Skandinavisch backen

von Trine Hahnemann

Kaum hatte ich mir das Buch „Skandinavian Baking“ von der in Großbritannien lebenden Dänin Trine Hahnemann gekauft, erschien das Werk in deutscher Übersetzung im EMF-Verlag. Ein Grund mehr, das Buch oder besser das Brotkapitel des Buches unter die Lupe zu nehmen.

„Skandinavisch backen“ von Trine Hahnemann

Die skandinavische Backtradition ist roggenbetont. Entsprechend groß ist die Leidenschaft der Autorin dafür. Ihre Roggenteige werden meist über zwei Tage geführt, bekommen einen kräftigen Charakter und würzig-säuerliche Aromen. Andere Brote wiederum, die komplett oder überwiegend aus Roggen bestehen, konzipiert Trine Hahnemann dagegen nur mit Hefe, zu Lasten des Geschmacks, der Verträglichkeit und der Backfähigkeit des Roggens. Mit dabei sind häufig Joghurt oder Buttermilch.

Jedes Rezept enthält eine kleine Anekdote oder Geschichte aus dem Leben der Autorin, das ohne das Selbstbacken für sie gar nicht denkbar wäre. Weizen- oder dinkellastige Brote und Brötchen werden auf Hefebasis zubereitet, andere mit einem Misch-Sauerteig. Generell sind Hahnemanns Rezepte auf lange Reifezeiten ausgelegt, meist mit weniger als zwei Prozent Hefe, über Nacht geführt, allerdings mit Ausreißern hin zu sechs oder gar zehn Prozent Hefe – viel zu viel und auch kein Übersetzungsfehler, wie zunächst vermutet werden könnte.

Übersetzungsschwächen zeigen sich dennoch, etwa wenn von bestimmten Teigkonsistenzen geschrieben wird, die im Deutschen teils drastischer (weicher) klingen, als die Autorin im Original beabsichtigt hatte.

Die Fotografien sind reduziert auf das Wesentliche, kühl und dunkel gehalten, skandinavisch eben. Die Gestaltung ist reduziert, übersichtlich und ansprechend. Kräftiges Papier macht das Werk zu einem dicken Wälzer bei „nur“ knapp 290 Seiten.

Grundlagenwissen fehlt im Buch. Lediglich zwei Seiten mit den wichtigsten Voraussetzungen zum Umsetzen der Rezepte sind enthalten, wenngleich fachlich nicht immer korrekt. So kommt der Hobbybäcker vor allem bei den Sauerteigrezepten zu guten Broten, aber ohne Anspruch auf Perfektion.

Fazit

Sympathisches Buch einer sympathischen Autorin, mit viel Liebe zum Backen geschrieben. Wer skandinavisch angehauchte Rezepte nicht nur im Brotbereich sucht, wird hier fündig und weitgehend glücklich. Insbesondere die Roggenbrote sind das Nachbacken wert.


Skandinavisch backen
62 Seiten, 2020 (neue, gekürzte Auflage)
Verlag: Edition Michael Fischer
ISBN: 978-3960936893

– Diese Rezension bespricht eine ältere, umfassendere Auflage. –
Mein Dank gilt dem EMF Verlag, der mir das Buch freundlicherweise zur Besprechung zur Verfügung gestellt hat.


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