Himmel und Hölle
Bericht von der IBA 2012 in München
Dank eines Tipps von Schelli habe ich gerade noch mitbekommen, dass dieses Jahr wieder die IBA stattfindet, das internationale Branchentreffen des Bäckerei- und Konditoreiwesens. Wie es der Zufall wollte, hatte ich just in der Messezeit beruflich in München zu tun und konnte einen Nachmittag lang vorbeischauen. Hier nun der kurze Bericht mit meinen Eindrücken inklusive Fotos der Deutschen Meisterschaft der Bäckermeister 2012.
Mein Ziel, alle 12 (!) Messehallen in gerade einmal 2 – 3 Stunden zu durchlaufen, glich einem Marathonlauf, oder besser vielleicht einem Sprint über mehrere Kilometer …
Was ich sehen durfte, war beeindruckend. Man hätte meinen können, auf einer Maschinenbaumesse zu sein. Sämtliche namhafte Hersteller von Bäckereigroßgeräten, seien es Knet-, Tourier-, Wirk- und Verpackungsmaschinen oder ganze Produktionslinien für Brote, Brötchen, Kleingebäck und Konditoreiwaren. Beeindruckend und schockierend zugleich. Mit Handwerk hat diese Entwicklung freilich immer weniger zu tun.
Noch weniger handwerklich wurde es bei Prunkständen von Backmittel- und Backmischungsproduzenten. Schon an der Größe und Ausstattung der Messestände wurde deutlich, dass die Zukunft unserer Backwaren nicht bei den kleinen Bäckereien liegt, sondern bei Backmitteln mit optimierenden Zusatzstoffen aus der biochemischen Industrie, bei perfektionierten Backmischungen für den anspruchslosen Bäcker und bei ebenso perfektionierter Tiefkühlware, die vor den Augen des Kunden nur noch (auf-)gebacken wird. Ein Trauerspiel.
Und mittendrin in Halle B3, umzingelt von 11 Hallen der Großindustrie, der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks, der sich wirklich grandios auf allen medialen und inhaltlichen Ebenen zu präsentieren wusste. Und das meine ich tatsächlich positiv. Ich konnte mit einigen Bäckern sprechen, die die zuvor beschriebene Entwicklung hin zur Großbackindustrie ebenso kritisch sehen. Unter diesen Bäckern, mit denen ich kurz bekanntmachen durfte, waren dann auch die Sieger der „Meisterschaft der Deutschen Bäckermeister 2012“: die Wild Bakers. In sieben Stunden mussten mehrere Teams zig Teige und daraus eine Vielzahl an Broten unterschiedlicher Formen und Geschmacksrichtungen herstellen. Die Perfektion, Schnelligkeit und Liebe zum Detail waren schon beeindruckend. Meine Favoriten waren die Wild Bakers. An dieser Stelle nochmal einen herzlichen Glückwunsch! Im Anschluss an die Bewertung der Jury wurden die übrig gebliebenen Wettbewerbsgebäcke für die Allgemeinheit zur Verfügung gestellt. Ich habe von den Wild Bakers-Baguettes genascht, war aber etwas enttäuscht. Vielleicht bin ich von meinen Langzeitbaguettes verwöhnt …
Genauso beeindruckend waren auch die Backwaren der Teams des bereits beendeten „Internationalen Bäckerwettbewerbs“, bei dem Frankreich das Rennen gemacht hat.
In den Gesprächen mit Bäckern hat sich übrigens herausgestellt, dass sich Mitglieder der Akademie Deutsches Bäckerhandwerk in Weinheim bisweilen auch Anregungen aus dem Plötzblog holen. Ein schönes Lob durch die Hintertür. Abseits der großen Messestände gab es glücklicherweise auch noch kleine Juwelen, darunter diverse Mühlen und Fachbuchverlage.
Mein Fazit: man sollte auch als Hobbybäcker einmal auf der IBA gewesen sein. Sie ist imposant, beeindruckend, bedrückend, anregend und außerdem sehr sättigend. An jeder Ecke gratis Backwaren und Eisbecher. Ich würde es wieder tun. Das nächste Mal aber fast vor der Haustür zur Sachsenback im April 2013 in Dresden. Die nächste IBA findet 2015 statt.
Eindrücke von der IBA 2012
PS: Die Fotos sind nicht die besten.
Ich hatte nur die kleine Handykamera dabei …