Im Erzgebirge („Arzgebirg“) ist es Tradition, dass jede Familie ihren eigenen Stollen bäckt. Es gibt nicht den erzgebirgischen Stollen. Es gibt so viele verschiedene erzgebirgische Stollen, wie Familien im selbsternannten Weihnachtsland leben und noch selbst backen.
Üblich war und ist es, die geschmacksgebenden Zutaten zusammenzustellen und diese dann beim Dorfbäcker abzugeben. Er wiederum gibt noch Mehl, Hefe und Wasser (oder Milch) hinzu und bäckt nach bestem Wissen und Gewissen das überlieferte Familienrezept zu einem schmackhaften Stollen.
Oft werden die Stollen schon im November gebacken, in jener Zeit also, in der es draußen früh dunkel wird, die erste weihnachtliche Stimmung aufkommt. Eine Zeit, in der sehr wahrscheinlich auch schon die ersten weißen Flocken aus den Wolken fallen und die ersten Weihnachtsurlauber die Ruhe des Erzgebirges suchen.
Der Stollen bekommt nach dem Backen viel Zeit zum Reifen. Drei bis vier Wochen sind es auf jeden Fall. Gut verpackt in Stollentüten aus Pergament oder Kunststoff, in Zeitungspapier und Tücher gehüllt, wird er kühl (ca. 12 – 16 °C) gelagert.
Das Anschneiden braucht Geduld. Erst am 25. Dezember, am ersten Weihnachtsfeiertag also, darf der erzgebirgische Stollen nach der Christmette durchtrennt und gekostet werden.
Das nachfolgende Rezept ist mein Hausrezept, etwas unkonventionell ausgestattet mit einem Mehlkochstück. Aber gerade dieser „Pudding“ verhilft dem Stollen zu seiner sehr langen Frischhaltung und Feuchtigkeit. Bei guter Lagerung ist ein Jahr Haltbarkeit kein Problem. Voraussetzung für die lange Haltbarkeit ist das kräftige und mehrmalige Buttern und Zuckern, auch und vor allem am Boden des Stollens.