Über mich

Von der Geologie zum Brot

Geboren 1984 in der sächsischen Bergstadt Freiberg, mit Zwischenstationen in Gera und Cottbus und letztlich prägend für meine Kindheit aufgewachsen in Johanngeorgenstadt an der Grenze zu Tschechien. Dort war ich, wann immer es die Zeit zuließ, untertage. Nah am Gestein, nah an der Unendlichkeit der Zeit, nah dran am Ursprünglichen. Gesteine faszinierten mich schon als Kind. So einfach, so rau, so voller Geschichte, die wir mit unseren menschlichen Zeitmaßstäben nicht fassen können.

Bild eines 12-jährigen Jungen mit Grubenhelm und Stirnlampe

Untertage als Kind

Lutz mit 12 Jahren untertage im Erzgebirge

Erste Berührung mit der Bäckerei hatte ich schon früh. Mein Ururgroßvater väterlicherseits soll Bäcker gewesen sein. Mit dessen Enkel, meinem Großvater, durfte ich in Werdau morgens gegen 5 Uhr immer zum Bäcker gehen und an der Hintertür vor Ladenöffnung die noch warmen Doppelsemmeln holen. Ein Genuss! Diesen und andere Bäcker in Werdau gibt es leider nicht mehr.

Ein kleiner Junge, verkleidet mit hoher Kochmütze, beobachtet aufmerksam den Mini-Herd in der Küche. Ob sich im Topf schon etwas tut?

Als Kind in Kochmontur

Lutz mit fünf Jahren am Mini-Herd

Nach meiner Gymnasialzeit und dem Zivildienst in Chemnitz zog es mich zurück in meine Geburtsstadt Freiberg. Auch hier: erste Berührungspunkte mit Backwaren. Die Freiberger Eierschecke ist ein Muss. Ich liebte sie, aber gebacken habe ich sie damals nicht. Mein Studium der Geologie an der TU Bergakademie Freiberg hat mich zeitlich und inhaltlich ausgefüllt. Für meine Diplomarbeit ging ich einige Wochen nach Nordkalifornien, um im Goldbergbau Daten für Explorationsziele und zur Klärung der Lagerstättenentstehung zu sammeln. Schwere Daten, denn eine halbe Tonne Gesteinsproben nahm ich wieder mit zurück ins Labor, um daran rund ein Jahr zu forschen. Ein Glück, denn ohne diese aufwändige Arbeit an meiner 500-seitigen Diplomarbeit, wäre ich wohl nie zum Brotbacken gekommen.

Ein junger Mann in Bergmannausrüstung schlägt Gesteins-Proben aus einer Stollenwand.

Lutz als Student in Kalifornien

Lutz untertage in Kalifornien

Der Wechsel vom ofenlosen Studentenwohnheimzimmer in die eigene Wohnung und ein Frühstücksbesuch mit selbst gebackenen Brötchen weckten in mir die Idee, es einmal selbst zu versuchen. Das Ergebnis hat mich damals begeistert, vielleicht auch wegen der Brötchen selbst, aber noch mehr wegen der entspannenden Wirkung des Backens. Mein Kopf beschäftigte sich eigentlich rund um die Uhr mit der Diplomarbeit. Das Backen war der unbewusst ersehnte Ausgleich. Trotz oder dank des Backens schloss ich mein Studium mit Auszeichnung ab und begann als Lagerstättengeologe im Erzgebirge zu arbeiten. Parallel kamen meine drei Kinder zur Welt und meine Leidenschaft fürs Brot wuchs weiter.

Ein Geologe in weißer Schutzkleidung steht aufrecht im Stollen.

Als Geologe im Bergbau

Lutz als Geologe untertage im Marmorbergbau

Ende 2013 entschied ich gemeinsam mit meiner damaligen Frau in die Selbstständigkeit als Buchautor und Blogger zu gehen. Geologe und Brotbäcker parallel wären noch ein Jahr länger nicht gutgegangen. Es war die richtige Entscheidung. Mein Arbeitspensum verringerte sich allerdings nicht. Bis heute arbeite ich gern und viel. Arbeit ist Leben und Leben ist Arbeit. Ich ziehe viel Freude aus meiner Arbeit, denn wie schon als Geologe und als Kind fasziniert mich die Suche nach dem Ursprung. Nur, dass ich heute das Ursprüngliche beim Brot suche und mich mit der Entstehung unserer Erde nur noch am Rande befasse.

