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20. Oktober 2014 · 4 Kommentare

Interview mit Monika Drax zum Buch „Köstliches von der Müllerin“

Neues Buch von Monika Drax

Neues Buch von Monika Drax

Monika Drax, eine der wenigen Müllerinnen in Deutschland, hat gemeinsam mit Franziska Lipp ihr erstes Buch veröffentlicht. Es dreht sich rund um ihren Beruf: Das Mehl. Oder besser gesagt: Es geht um all das, was man aus Mehl und anderen Getreideprodukten herstellen kann. Dazu hat sie nicht nur in ihrem eigenen Rezeptefundus recherchiert, sondern Mitarbeiter, Kollegen und Bekannte um Zuarbeit gebeten. Herausgekommen ist ein Buch mit Einblicken in die Müllerei und einer großen Vielfalt an „ländlichen“ Rezepten.

Ich habe Monika Drax zum Interview über ihr Buch eingeladen.

Hallo Monika. Franziska Lipp und du habt kürzlich ein Rezeptebuch herausgebracht, das sich ganz den Getreidespeisen widmet, von Rohkost über Kuchen bis hin zu Brot. Was war der Anlass dafür?

Es fing mit einer Fernsehsendung mit Max Schmidt, Roswitha Huber und mir an. Die Sendung hieß „Max Schmidt und das beste Brot der Welt“. Herr Dort vom gleichnamigen Verlag kam nach der Sendung auf mich zu (Roswithas Buch ist auch im Dort-Hagenhausen Verlag erschienen) und wollte ein Buch über verschiedene Mehlsorten und deren Verwendung mit Rezepten in sein Buchprogramm mit aufnehmen. Da dachte ich mir, das ist die Gelegenheit unser Fachwissen und liebe zu altem Getreide auf Papier zu bringen. Aber die Zeit ist immer knapp bei mir und von Beruf bin ich Müllerin und keine professionelle Autorin – deshalb die Idee, meine Freundin Franziska Lipp (Journalistin) mit ins Boot zu holen. Das war ein absoluter Glückgriff. In Windeseile hatten wir ein Konzept erarbeitet und umgesetzt. Die Inhalte stammten von mir, Franziska brachte alles in „Schwung“ bzw. in die richtigen Zeilen.

Wie lange hat es, von der Idee angefangen, gedauert, bis das Buch vor dir lag?

Etwa 1 Jahr.

Du hast viele der Rezepte im Buch von Kolleginnen, Bekannten und aus deiner eigenen Küche zusammengetragen. Waren Anpassungen nötig oder hast du die Rezepte eins zu eins übernommen?

Es waren viele Anpassungen notwendig. Auch in Bezug auf die Auswahl der Mehle.

Hattest du Zeit, die Fülle an Rezepten nachzubacken?

Standardrezepte und bereits bekannte Rezepte wurden nicht mehr nachgebacken. Aber ansonsten alles weitere.

Besonders gelungen finde ich die Einführung über die verschiedenen Getreide und Mehle. Vor allem die Tabelle zu internationalen Mehltypen ist hilfreich. Gibt es für dich als Müllerin ein Mehl, das dir besonders am Herzen liegt?

Danke! Am liebsten verwende ich das Dinkelmehl Type 630 und das Einkornvollkornmehl. Das hat wohl am meisten mit dem Geschmack der beiden Sorten zu tun.
Meine Lieblingsrezepte: Dinkel Kürbis-Gnocchi, Urkornbrot, Rotkorn-Walnuss-Brot und der Rharbarber Baiser Kuchen und die Flammenden Herzen!

Wen möchtet ihr mit eurem Buch erreichen?

Begeisterte (Hobby-) Köche/Bäcker, Gesundheitsbewusste. Uns war es ein Anliegen, die Vielfalt der Mehle zu präsentieren und die Leute zu animieren, öfters verschiedene Mehle in der Küche einzusetzen, auch die dunkleren Mehlsorten bis hin zum Vollkorn.

Jetzt kommt der Brotbäcker in mir durch: Für manche Brote verwendet ihr Vorteige aus Roggenmehl und Wasser, die ihr 12 Stunden warm reifen lasst. Welche Funktion hat diese hefefreie Mischung im Brot?

Das hast Du uns voll entlarvt . Du meinst das Rezept auf Seite 100?

Ja.

In dem Fall nur so eine Art Vorteig, der in Richtung Sauerteigherstellung zielt. Für einen Profi wie Dich kommen wir da in Erklärungsnot – das könnte man so oder so auslegen.

Bei meinem eigenen Buch habe ich die Erfahrung gemacht, dass der Wunsch nach mehr Platz für Informationen im Buch den Herstellungskosten und dem gewünschten Verkaufspreis entgegensteht. Hättest du dir noch mehr Platz gewünscht oder bist du mir dem Umfang zufrieden?

Mehr Platz wäre von Vorteil gewesen – leider mussten wir so einiges rausnehmen aus Platzgründen. Ich denke das erste Buch würde man das zweite Mal „anders“ schreiben, aus der neu gewonnenen Erfahrung heraus!

Ja, das kenne ich.
Ihr zwei kommt aus Bayern und einige regionale Rezepturen für Süßes und Herzhaftes habe ich entdecken können.
Regionalität wird auch bei dir in der Mühle groß geschrieben. Spielen alte oder ökologisch gezüchtete Getreidesorten eine Rolle im Buch?

Ökologie spielt eine große Rolle in der Mühle und auch bei der Auswahl der Zutaten in dem Buch. Alte Sorten bzw. Ursorten wie Einkorn, Emmer und Dinkel. Rotkornweizen oder Gelbmehlweizen finden in allen Rezeptkategorien in Buch Platz.

