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5. Mai 2012 · 29 KommentareThüringer Rücklinge

Thüringer Rücklinge
Ein weiteres Rezept aus den 1930er Jahren. Im alten Backbuch heißt es:
Die Thüringer Rücklinge (Rögglinge) findet man in der Jenaer und Weimarer Gegend. Früher führte man einen besonderen Rücklingvorteig, heute arbeitet man etwa 1/4 Sauerteig […] unter den üblichen Semmelteig […].
Die Doppelbrötchen mit Sauerteig zeichnen sich durch ihren Kreuzschnitt aus, der zu einem großen Krustenanteil führt. Das wiederum belebt den aromatischen Geschmack, der wirklich einzigartig ist. Im Nachgang kommt eine nicht näher definierbare salzig-würzige Note zum Tragen, die mich begeistert hat. Die Krume ist kleinporig, aber schön wollig-fluffig.
Auf die Kümmel-Salz-Mischung zum Bestreuen habe ich unfreiwillig verzichtet. Ich habe sie schlichtweg vergessen…
Roggensauerteig
- 120 g Roggenmehl 1150
- 80 g Wasser
- 12 g Anstellgut
Hauptteig
- Sauerteig
- 380 g Weizenmehl 550
- 70 g Wasser
- 150 g Milch (3,5% Fett)
- 7 g Frischhefe
- 10 g Salz
Die Sauerteigzutaten vermischen und bei Raumtemperatur 18-22 Stunden reifen lassen.
Alle Zutaten 8 Minuten auf niedrigster und 3 Minuten auf zweiter Stufe zu einem glatten und relativ festen Teig verarbeiten.
60 Minuten Gare. Nach 20 und 40 Minuten ausstoßen.
8 Teiglinge zu ca. 100 g abstechen, rund schleifen und anschließend leicht länglich stoßen, sodass eine Seite etwas spitz zuläuft.
Je zwei Teiglinge mit den spitzen Enden aufeinanderlegen.
60 Minuten Gare bei ca. 26°C mit Schluss nach unten in Bäckerleinen.
Vor dem Einschießen kreuzweise einschneiden, mit Wasser abstreichen und bei Bedarf mit einer Kümmel-Salz-Mischung bestreuen.
Bei 230°C 20 Minuten mit Dampf backen.
Material- und Energiekosten: 1,40 €
Zubereitungszeit am Backtag: ca. 3 Stunden

Rösche, gefensterte Kruste, wollig-fluffige und aromatische Krume: Thüringer Rücklinge (Rögglinge)
(eingereicht bei YeastSpotting)
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Aktualisiert am 10. Mai 2012 |
Petra K.
15. August 2022 um 19:11
Hallo, irgendwie steh ich auf dem Schlauch….Je zwei Teiglinge mit den spitzen Enden aufeinanderlegen… wird das Ganze nicht zu dick? Oder soll man sie aneinander legen? Vielen Dank schon mal für Antwort. Lg
Die alte Isa
16. August 2022 um 05:21
Hi Petra,
du legst nur die Spitzen aufeinander und dadurch die Teiglinge aneinander 😉
Liebe Grüße!
Petra K.
16. August 2022 um 08:08
Dankeschön 😊
Andreas
24. Februar 2019 um 10:18
Hallo, wir planen gerade diverse Brötchen-Rezepte mit einem kleinen Anteil Sauerteig und ohne Roggenmehl-Anteil im Hauptteig zu backen (Kölner Röggelchen, Mainzer Wasserweck, dieses hier).
Ich verstehe die Rezepte so, dass der hauptsächliche Trieb von der zugesetzten Hefe kommt. Kann man die Rezepte daher dazu nutzen, vom Auffrischen übrig gebliebenen Sauerteig zu verarbeiten?
Grüße,
Andreas
Lutz
5. März 2019 um 06:03
Wenn er einigermaßen mild ist, mag das funktionieren. Ansonsten ist im Rezept die Sauerteigmenge zu groß, um sie mit altem Anstellgut zu ersetzen.
