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4. Juni 2012 · 4 KommentareRezension: „Geheimnisse eines französischen Bäckers“ von Peter Mayle und Gerard Auzet
Auf Empfehlung eines treuen Plötzblog-Lesers hat das Buch „Geheimnisse eines französischen Bäckers“ von Peter Mayle und Gerard Auzet zu mir gefunden. Ein kleines, aufwendig und liebevoll gestaltetes Buch mit festem Einband, erhabenem Umschlag, rotem Lesebändchen und einer ruhigen, edlen Typographie. Doch wer sind die Autoren und worum geht es im Buch?

„Geheimnisse eines französischen Bäckers“ von Peter Mayle und Gerard Auzet
Der Brite Peter Mayle ist in den 1970er Jahren Werbetexter gewesen und hat sich 1975 in der Provence als Autor niedergelassen. Sein wohl bekanntestes Werk ist „Ein guter Jahrgang„, der mit Russel Crowe in der Hauptrolle verfilmt wurde. Mayle ist, wie er im Buch schildert, mit dem in der Provence recht bekannten Bäcker Gerard Auzet befreundet, der nahe Avignon eine Traditionsbäckerei sein Eigen nennt. Auzet wollte sein Wissen und die Geschichte hinter der französischen Brotbäckerei über die Grenzen seiner Bäckerei hinaus der Öffentlichkeit zugänglich machen. Peter Mayle kam ihm mit seinem literarischen Talent dabei zu Hilfe.
Mayle schreibt in einem angenehmen, ehrvollen, ja fast schon ehrfürchtigen Ton über das französische Bäckerwesen, über die Geschichte der Bäckerfamilie Auzet und über den Genuss der typisch französischen Weizenbrote. Inhaltlich zeichnet sich dabei Gerard Auzet verantwortlich. Mayle sorgt für den literarischen Schliff. Kurze Anekdoten, Weisheiten und Zitate ergänzen dieses Kleinod der Backbuchwelt.
Der angeschlossene Rezeptteil überzeugt hingegen nur bedingt. Auf Basis weniger Grundrezepte finden mit ausgewählten Zutaten Variationen ihren Platz, so zum Beispiel Zwiebel-Weißwein-Brot oder Kürbisbrot. Sämtliche Rezepte arbeiten mit einer Mischung aus den Weizenmehltypen 550 und 812. Ein großes Manko, und – wie ich von meinem Leser erfahren habe – auf Übersetzungs- bzw. Umrechnungsfehler der Maßeinheiten aus der Originalausgabe zurückzuführen, sind die Mengenangaben. Auf 450 g Mehl viereinhalb Teelöffel Trockenhefe zu geben, ist grober Unfug. Das würde etwa 40 g Frischhefe entsprechen. Ebenso sind 2 Teelöffel im englischen Original nicht gleichzusetzen mit 100 g Kräuter der Provence in der deutschen Übersetzung. Andere fachliche Fehler sind sicher ebenfalls der mangelhaften Übersetzung des Rezeptteiles geschuldet. So soll der Nachbäcker „Teigkugeln flach klopfen, damit die Kohlensäure entweichen kann“. Sicher ist damit das Kohlendioxid gemeint.
Ob eine Weinempfehlung samt Internetseitenschleichwerbung zu den Broten nötig gewesen wäre, darüber lässt sich trefflich streiten. Was jedoch auf jeden Fall fehlt, sind Rezepte auf Basis eines Vorteiges, eines „Levain“, wie er im Buch erwähnt wird, aber nirgends als Rezept Eingang findet.
Kurzum: zum Schmökern und Eintauchen in die französische Brotkultur sehr empfehlenswert. Zum Sammeln von grundlegenden Tipps ebenso. Zum Nachbacken jedoch ist dieses Buch nicht angeraten, es sei denn, der Nachbäcker ist experimentierfreudig und resistent gegen Misserfolge. Wer das Lesen genießt und ein im besten Sinne eigenartiges Brotbuch von knappem Umfang sucht, ist mit Mayles Besuch in Auzets Bäckerei sicher glücklich.
„Geheimnisse eines französischen Bäckers“
112 Seiten, 2. Auflage, 2007
Verlag: Karl Blessing Verlag
ISBN: 978-3896673268
Größe: 16,8 x 12,6 x 1,8 cm
Preis: 12,00 €
Mein Dank gilt dem Karl Blessing Verlag, der mir das Buch zur Besprechung zur Verfügung gestellt hat.
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Aktualisiert am 29. Dezember 2013 |
Stefan
11. August 2013 um 01:30
Komisch, dass uns die Leute immer Peter Mayle schenken müssen, wohl weil wir in Frankreich leben. So bin ich auch an dieses Werk geraten. Den Rezeptteil habe ich gleich als unbrauchbar (da offensichtlich falsch) ignoriert. Und Mayle’s Schreibstil, na ja: Beim ersten Mal noch ganz nett zu lesen, aber da bereits in erschreckender Weise naiv und von der Realität Lichtjahre entfernt, also (sorry für die harsche Ausdrucksweise) eher dümmlich.
Und das ist auch in der englischen Ausgabe nicht anders.
Rudolf d. Ä.
1. Januar 2013 um 10:35
Ich hatte mir das Buch gekauft, weil ich scharf war, ein original-französisches Baguette zu backen, denn so war es auch angepriesen.
Na, ja, Das Baguette war nicht schlecht.
Aufgrund mehrerer Kommentare dazu habe ich mir das englische Original gekauft und gesehen, dass die Übersetzung an diesem Schlamassel schuld ist.
Die Rezepte der englischen Ausgabe stimmen.
Nur, ich habe den Eindruck, dass das Buch absichtlich für „Jedermann /-frau“ geschreiben ist. So ähnlich lautet jedenfalls ein Satz im Text.
Als Einstieg ist es nicht schlecht, den Rest, z.B. das Backen mit Levain, findet man ja hier beim Lutz.
Die deutsche Ausgabe kann ich aber keinem empfehlen. Das ist vergeudetes Geld.
Bernd
4. Juni 2012 um 10:11
Stimme dir absolute zu. Ich habe das Buch kürzlich ebenfalls bestellt und bereits gelesen. Es ist kurzweilig und nett geschrieben, war aber ebenso enttäuscht von den Rezepten. Schon aufgrund der angegebenen Zutaten / Mehle und Mengen würde ich diese nicht nachbacken. Umsomehr hätte ich etwas vom Ablauf, der Pflege der Vorteige und handwerklichen Fähigkeiten erwartet.
Susanne
4. Juni 2012 um 09:12
Danke für die Rezension,
ich hatte mir das Buch gekauft auf der Suche nach dem perfekten Baguette-Rezept. Na gut, nach diesem Rezeptteil bestimmt nicht – ich habe mich scheckig geärgert. Allerdings bin ich nicht auf die Idee gekommen, dass es sich um schnöde Übersetzungs- und Lektoriatsfehler handeln könnte…..