Du arbeitest häufig mit Vollkornmehlen. Sollten deine Leser die Mehle aus dem Getreide besser selbst frisch mahlen oder von einer Mühle beziehen? Wo liegen die Unterschiede?

Frisch mahlen ist erste Wahl – aber nur wenn die richtige Getreidemühle zur Hand ist. Der Feinheitsgrad vom Mehl ist entscheidend für das optimale Backergebnis. Die Rezepte im Buch sind auf feines Mehl gemünzt. Falls keine Mühle zur Hand ist (das dürfte eigentlich keine Müllerin so schreiben) – dann natürlich aus unserer Mühle, hier wird das Vollkornmehl immer frisch gemahlen und nie lange gelagert.

Zu guter Letzt: Was machst du mit deiner vielen freien Zeit, jetzt wo das Buch erschienen ist?

Freie Zeit? Ich muss dazu sagen, dass ich am Buch hauptsächlich am Abend und in der Nacht gearbeitet habe. Dann doch mal vom Gas treten, aber einerseits das nächste Bauprojekt in der Mühle planen… Zwischendurch ein bisschen Reisen, denn das Wandern ist des Müllers Lust…

Ich wünsche dir viel Erfolg mit eurem Buch und vor allem immer mehr Bauern, die ökologischen Landbau betreiben und deine Passion für seltene Sorten unterstützen.

Köstliches von der Müllerin
168 Seiten, 2014 (1. Auflage)
Verlag: Dort-Hagenhausen Verlag
ISBN: 978-3863620264
Größe: 25,4 x 19,8 x 2 cm
Preis: 19,95 €

Mein Dank gilt dem Dort-Hagenhausen Verlag, der mir das Buch freundlicherweise zur Besprechung zur Verfügung gestellt hat.

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Keine Kommentare

  1. Da ist viel dran, schaut nur mal im Supermarkt ins Mehlregal. Anstatt das es dort verschiedene Mehlsorten mehr gibt, Reihen sich dort Fertigpackungen für alle Gelegenheiten, dabei ist es doch recht einfach gute Dinge selbst herzustellen.
    Das Buch ist großartig, besonders gut finde ich die Info’s übers Mehl.
    Die Hefemengen muss man ja nicht übernehmen, es sind ist rundherum ein tolles Buch.

  2. Und kein Wort zu den fast durchwegs viel zu hohen Hefemengen? Zum Beispiel beim „schnellen Zopf“, für den 42 Gramm Frischhefe auf 500 Gramm Mehl  verlangt werden. Durchschnittlich liegen die Mengen weit über den von dir immer wieder empfohlenen 2-3%. Ein bisschen Kritik am Buch wäre durchaus angebracht. Vornehme Zurückhaltung wegen der Partnerschaft mit der Drax-Mühle? 

    • Die Hefemengen sehe ich genauso kritisch wie in anderen Büchern.

      • Altbekanntes Problem, meist verursacht durch die Anforderung des Lektors, hinsichtlich wirtschaftlicher Erwägungen. Die „Masse“ sucht nach *schnellen* Rezepten. Schnell und wenig Arbeit… das sind die Grundvorraussetzungen in deutschen Küchen. Wir geben unglaubliche Beträge für Küchen und Küchengadgets aus und sparen dann am Wesentlichen – am Essen. Kochen mit gesunden und frischen Produkten sind ein Luxus, den Frauen (aber auch Männer) sich nicht mehr leisten wollen. Angeblich weil es zu zeitaufwendig ist. Bedenkt man, was die Generation unserer Grossmütter und Urgrossmütter noch zu leisten hatten, (12 Stunden Arbeit – 7 Tage, due Woche), war da die Regel, mehr als drei Kinder so gut wie immer, keinen Geschirrsspüler, keine Waschmaschine, großer Garten, Vieh versorgen usw,….und die heute wird auf hohem Niveau gejammert – bei lächerlchen 6 Stunden Arbeit und max. 2 Kindern. Die Fertigprodukte der Nahrungsmittelindustrie beherrschen den Allag, weil Frau und Mann sonst zuviel an persönlicher Freizeit flöten geht, die die Gestressten nicht mal mit ihren Retalingedopten Kindern verbringen können, weil sie ja de Ruhe suchen…. möglichst in Selbstfindung begriffen… weil das durch Glutenunverträglchkeit und Laktoseintoleranz beeinträchtigte Kind, mit seiner Neurodermitis und ADHS den armen beruflich, schwerst gestressten Eltern übelst zusetzt. Arzttermine sind ja bekanntlich einzuhalten, svhon um den Medikamentenspiegel konstant zu halten … immer im Einklang mit den diversen chemischen Verbindungen im zeitsparenden Fertigfutter, in Brot und Brötchen, die nichts kosten dürfen, weil die Achtung vor dem ehrbaren Handwerk der Bäcker und Müller sprichwörtlich den Bach herunter sind. Verursacher des Elends ist in erster Liene der Verbraucher, deren mangelnde geistig-und körperliche Beweglichkeit noch bedient wird. 
        Ich finde es ist ein grossartiges Buch, das ich mit Freude gelesen habe, das vielleicht auch der Bande der Unverträglichkeitsflöten mal verdeutlcht, das ihre Probleme mit Flatulenzen, Diarrhoe meist (in 90% aller Fälle) nichts mit Gluten und/oder Laktoseintoleranz zu tun haben, sondern mit einer grundsätzlich falschen Ernährung und einer bodenlosen Faulheit, gepaart mit einem Destinteresse an grundlegendem Wissen, das unsere Grossmütter noch hatten …. damals als man trotz harter Arbeit und wenig Luxus noch die Zeit erübrigte um das Wenige das man hatte auf das Vortrefflichste zuzubereiten.

        Mit freundlichen Grüssen

        von der Mehlkäferin

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