Lutz Dietrich
3. Februar 2019 um 01:16
Hallo Namensvetter, habe Rücklinge früher oft in WE gegessen und hätte nun Lust sie selbst zu backen da es so etwas in NRW nicht gibt.
bin kein Bäcker und nur Laie mit ein bisschen Backerfahrung bitte hilf mir weiter,wo bekomme ich Sauerteig her und was bitte ist Anstellgut?
M.f.G. Lutz
Lutz
9. Februar 2019 um 12:15
Sauerteig kannst du selbst herstellen: https://www.ploetzblog.de/tipps-und-tricks/sauerteig/
Oder du lässt dir welchen schenken: http://www.sauerteigboerse.de.
Zum Anstellgut findest du hier Infos: https://www.baeckerlatein.de/anstellgut/
Chantal
18. Januar 2019 um 19:56
Hallo Lutz,
Ich bin Erfurterin und habe erst vor kurzem angefangen mit Sauerteig zu arbeiten. Die Rücklinge klingen sehr einfach und interessant. Allerdings frage ich mich, warum du “ nach 20 und 40 min abstoßen“ geschrieben hast. Bzw. wie genau setzt man das in der Praxis um?
MfG
Chantal
Lutz
26. Januar 2019 um 15:36
Ausstoßen bedeutet, dass der Teig kurz durch leichtes Kneten entgast wird.
Sylvia
28. Dezember 2014 um 22:22
Hallo Lutz,
Die Rücklinge sind der Knalla!! 😉
Sehr gelingsicher, sehr, sehr lecker und es macht enorm Spaß diese zu backen.
Derzeit die Favoriten „einfacher“ Semmeln.
mfg.
Annette
18. September 2014 um 16:12
Also ich kenne diese Rücklinge ganz anders: Reiner Roggenteig. Das Teigstück ist eher quadratisch und in der Mitte aufgerissen – viel Kümmel. Leider habe ich diese Teilchen seit meiner Kindheit – also vor 30 Jahren – nicht mehr gegessen. Damals hat die ein Bäcker aus Gaberndorf – bei Weimar – hergestellt.
Anja
2. Juni 2018 um 15:39
Ja, so hab ich die auch in Erinnerung. Unsere haben wir immer in Schöndorf geholt. Die gab es da immer nur an einem bestimmten Tag .
Annett und Micha
6. Mai 2013 um 07:26
Hallo lieber Lutz,
diesen Schönheiten haben wir als original Thüringer uns gestern gewidmet und es wurde ein Frühstück zum Schwelgen. Himmlisch knusprig und aromatisch mit leichter Würze – toll! Wenn der Backaufwand am Tag des Frühstückes nur nicht so enorm wäre, dann würden die sicher unsere Standardbrötchen! Hast du eventuell einen Ansatz, wie man vorgehen könnte, dass sie morgens nach einer Übernachtgare direkt in den Ofen könnten?
Liebe Grüße und wieder einmal vielen vielen Dank für ein grandioses Rezept!
Annett und Micha
Lutz
6. Mai 2013 um 18:09
Hallo ihr zwei,
aus dem Bauch heraus würde ich nur 4 g Hefe nehmen und die Teiglinge nach dem Formen bei 5°C für 8-10 Stunden in den Kühlschrank stecken (in Bäckerleinen, wie beschrieben, aber oben drüber noch eine Folie). Am Morgen umdrehen, einschneiden und sofort backen. Wundert euch nicht, wenn auf der Kruste kleine Blasen entstehen. Das ist normal bei kalter Gare.
Annett und Micha
7. Mai 2013 um 07:53
Super, danke dir Lutz!
Mit dem Bäckerleinen im Kühlschrank…wie genau muss das gemacht werden? Müssen die Brötchen darin hängen? Dann wirds schwer aber natürlich für den Liebhaber frisch gebackener Brötchen am Morgen nicht unmöglich 😀
Wir werden dir nach dem Versuch dann sehr gern Bericht erstatten!
Liebe Grüße und an dieser Stelle Glückwunsch zum schönen Artikel im Tagesspiegel!
