Brotbacken in Barrigsen
Ein Gastartikel des Plötzblog-Teams
An einem wunderschönen Oktober-Wochenende waren wir nahe Hannover in dem kleinen Dorf Barrigsen zu Gast beim Verein Backhaus Barrigsen. In dem historischen Backhaus haben wir zwei Tage lang Brot, Laugengebäck und Hefezöpfe gebacken.
Jährliches Treffen des Plötzblog-Teams
Einmal im Jahr lädt Lutz sein kleines Team, welches ihn bei der Arbeit am Plötzblog unterstützt, zu einem gemeinsamen Wochenende ein. Diesmal ging es westlich von Hannover nach Barrigsen, wo Lutz seit vielen Jahren dem Backverein des Dorfes freundschaftlich verbunden ist. Lutz und Christina haben dort schon etliche Brotback-Kurse gegeben und schätzen den großen Holzbackofen, vor allem aber die wunderbare Unterstützung durch Harald und Sibylle vom Backhaus-Verein.
Harald kennt jede Tücke und Eigenart des Holzbackofens und übernahm für uns das Anheizen, das Auskehren und das Einschießen der Laibe. Sibylle versorgte uns mit Kaffee und einer köstlichen Brotzeit und packte tatkräftig beim Teigbereiten, Brezelschlingen und Zopfflechten mit an. Beide wollten gerne unter Lutz fachmännischem Blick die Orlishausener Kornkammer backen und damit ihre neuen Holzbackrahmen einweihen.
Um die anfänglich sehr starke und dann langsam abfallende Hitze des Ofens ideal auszunutzen, starteten wir mit Pizzen, für die Temperaturen über 300 °C ideal sind. Danach wurden ca. 60 Sylter Weißbrote eingeschossen, die bei für Brote ungewöhnlich hoher Hitze gebacken werden. Die Sylter Weißbrote sind zumindest von außen tatsächlich alles andere als weiß, sondern haben eine fast schon schwarz ausgebackene Kruste. im Inneren sind sie dafür umso heller, mit einer wunderbar grobporigen, saftigen Krume. Anschließend war die Hitze des Ofens soweit abgefallen, dass die Laugenbrezeln kurz abgebacken werden konnten und dann bei milder Hitze Hefezöpfe und Saatenbrote in ihren Holzbackrahmen in den Ofen geschoben wurden.
In der Zwischenzeit konnten wir immer wieder die wunderschöne Aussicht über die angrenzenden Felder bis hin zum Deister genießen und uns über Sonnenschein und fast sommerliche Temperaturen freuen. Im Backhaus wurde es schnell sehr warm und da die Teiglinge beim Formen möglichst nicht anhauten sollten, war Fensteröffnen nur bedingt möglich. Da tat ein kurzes Luftschnappen vor der Tür besonders gut und lud zu einem netten Klönschnack ein, zumal immer wieder neugierige Fahrradfahrer beim Backhaus hielten und auch andere Mitglieder des Backvereins vorbeikamen, um uns zu begrüßen.
Pizza
Für die Pizza haben wir ein denkbar einfaches Rezept verwendet, welches nur aus Mehl, Wasser, Salz und etwas Bio-Hefe bestand. Ein ähnliches Rezept findet sich hier im Blog. Den Teig haben wir am Vorabend gut geknetet und dann über Nacht bis zum nächsten Mittag bei Zimmertemperatur reifen lassen. Belegt wurde individuell klassisch, vegan oder als Pizza Bianca.
Sylter Weißbrot
Das Sylter Weißbrot besticht durch den Kontrast aus dunkler, knuspriger Kruste und heller, fluffig-saftiger Krume.
Am Vortag stellten wir den Vorteig und das Brühstück aus Altbrot her, die wir dann über Nacht reifen bzw. quellen ließen. Am nächsten Morgen kam die große Knetmaschine zum Einsatz und es wurden knapp 70 kg sehr weicher Teig hergestellt. In solchen Dimensionen zu arbeiten war für die meisten von uns neu und sehr interessant. Eine ganz andere Herausforderung als in haushaltsüblichen Mengen in der heimischen Küche.
Nach mehrfachem Dehnen und Falten wurden die abgestochenen Teiglinge mit viel Mehl und schnellen Griffen geformt, in die Gärkörbe gelegt und zur Stückgare gestellt.
