Update: kleine gegen große Kenwood - alles beim Alten?

Stammleser werden es wissen: Meine Meinung über die „Sparmodelle“ von Kenwood war bisher nie sonderlich gut. Ich selbst empfinde die großen Kenwoods (mit 6,7 l-Schüssel) sowohl innerhalb des Kenwood-Maschinenparks als auch im Vergleich zu anderen Spiralknetern für den Hausgebrauch in ähnlicher Größe als die bislang besten Maschinen, die man haben kann. Schon seit etlichen Jahren erreichen mich aber Anfragen, ob nicht die Nummer kleiner auch gute Ergebnisse bringt, immerhin ist der Preis deutlich geringer.

Kenwood Cooking Chef (hinten) vs. Kenwood Chef Elite (vorn).

Bislang habe ich immer geantwortet, dass die kleinen Modelle nicht vernünftig kneten und nicht so robust sind wie ihre großen Verwandten von Kenwood. Da sich diese Erfahrungen aber auf 4 – 5 Jahre alte Modelle beziehen, war es an der Zeit, meine Aussagen auch an der neuen Maschinengeneration zu testen. Konkreter Anlass war eine Mail eines Bloglesers, der kurz vor dem Kauf einer Kenwood steht, aber unsicher ist, welche er nun nehmen soll. Die Kleine oder die Große?


Ich habe mir nun ein Testmodell der Kenwood Chef Elite KVC5300S besorgt mit 4,6 l-Schüssel. Sie trat gegen eine Kenwood KCC 9060 S Cooking Chef Gourmet Timer mit 6,7 l-Schüssel an. Die Cooking Chef knetet identisch zu ihrer Verwandten Kenwood KVL 80 8320S Chef XL Titanium. Im Wesentlichen geht es hier um die Schüsselgröße und die Geometrie von Haken und Schüssel. Außerdem spielen für den Vergleich die Knetintensität und die Robustheit eine Rolle.


Ich habe mit einem Standard-Weizenteig (500 g Weizenmehl 550, 300 g Wasser zu 18,6 °C, 10 g Salz) bei einer Raumtemperatur von 23 °C parallel in beiden Geräten gemischt und geknetet. Ich habe mir den Knetverlauf, das Verhalten der Maschinen, die Teigtemperatur und die Teigentwicklung angesehen. Einen Roggenteig habe ich nicht getestet, weil es dabei immer nur ums Mischen geht. Das können selbst low budget-Modelle von Aldi & Co. Die Spreu trennt sich vom Weizen bei eben diesem: Weizenteig.

Knetzeit

Cooking Chef 5 Minuten langsam, 13 Minuten schnell 
Chef Elite 5 Minuten langsam, 18 Minuten schnell

Was bei der Cooking Chef (CC) „Min“ ist, muss bei der Chef Elite (CE) auf das Wiederholungszeichen eingestellt werden, um zur selben Geschwindigkeit des Hakens zu kommen. Auf zweiter Stufe habe ich bei der CC „1“ eingestellt, bei der CE „Min“.

Bei der kleinen Chef Elite reicht schon das Wiederholungssymbol aus, um eine recht zügige Mischphase zu haben. Die Einstellung „Min“ wäre dann die Knetstufe.

Teigentwicklung

CC schnelle Kleberentwicklung
CE langsamere Kleberentwicklung

Die Teigentwicklung nach 5 Minuten Mischen und 5 Minuten Kneten (links CE, rechts CC).
Die Teigentwicklung nach 5 Minuten Mischen und 10 Minuten Kneten (links CE, rechts CC).

Teigtemperatur

CC 25 °C 
CE 28 °C

Die langsamere Teigentwicklung drückt sich auch in der Teigtemperatur aus. Durch die längere Knetzeit ist die Teigerwärmung letztlich auch stärker.

Knetverlauf

CC Teig wird am Schüsselboden geknetet, wandert zeitweise etwas den Haken hoch, aber nie über den Teigteller. Die Maschine hat keinerlei Probleme, mit dem festen Teig klarzukommen, keine Belastungsgeräusche oder Stocker, sondern gleichmäßiges Kneten. 
 


CE Teig wandert zeitweise den Haken hoch und über den Teigteller hinaus. Der Knetarm ächzt, der Knethaken stoppt bei starker Beanspruchung durch den Teig mehrmals kurz (Millisekundenbereich). Die 800 g Teig sind die Obergrenze. Mit 1600 g Teig (Überlastungstest) besteht innerhalb von wenigen Minuten die Gefahr eines Getriebeschadens, selbst auf niedrigster Stufe. Dies wird noch dadurch unterstützt, das die niedrigste Stufe bereits mit einer Geschwindigkeit beginnt, die bei der CC erst auf zweiter Stufe zu finden ist.

Die CE nach dem Mischen (kein Unterschied zur CC).
Die CC nach dem Mischen (kein Unterschied zur CE).
Der Teig der CE nach 5 Minuten Mischen und 5 Minuten Kneten.
Der Teig der CC nach 5 Minuten Mischen und 5 Minuten Kneten: deutlich dehnbarer und elastischer als der Vergleichsteig der CE.
Kletternder Teig in der CE.

Fazit

Im Großen und Ganzen hat die Chef Elite (CE) im Vergleich zu ihren Vorgängermodellen aufgeholt, knetet inzwischen deutlich besser. Im Vergleich zu ihren großen Geschwistern wie der Cooking Chef (CC) kommt sie mir aber immer noch vor wie aus einer anderen Welt. Die Knetleistung (Schnelligkeit, Kleberentwicklung, Temperaturentwicklung, Teigklettern etc.) ist bei der Cooking Chef bzw. Chef XL Titanium mit Abstand besser als bei der Chef Elite. Auch die Geschwindigkeitsstufen sind bei den beiden großen Modellen deutlich sensibler auf die Teigkonsistenz anpassbar. Die Chef Elite startet bereits ziemlich schnell, was bei festeren Teigen problematisch werden kann. Die Teigmenge ist auf ca. 800 – 1000 g begrenzt, wenn es um normal feste Teige (etwa für Brötchen oder Weißbrote) geht. Mehr Teig führt zu einer größeren Gefahr eines Getriebeschadens und des Teigkletterns. In den 6,7 l-Modellen lassen sich dagegen auch 1,5 – 2,5 kg (je nach Konsistenz) problemlos kneten. Der Platzbedarf beider Maschinengrößen ist nahezu vergleichbar. Nur in der Höhe der Geräte gibt es größere Unterschiede, aber das ist in der Küche meist das kleinste Platzproblem.


An meiner Meinung wird sich also nicht viel ändern. Wer wirklich langfristig und ohne größere Probleme Teige kneten will, ist innerhalb der Kenwood-Familie mit den großen Modellen Cooking Chef oder Chef XL Titanium deutlich besser aufgehoben. Wer dauerhaft weniger als 1 kg Teig herstellen und die Maschine auch immer in Sachen Überlastung beobachten will, der kann auch zur Chef Elite greifen. Da eine Knetmaschine aber im besten Fall eine Anschaffung für das ganze Leben ist, lohnen sich ein paar Euro mehr, als sich hinterher über die Grenzen des günstigeren Modells zu ärgern.

Hinweis

Bei einem anderen Ausgang des Tests zu Gunsten der Chef Elite hätte ich dieses Gerät mit in meinen Brotbackpaketen* angeboten. Ich kann nach den oben beschriebenen Erfahrungen aber fachlich weiterhin nur die großen Modelle vertreten. Wer trotzdem gern die Elite kaufen möchte, wendet sich bitte an den Fachhändler seines Vertrauens.


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