Einflüsse

Viele Brotblogger und Bäcker haben mich in meiner Anfangszeit beeinflusst, darunter Gerhard Kellner, Petra Holzapfel, Wolfgang Süpke und Björn Hollensteiner. Es fühlt sich in der Rückschau an wie eine Zeit des Aufbruchs, der Erneuerung. Wir alle haben Staub aufgewirbelt in der Bäckerszene, weil plötzlich alle Welt anfing, selbst zu backen und die kaufbare Brotqualität in Frage zu stellen. Medien wurden auf mich aufmerksam. Viele Radio- und Fernsehauftritte folgten, zig Zeitungsartikel erschienen. Der Freistaat Sachsen machte mich zu seinem Aushängeschild in einer Imagekampagne. Ich reiste viel durch Europa und den Rest der Welt für Backkurse und Beratungsaufträge. Offenbar hatte ich mit meiner Art zu backen einen Nerv getroffen.

Portrait von Bäcker Süpke und Lutz: Beide stehen in typischer Bäcker-Arbeitskleidung hinter einer großem Berg von frisch geknetetem Teig

Mit Bäcker Süpke

Lutz leicht schüchtern mit Bäcker Süpke

Aus den vielen Einflüssen der vergangenen Jahre entwickelte sich meine Art, Rezepte zu schreiben und Rezepturen zu entwerfen. Heute verwenden unzählige Bäckereien, Restaurants und Cafés meine Rezepturen oder wandeln sie auf ihre Bedürfnisse ab. Viele andere Internetrezepte und Brotbücher, die heute erscheinen, nehmen sich meine Veröffentlichungen als Ausgangsbasis, selbst wenn sie sich dessen oft nicht bewusst sind. Der Schreibstil, die Mengenverhältnisse und das Vokabular meiner Rezepte und Ideen paust sich ganz oft durch, obwohl die Quelle bewusst oder unbewusst irgendwo auf dem Weg verlorengegangen ist.

Umbrüche

Ich hatte als Kind und Jugendlicher schon viele Einschnitte und Umbrüche erlebt, die immer Schmerz und Freude zugleich waren, mich geschwächt und gestärkt haben. Auch beruflich sollte es Veränderungen geben. Nicht nur die Entscheidung zur Selbstständigkeit brauchte Mut, sondern auch der Kauf eines heruntergekommenen Hauses im erzgebirgischen Cranzahl, das ich aus eigener wirtschaftlicher Kraft saniert und zur Backstube umgebaut habe. Hier sollte meine bäckerische Zukunft liegen. Doch es kam anders. Durch die Scheidung von meiner damaligen Frau verlor ich nicht nur das fast fertig sanierte Haus und stand am Rande meiner wirtschaftlichen Existenz, sondern verlor über Jahre weitgehend den Kontakt zu meinen Kindern, ohne dass ich dies menschlich oder rechtlich hätte verhindern können. Mit dieser Ohnmacht im Nacken musste ich neu anfangen mit dem, was mir am meisten Freude bereitet: dem Brotbacken. Gelungen ist mir das auch mit der Hilfe vieler meiner Leserinnen und Leser, von denen einige mittlerweile zu guten Freunden geworden sind.

Blick auf die ehemalige Plötz-Backstunde in Cranzahl an einem Wintertag. Vor dem Haus ein Bäckerei-Transporter, im Vordergrund eine Bushaltestelle mit Schneeresten.

Backstube und Haus in Cranzahl

Backstube in Cranzahl

2017 zog ich nach Hamburg um. Hier baute ich zusammen mit Christina Weiß eine kleine Stadtteilbäckerei auf. Als „Brotkumpels“ backen wir nun seit 2022 halbjährlich sehr erfolgreich Brot für den Stadtteil Sasel. „Nebenbei“ geben wir als „Brotnomaden“ Brotbackkurse für Hobbybäcker wie Profibäcker im In- und Ausland, schreiben Brotbücher, engagieren uns in der Bäckerausbildung und diskutieren mit dem deutschen Bäckerhandwerk, um dem angestoßenen Sinneswandel auch Taten folgen zu lassen.

Blick in eine professionelle Backstube mit Teigkneter, Arbeitsplatte, Bäckerei-Ofen und verschiedenen Arbeitsutensilien

Brotkumpels-Backstube in Hamburg-Sasel

Die Backstube der Brotkumpels in Hamburg.

Mein Herzensprojekt, der Plötzblog, hat all die Jahre überdauert und wird von mir abseits der neuen Vorhaben und Tätigkeiten weiter gepflegt. Mehr über mich bei Wikipedia.