Rund ums Brot
Sonderausgabe der Heilbronner Stimme
Die Heilbronner Stimme gibt seit zwei Jahren eine Reihe zum Thema „Wir backen“ heraus. Im November 2012 erschien eine neue Ausgabe zum Thema Brot. Auf 59 Seiten wurden Profirezepte von Bäckern wie auch Brotrezepte von Zeitungslesern abgedruckt.
Es ist löblich, dass eine Tageszeitung ihre Leser über Brot informiert und so auch das Handwerk selbst stärkt. Dabei stören auch die vielen Anzeigen nicht, ohne die es das Heft gar nicht erst geben würden. Der Preis von 3 Euro ist gerechtfertigt. Dennoch gibt es etliche Kritikpunkte. Wirklich positiv hervorzuheben ist vor allem die Gestaltung und die Fotografie.
Inhaltlich kommt der geneigte Leser auf seine Kosten, wird aber spätestens beim Versuch, die Rezepte nachzubacken, auf Hürden stoßen. Grundlagen werden nicht gelegt. Auf nur einer Seite sind „Tipps & Tricks“ aufgelistet, die als unverrückbare Weisheiten daher kommen, aber im Einzelfall nie derart allgemeingültig sind. Weshalb immer 5 – 10 % Sauerteig bezogen auf die Mehlmenge zugegeben werden sollen (normalerweise ist es deutlich mehr), weshalb Brote nur bei 200 – 230 °C angebacken werden (und nicht höher) oder wieso generell 1050er statt 550er Weizenmehl zum Brotbacken geeignet ist, bleibt verborgen.
Immerhin: Vorteige, Quellstücke und andere dem Geschmack und der Gesamtqualität wohltuende Zubereitungsweisen werden kurz angerissen oder sind in die Profirezepte integriert worden. Einen Großteil dieser Rezepte hat der amtierende beste deutsche Bäckermeister Johannes Hirth beigesteuert. Daher auch die ausgewogenen Rezepte, wenngleich darin immer noch mit sehr viel Hefe gearbeitet wird. Kopschüttelnd weiterblättern kann der Leser allerdings bei seinem Tipp, aus einem Weizenmischbrot durch Zumischen von Tiefkühlpommes ganz schnell ein Kartoffelbrot zu backen. Von einem Bäckermeister hätte ich anderes erwartet.
Die Leserrezepte beschränken sich entweder auf zu Snacks verarbeitetes Brot, auf Brotaufstriche oder auf nicht empfehlenswerte Zubereitungen aus Mehl, Wasser, Salz und viel zu viel Hefe (Stichwort „Ruckzuck-Brot“).
Insgesamt ein interessantes Heftchen mit vielen Standardbrotrezepten, die für den mit Vorkenntnissen ausgestatteten Hobbybäcker zum Nachbacken geeignet sind. Für Laien oder Hobbybäcker mit weitergehenden Ansprüchen an Hefemengen und Zubereitung lohnt sich „Rund ums Brot“ maximal als Quelle für Anregungen.
Das Heft ist bei der Heilbronner Stimme oder als E-Paper erhältlich.
Erstaunlich ist nur, dass das E-Paper teurer (3,59 Euro) als das gedruckte Heft angeboten wird …
Mein Dank gilt der Heilbronner Stimme,
die mir das Heft freundlicherweise zur Besprechung zur Verfügung gestellt hat.