BLOGBEITRAG

25. März 2023 · 19 Kommentare

Gersterbrot

Gersterbrot

Gersterbrot

Gersterbrot ist eine hannoversche Mischbrotspezialität. Sie hat nichts mit Gerste zu tun. Der Begriff „gerstern“ rührt von der Bearbeitung des Teiglings nach dem Formen her. Er wird abgeflämmt (z.B. mit einem Gasbrenner). Dadurch verkleistert die Oberfläche und entwickelt einen besonders röstigen Geschmack. Außerdem soll dadurch mehr Feuchtigkeit im Teig bleiben, was ich persönlich aber für fraglich halte.

Das Brot ist nicht nur ein Hingucker, sondern auch ein Hinschmecker!

Roggensauerteig

  • 5,4 g Salz
  • 271 g Wasser (50 °C)
  • 271 g Roggenmehl 1150
  • 54 g Roggenanstellgut TA 200 (weich) (5 °C)

Vorteig

  • 87 g Wasser
  • 162 g Weizenmehl 550
  • 0,22 g Frischhefe (5 °C)

Brühstück

  • 16 g Salz
  • 108 g Altbrot (geröstet, gemahlen)
  • 325 g Wasser (100 °C)

Autolyseteig

  • 162 g Wasser (20 °C)
  • 271 g Weizenmehl 550

Streiche

  • 108 g Wasser
  • 108 g altes Roggenanstellgut TA 200 (weich) (5 °C)

Hauptteig

  • gesamtes Brühstück (60 °C)
  • gesamter Autolyseteig
  • 352 g Roggenmehl 1150
  • gesamter Vorteig
  • gesamter Roggensauerteig
  • gesamte Streiche (5 °C)
  • Kartoffelstärke (zum Stauben)

Roggensauerteig

Mischen, bis sich die Zutaten zu einem weichen Teig verbunden haben. 12-16 Stunden bei 20 °C reifen lassen.

Vorteig

Mischen, bis sich die Zutaten zu einem festen Teig verbunden haben. 12-16 Stunden bei 20 °C reifen lassen.

Brühstück

Die Zutaten mit dem kochenden Wasser übergießen. Mit einem Schneebesen vermischen. Eine Frischhaltefolie direkt auf die Oberfläche drücken.

30 Minuten bei 20 °C quellen lassen. Dabei auf 60 °C abkühlen lassen.

Autolyseteig

Mischen, bis sich die Zutaten zu einem mittelfesten Teig verbunden haben. 30 Minuten bei 20 °C quellen lassen.

Streiche

Mit einem Schneebesen vermischen. Bis zur Verwendung bei 5 °C lagern.

Hauptteig

Die Zutaten in der genannten Reihenfolge in die Schüssel wiegen.

Mischen, bis sich die Zutaten zu einem Teig verbunden haben (gewünschte Teigtemperatur: ca. 29 °C).

1,5 Stunden bei 20 °C reifen lassen. Dabei nach 45 Minuten kräftig ausstoßen.

Teiglinge zu je 1150 g abstechen und straff langwirken.

Mit der Sauerteigpaste abstreichen.

Die Teiglinge (Schluss nach unten) auf einer feuerfesten Unterlage mit einem Gasbrenner abflämmen, bis sich dunkelbraune Flecken bilden.

1 Stunde bei 20 °C mit Schluss nach oben in je einem mit Kartoffelstärke bemehlten Gärkorb offen reifen lassen.

Die Teiglinge dicht nebeneinander auf Backpapier stürzen, sodass sich die langen Seiten berühren (Schluss nach unten).

Das Wellenschliffmesser senkrecht zur Teiglingsoberfläche halten und diese dreimal quer einschneiden.

Das Backpapier mit dem Teigling mithilfe eines flachen Bleches oder Brettes in den auf 250 °C vorgeheizten Ofen auf den Backstein befördern. Sofort kräftig bedampfen. Den Ofen sofort auf 210 °C herunterdrehen. Den Dampf nach 20 Minuten ablassen. Insgesamt 1 Stunde ausbacken.

Zubereitungszeit am Backtag: ca. 4,5 Stunden

Zubereitungszeit gesamt: 17 Stunden

Gersterbrot

Gersterbrot

Wer seine Quellen angibt, schätzt die Arbeit Anderer wert. Ich habe in diesen Blog über zehn Jahre lang eine Menge Zeit, Kraft und Geist investiert und tue es immer noch. Deshalb bitte ich dich, bei jeder öffentlichen Nutzung meiner Ideen, Rezepte und Texte immer die konkrete Quelle anzugeben.

Willst du auf dem Laufenden bleiben, dann abonniere gern meinen kostenlosen Newsletter.

Möchtest du meine Arbeit am Blog unterstützen, dann freue ich mich auf DEINE HILFE.
Aktualisiert am 1. April 2023 |

Keine Kommentare

  1. Moin zusammen, 
    ich kenne denn Backprozess beim Gerster wie folgt: die Teiglinge mit Feuer abbrennen bis der Teig außen eine leichte Kruste bildet. Danach mit warm gemachten flüssigen Pflanzenfett (z. B. einmal benutztes Fett, welches bereits für Pommes oder Ähnliches im Einsatz war) über die Brote streichen und weiterbacken. Dadurch erhalten sie einen wunderbaren Glanz.