Das Einschießen einer solchen Menge Teiglinge erforderte gutes Teamwork: Gärkörbe anreichen, Teiglinge auf den Einschießer stürzen, Gärkörbe wieder abnehmen und abstellen und nicht zuletzt das Brot einschießen. Dann hieß es warten …
Herausgekommen sind wunderbar saftige und köstliche Brote mit einer sehr kräftigen Kruste. Die Backstube wurde im Nu von einem atemberaubenden Duft erfüllt und wir konnten uns an unseren Werken kaum sattsehen, riechen und hören (die Kruste knisterte beim Abkühlen sehr verlockend). Nach kurzem Auskühlen wurde direkt angeschnitten und gekostet. Ein Genuss!
Laugenbrezeln (bayerisch)
Normalerweise enthalten Brezeln einen kleinen Anteil Butter oder noch besser Schweineschmalz. Das Fett wirkt als natürlicher Emulgator. Da wir diesmal jedoch vegane Brezeln backen wollten, haben wir stattdessen vegane Butter verwendet (früher auch als Margarine bekannt…), was sich geschmacklich nicht bemerkbar gemacht hat. Ein Rezept für bayerische Laugenbrezeln findet sich hier im Blog.
Nachdem wir alle Teiglinge rundgeschliffen hatten, ging es nach der Zwischengare ans Brezelschlingen. Dabei haben wir nach eigenem Geschmack, Lust und Laune sowohl bayerische (gleichmäßige Stränge) als auch schwäbische Brezeln (spitz zulaufende Stränge und somit dünne „Ärmchen“) geformt. Es wurde schnell klar, dass Brezelschlingen einiges an Übung erfordert.
Die nach bayerischer Art geformten Brezeln wurden nach dem Laugen überall mit Salz bestreut und nicht eingeschnitten, während die schwäbischen Brezeln am dicken Bauch eingeschnitten und auch nur dort mit Salz bestreut wurden.
Nach dem Backen haben wir die Brezeln für mehr Glanz auf der Oberfläche noch heiß mit Wasser abgesprüht. Egal ob in bayerischer oder schwäbischer Form, es sind sehr leckere, lockere und saftige Brezeln herausgekommen.
Kornkammer
Unsere Gastgeber Harald und Sibylle vom Backhaus Barrigsen e.V. haben sich schon häufiger am Plötzblog-Rezept für die Orlishausener Kornkammer versucht und dabei das Original-Rezept immer weiter abgewandelt. Diesmal wollten sie es nun gemeinsam mit Lutz probieren. Die neuen Holzbackrahmen aus Ahorn-Holz, welche von der Lebenshilfe extra für den Verein angefertigt wurden, sollten mit diesem Brot eingeweiht und getestet werden.
Holzbackrahmen werden vor der ersten Nutzung eingeölt und dann eingebrannt, um später ein Festkleben zu vermeiden. Da die Hitze des Ofens und die Zeit allerdings nicht mehr dazu ausreichten, wurde aushilfsweise Backpapier verwendet. Zudem mussten die Kornkammern leider etwas zu lang auf den Ofen warten, denn das Zöpfeflechten und Brezelschlingen dauerte länger als gedacht. Dadurch waren die Teiglinge schon etwas zu reif, als sie endlich in den Ofen durften. Dennoch war das Resultat ausgesprochen lecker.
Wasserstrietzel
Hefegebäck wie Blechkuchen oder Zöpfe eignet sich hervorragend, um die lange anhaltende Restwärme des Holzbackofens auszunutzen. Wir haben uns an Hefezöpfen versucht und dabei dieses Rezept aus dem Blog verwendet. Statt Schweineschmalz kam vegane Butter zum Einsatz. Christina zeigte uns, wie man Zöpfe aus ein, zwei, vier, fünf und sogar sechs Strängen flicht und sie war auch für ungewöhnliche Designs zu haben. Vom Einstrangzopf, mit Hagelzucker und Mandeln bestreut, bis zum runden Neunstrangzopf, mit zum Teil in Mohn gewälzten Strängen, durften wir uns kreativ ausleben.
Backhaus Barrigsen e.V.
Das Backhaus in Barrigsen wird von einem sehr engagierten Verein betrieben, der zur Zeit etwa 100 Mitglieder zählt. Das 160 Jahre alte Backhaus aus dem Weserbergland wurde in Eigenleistung mit alten Handwerkstechniken an anderer Stelle im Dorf abgetragen und im Jahr 2007 wieder neu aufgebaut. Nun wird mindestens einmal im Monat der große Holzbackofen angefeuert und zum gemeinschaftlichen Backen genutzt.
Wir danken Lutz und Christina für dieses spannende und lehrreiche Brotback-Wochenende und Harald und Sibylle für ihre herzliche Gastfreundschaft. Wir werden das Backhaus in Barrigsen in bester Erinnerung behalten und kommen hoffentlich irgendwann einmal wieder.