Brotbacken im Holzbackofen
Manchmal haben kleine Verlage den großen einiges an Mut und Kreativität voraus. Im Buch „Brotbacken im Holzbackofen“ aus dem Verlag Neumann-Neudamm ist nun das Gegenteil der Fall. Ich frage mich sogar ernsthaft, ob sich dieses Buch überhaupt verkaufen lässt.
„Brotbacken im Holzbackofen“ ist mit seinem fast quadratischen Format sehr handlich. Layout, Inhalt und Fotografien sind jedoch unterhalb dessen, was ich noch als guten Geschmack bezeichnen würde. Nach wenigen Seiten Einführung zur Brotgeschichte, zum richtigen Holzbackofen und zum Anfeuern folgen Rezepte für Brote und teigbasiertes Herzhaftes und Süßes.
Wer auf der Suche nach Tipps zu Holzbacköfen ist, wird hier nicht fündig. Allemal Allgemeines und Selbstverständliches weiß es zu berichten. Hinzu kommt, dass sich zwei Kapitel (nämlich „Einkammerofen“ und „Temperaturbereiche im Holzbackofen“) Wort für Wort gleichen.
Die Rezepte arbeiten nach der typischen Kuchenbackphilosophie viel Hefe hilft viel. Überholte Weisheiten ergänzen die knappen Beschreibungen als Tipps verpackt. Andere inhaltliche Fehler tauchen u.a. beim Thema Sauerteig auf (Roggen müsse versäuert werden, weil ein Enzym dessen Kleber abbauen und das Brot dadurch zusammenfallen würde – mit kleberabbauenden Enzymen hat die Versäuerung nichts zu tun). Hinzu kommt der sehr einfach, fast schon schnoddrig gehaltene Schreibstil, der den Eindruck erweckt, das Buch sei in wenigen Minuten niedergeschrieben und in dieser Form ohne Überarbeitung belassen worden.
Der gleiche Eindruck stellt sich auch beim Layout und den Fotografien ein. Professionell ist hier nichts. Fotos mit Schlagschatten und schlechter Belichtung, unpassende Farben, abstoßende Schnörkelschrift in Kombination mit einer Mischung aus serifenloser und Serifenschrift, gepaart mit unharmonischen Zeilenabständen und Schriftgrößen.
Dass am Ende des Buches explizit auf das Fotostudio hingewiesen wird, in dem viele der laienhaften Aufnahmen entstanden, verschärft den Kontrast zwischen Anspruch und Wirklichkeit noch. Weshalb sich Hersteller wie Kahle, Pasta Noris, Fackelmann oder Zenker für solch ein wirklich schlechtes Buch als Kooperationspartner werben lassen, ist mir ein Rätsel.
Fazit
Ich weiß nicht, was der Verlag mit diesem autorenlosen Buch bezwecken möchte. Es kommt selten vor, dass ich es so explizit schreibe, aber „Brotbacken im Holzbackofen“ hat es verdient, nicht gekauft zu werden.
Brotbacken im Holzbackofen
128 Seiten, 2012
Verlag: Neumann-Neudamm
ISBN: 978-3788813772
Größe: 21 × 20,2 × 1,4 cm
Mein Dank gilt dem Neumann-Neudamm-Verlag,
der mir das Buch freundlicherweise zur Besprechung zur Verfügung gestellt hat.