaft. Nicht umsonst ist dort ein Teil von „Star Wars“ gedreht worden. Dingle ist insofern typisch für Irland, weil es viele Pubs und Cafés gibt.

Ein Segelboot fährt aus der Bucht von Dingle in den offenen Atlantik.

Ein Segelboot fährt aus der Bucht von Dingle hinaus.

Feiner Sandstrand mit azurblauem Wasser.

Schroffe Sandsteinformationen als Steilküste am Atlantik.

Azurblaues Meerwasser, aus dem Sandstein-Felsen-Gebiet.

Azurblaues Wasser am Sandstrand vor teils aufragenden Sandsteinen.

Ein steinerner Turm auf grüner Wiese, im Hintergrund die Bucht von Dingle mit strahlend blauem Wasser.

Azurblaues Meerwasser, aus dem Sandstein-Felsen-Gebiet.
Besuchen wollte ich vor allem die Bäckerei Courtney’s Bakery, bin auf dem Weg dorthin aber über die Bäckerei Nourish gestolpert. Sie befindet sich hinter einem aus Naturstein gemauerten Gewölbe, das von der Straße in einen sonnigen Hinterhof führt. Eine junge Frau und ein junger Mann backten und bedienten. Ich durfte von ihrem Weizensauerteigbrot probieren und war begeistert. Sehr aromatisch, mild in der Säure und mit einer wattigen Krume ausgestattet. Feingebäcke wie Zimtschnecken, Scones oder Cookies werden auch mit Sauerteig hergestellt. Eine kleine Sauerteigoase inmitten der kleinen Stadt Dingle!

Eine schwarze Tafel, auf der mit Kreide die Angebote der Bäckerei beschrieben sind.

Ein dunkel gebackenes Brot liegt auf einem Gitterrost auf der Theke.

Ein Regal mit brotgefüllten Körben steht neben einer rot angemalten Backsteinmauer.

Blick in ein von der Sonne beschienenen Scone mit dichter, mürber Krume.
Mein eigentliches Ziel, Courtney’s Bakery, hat mich dagegen nicht wirklich überzeugt. Es ist eine klassische Bäckerei mit vielen Konditoreiwaren und einigen Weißbroten. An der Wand hing ein Werbebild eines Backmittel- und Vormischungskonzerns, das für alte Getreide wie Emmer und Einkorn warb. Die Weißbrote wie auch die zusätzlich angebotenen Brötchen waren so luftig und pappig, dass die Vermutung nahelag, dass entsprechende Mischungen oder Backmittel zum Einsatz gekommen waren. Dem Zulauf der Kundschaft tat dies aber keinen Abbruch.

Blaue Fassade mit gelbem Eingangsbereich. Die Bäckerei hat eher klassische Ware mit Backmitteleinsatz im Angebot.

Ein mit Saaten bestreutes, aufgerissenes Brötchen mit Blick auf die braun gefärbte, luftige Krume.

Ein aufgerissenes Brötchen mit wattiger, heller Krume.
Wiederum positiv überrascht hat mich eine Backstube im Inneren des SuperValue-Supermarktes. Unter Bácús wird ein breites Sortiment an Broten und Kleingebäcken vor den Augen der Supermarktkunden hergestellt. Mehrere Spiralkneter, ein großer Etagenofen, eine Ausrollmaschine und vieles mehr waren zu sehen. Zwar sahen die Weißbackwaren mehr als perfekt und luftig aus, aber die ausgelegten Zutatenlisten machten einen „sauberen“ Eindruck. Ob die nicht deklarationspflichtigen exogenen Enzyme im Spiel waren, lässt sich leider nicht mit Sicherheit prüfen. Immerhin wurden auch reine Sauerteigbrote aus Weizen und Roggen gebacken.

Blick über die Verkaufstheke in die Backstube mit dem Etagenofen und den Knetmaschinen im Hintergrund.

Viele goldbraune Weißbrote und Brötchen auf mehreren Ebenen in einem Regal.