  2. Hallo ich habe eine Frage. Kommt die Streiche wie im Rezept angegeben noch in den Hauptteig? Habe es in den Hauptteig gegeben. Der kommt mir zum Freischieben etwas zu weich vor. Bin beim backen noch nicht so firm. Danke für eine Antwort

    • Berni,
      mit einem Pinsel wird ein Teil der Streiche auf dem fertig geformten
      Brot aufgetragen, der Rest verworfen (Kompost).
      Wo steht denn, das die Streiche in das Brot kommt?

  3. Hallo Iris,
    es gibt kleinere Gasbrenner für den Haushalt. Z.b. für das Karamellisieren. Ist zwar mehr Mühe, geht aber auch.

  4. Hallo lieber Lutz,
    dieses Rezept hört sich sehr gut an. Nur habe ich leider keinen Gasbrenner, gibt es eine andere Möglichkeit??

  5. Alles in allem ein gutes Brot das sehr interessant aussieht und sehr gut schmeckt. Auf meine top-ten-Liste wird es aber nicht kommen, dazu ist es mir zu aufwändig und Geschirrintensiv und das schmecke ich Banause nicht wirklich raus. Das gerstern mit meinem kleinen Brenner für Crème brûlée habe ich schnell aufgegeben und mir aus der Werkstatt den Gasbrenner geholt, damit ging es ratzfatz. Tatsächlich reicht es vollkommen aus ca. die Hälfte der Streiche anzurühren. Mehr bekommt man nicht aufgestrichen. Kleiner Tipp für Nachbacker: Nicht so viel Kartoffelstärke in die Körbchen stauben wie ich, sonst verliert das Brot den schönen Glanz.

  6. Yay! Kein Gersterbrot in BaWü war der Grund, überhaupt als Hannoveraner Brot backen zu wollen.
    Ich bin gespannt auf’s Ergebnis.

  7. Hab das Brot heute gebacken und es ist echt richtig gut geworden. Eine Frage hätte ich aber dazu noch. Wie bekomme ich die Streiche auf das Brot? Ich habe maximal die Hälfte verteilt, danach lief alles nur noch auf die Arbeitsfläche. Optisch ist aber alles gut gut geworden.

    • Hallo Florian,
      Mit einem Pinsel.

      • Na gut, mit dem Pinsel ist mir klar, aber ich habe nicht die ganze Streiche aufbrauchen können. Es war meiner Meinung nach viel zu viel.

        • Hallo Florian
          das ist doch klar und logisch, dass man so`ne große Menge Streichflüssigkeit nicht auf ein – zwei Brote verteilen kann.
          Man nimmt einfach nur soviel wie nötig und der Rest wird halt weg gekippt. Besser wäre nat. gleich weniger davon anrühren, egal was in solchem Fall das Rezept meint.

  8. Hallo, das habe ich als Kind schon geliebt – und als gebürtiger Hannoveraner ist es mir ein stetes Anliegen, zu sagen, dass es sich um eine „hannoversche“ Spezialität handelt, nicht wie oben geschrieben. 🙂 Ich werde mich nun, mal an das Rezept machen, in meiner Kindheit war es zwar viereckig, aber das wird sicher keinen großen Unterschied machen. Danke dafür, diese Flecken erinnere ich gut, wäre im Leben nicht drauf gekommen, wie die entstehen.

  9. Hallo lieber Lutz,
    dieses Rezept hört sich sehr spannend an. 
    Kann man für die Streiche auch altes Weizenanstellgut verwenden?

    Viele Grüße 
    Mona

  10. Moin Lutz,
    eine kleine Korrektur.
    Das Gersterbrot wird nach dem einschlämmen einige Minuten gebacken und dann abgeflämmt.
    Gruß aus Hannover
    Manny

    • Je nach Bäckerei. Ich habe bislang in Bäckereien das sofortige Abflämmen öfter gesehen.

    • Ich war versucht, zu sagen, dass Gersterbrot ein Kastenbrot ist und dies das erste frei Geschobene, das mir zu Gesicht kam.
      Mal gut, dass ich es gelassen habe. Hätte mich blamiert, 😅
      Manny, wenn Du eine Suche nach
      „Bäcker Göing + unser Gersterbrot + Facebook“ machst, kannst Du ein Video direkt aus der Backstube vom Gerstern sehen.
      Das sieht ja doll aus, da ist ja mehr Kirmes auf dem Gerster-Karussell, als in jedem italienischen Pizzaofen und es ist tatsächlich ein roher Teigling von einem Hannoveraner Bäcker.
      Die Prozedur ansich habe ich bisher auch noch nie live gesehen und Gersterbrot hat es bis in unsere Ecke des Nordens auch nicht geschafft.
      Ich bin begeistert, das mal gesehen zu haben.  

    • H
      Moin Heidi,
      Ich bin mit Klaus Borchers und seit kurzem auch der Bäckerei Fahrenhorst vernetzt.
      Das sind halt Traditionsbäcker.
      Evtl. hat Lutz ja mal Lust auf einen Besuch in der Backstube.

Schreibe einen Kommentar

Sidebar ein-/ausblenden