Annett
Lutz
7. Mai 2013 um 14:35
Hallo Annett, du legst das Bäckerleinen einfach auf ein Brett oder Blech, das in den Kühlschrank passt, bemehlst es ein wenig, legst du Teiglinge verkehrt herum darauf, schlägst das restliche Leinentuch darüber, deckst alles mit einer Folie/Tüte ab und ab in den Kühlschrank. Du kannst du Tuch auch noch nach jeder Reihe mit Teiglingen in eine Falte legen, damit sich die Teiglingsreihen gegenseitig stützen.
Annett und Micha
11. Mai 2013 um 19:28
Lieber Lutz,
das Vorhaben ist absolut geglückt und die Brötchen waren mit deinem vorgeschlagenen Vorgehen genauso lecker wie die letzten – wenn nicht noch ein kleines bisschen himmlischer…;)
Hier ein kleiner Blick auf das Ergebnis…
Vielen Dank dir!
Annett und Micha
Lutz
12. Mai 2013 um 17:37
Sehen wirklich gut aus!
Katrin
14. August 2012 um 15:12
Hallo Lutz,
werden die Brötchen mit Schluß nach oben oder nach unten gebacken?
Viele Grüße
Katrin
Lutz
14. August 2012 um 16:32
Hallo Katrin, sie werden mit Schluss nach unten gebacken.
IreneKe
22. Mai 2012 um 12:04
Hallo Lutz,
mit fällt auf, dass man bei diesem Sauerteig Ansatz viel weniger Wasser nimmt als ich es sonst gewohnt bin (meist 1:1)
.
Hat dies einen bestimmten Grund und/oder Wirkung?
Lutz
22. Mai 2012 um 13:50
Je fester der Sauerteig ist, umso länger braucht er zum reifen, hält dafür aber auch umso länger seine Reife bis er verarbeitet werden muss. Ich bilde mir auch ein, dass ein festerer Sauerteig eine etwas andere Säure/Geschmack in den Teig bringt.
Sperling
18. Mai 2012 um 07:56
Hallo Lutz,
ich werde die Rücklinge für das Wochenende einplanen. Wenn ich die Kümmel-Salz Mischung noch darauf gebe, wie wäre da das Verhältnis von Kümmel und Salz?
Viele Grüße
Sperling
Lutz
18. Mai 2012 um 13:38
Dazu habe ich keine Angaben aus dem Buch. Ich würde es vielleicht auf 1:8 setzen, also 1 Teil Salz, 8 Teile Kümmel.
Ebbi
16. Mai 2012 um 13:18
Hallo Lutz,
ich bin durch Hansigü im Brotbackforum auf dein Rezept gestoßen und musste es gleich nachbacken. Ich kann nur sagen – superklasse!
Es gibt allerdings einen schwerwiegenden Nachteil, sie sind viel zu schnell gegessen! Das nächste mal werde ich mindestens die doppelte Menge backen.
Liebe Grüße
Ebbi
Hansigü
12. Mai 2012 um 09:27
Hallo Lutz,
beim Stöbern bin ich heute auf dieses neue Rezept gestoßen und als Thüringer muss ich das natürlich ausprobieren. Die sehen schon mal gut aus. Und Deine Geschmacksbeschreibung hört sich schon mal gut an. Ich bin sehr gespannt und danke Dir für das Rezept!
Gruß Hansi
Hansigü
13. Mai 2012 um 19:52
So, die Brötchen sind fertig und ein absolutes Gedicht!
Ich bin sehr begeistert ! Und sie schmecken so, wie Du es beschrieben hast! Danke nochmal für das Rezept.
Ach so, den Begriff „ausstoßen“ kenne ich so noch nicht.
Wie machst Du das?
Gruß Hansi
Lutz
14. Mai 2012 um 15:08
Das freut mich, Hansi. Beim Ausstoßen wird der Teig nochmal kurz von Hand durchgeknetet, damit das von den Hefen produzierte CO2 gegen Luftsauerstoff ausgetauscht wird. Das regt wiederum die Hefetätigkeit an.
Birgit Müller
5. Mai 2012 um 17:49
Die sehen richtig gut aus, Lutz!
Ich gucke gerade nach deinen Röggelchen, da kommt dieses Rezept ganz neu von dir rein. Danke!!
LG Birgit