Ein mit einem Brotfoto beklebter Transporter steht am Hafen von Dingle.
Brotkultur in Dublin
Am letzten Tag meines Irland-Ausflugs ging es per Bus zurück nach Dublin, dem Ausgangspunkt meiner Reise. Dublin hat nicht nur eine überwältigende Pub-Szene, sondern auch eine große Auswahl an handwerklich arbeitenden Bäckereien zu bieten. Ich habe mir die drei zentrumsnäheren Betriebe angeschaut: Parnell Street Bakery, Russell Street Bakery und Bread 41.
Alle drei Bäckereien verfolgen ein ähnliches Konzept. Es gibt Sauerteigbrote, vorwiegend auf Weizenbasis, mal etwas heller oder dunkler gebacken, mal mit etwas dunkleren Mehlanteilen, mal mit Saaten, mal ohne. Baguette und Croissant sowie andere Plunderteilchen gehören auch zum Sortiment, teils auch weitere Feinbackwaren oder sogar Konditoreiprodukte.
Meine Kostproben (Baguette und Croissant) waren von ausnahmslos hervorragender Qualität. Das Baguette hat mir bei Parnell am besten gefallen, das Croissant bei Russell. Bread 41 lag geschmacklich zwischen beiden Bäckereien, hatte dafür aufgrund seiner Lage direkt im Zentrum und am Campus der Trinity University aber die längste Schlange an Kunden. Außerdem wird dort auch sehr auf den Café-Betrieb gesetzt – bei den anderen auch, aber nicht in diesem Umfang.

Aufgerissenes Croissant mit perfekter Wabenstruktur.

Ein dunkelbraunes, glänzendes Croissant auf einer Papiertüte mit Aufdruck „Bread 41“.

Ein aufgerissener und mit Schokocreme gefüllter Cruffin.

Ein goldbraunes Baguette liegt auf der Papiertüte von Bread 41.

Goldbraun gebackenes Baguette mit vier Einschnitten und Süßbläschen auf der Kruste.
Die Russell Street Bakery befindet sich in einem klassischen Wohnviertel, in das sich nur wenige Touristen verirren. Insofern sieht das Konzept dort ein wenig anders aus. Durch eine Glasscheibe an der Hausseite können die Kundinnen und Kunden den Bäckerinnen und Bäckern beim Arbeiten zusehen. Bei Parnell und Bread 41 war die Backstube kaum einsehbar. Gebacken wird bei Russell in einem französischen Bongard-Ofen.

Rostbraune Ladenfront mit gelber Schrift.

Hinter einer Glasscheibe liegen verschiedene Focaccia.

Blick auf ein modernes, mehrstöckiges Wohnhaus, in dessen Erdgeschoss sich die Bäckerei befindet.

Kunden kaufen Brote und Feinbackwaren. Hinter der Theke hängen schwarze Schilder an einer Backsteinwand, auf denen das Sortiment beschrieben ist.

Ein Sauerteig-Saatenbrot liegt verpackt in einem Holzregal.

Im Hintergrund steht ein Bäcker am Tisch und arbeitet, im Vordergrund sind Blechwagen geparkt.

Eine Reihe von Menschen stehen vor der Bäckerei, die sich unter einer Eisenbahnbrücke befindet.
Auf dem Weg zu den Bäckereien fiel mir ein Donut-Geschäft (The Rolling Donut) auf, das mit Sauerteig und Handwerk warb. Die Donuts waren hervorragend. Sauerteig habe ich nicht herausschmecken können, aber vielleicht war Sauerteig Teil der Rezeptur.

Die graue Ladenfront des Geschäfts mit gelber Markise.

Ein goldbrauner, bezuckerter Bagel liegt auf einer schwarzen Papiertüte.
Fazit
Irland ist definitiv eine Reise wert. Ich habe nur den Süden gesehen, aber allein deswegen würde ich jederzeit wieder nach Irland reisen. Die Städte Dublin, Killarney und Cork haben mich nicht „abgeholt“, dafür die raue Landschaft rund um Dingle.
Unter Brot wird in Irland immer noch vor allem Soda Bread verstanden, aber es gibt einige Akteure, die sehr erfolgreich daran arbeiten, die Brotkultur um Hefe- und Sauerteigbackwaren zu erweitern, insbesondere in Dublin, aber auch auf dem Land oder – wie bei Angela Nöthlings – in kleineren Städten. Wenn man will, findet man sehr gutes Brot in Irland, auch in Restaurants und Cafés.

Die Küste vor der Dingle-Halbinsel bei fantastischem Wetter.