Das Backtagebuch – Tag vier

Brotbackbuch Nr. 2

Bis kurz nach dem Erscheinen von Brotbackbuch Nr. 2 Anfang April 2015 werden Björn und ich immer mittwochs wechselseitig Einblicke in die Entstehung des Buches gewähren. Im vergangenen Sommer haben wir beide eine Woche lang mehr als 100 Rezepte gebacken und fotografiert. Nicht nur, dass all das extrem körperlich anstrengend war, Björn hat darüber auch humorvoll Tagebuch geführt. 

Ich habe mir erlaubt, ergänzend in seine Worte einzugreifen und präsentiere euch nun Tag 4 des Backmarathons. Wer mehr Infos zum neuen Buch sucht oder es gleich bei mir vorbestellen möchte, folge diesem Link. Der nächste Beitrag erscheint in exakt einer Woche bei Björn, der letzte Tagebucheintrag folgt dann am 11.4.2015 hier im Plötzblog.

30.07.2014

Immerhin schafft Björn es heute, schon um 05.30 Uhr seinen Wagen die Einfahrt des Geißlerschen Anwesens hinauf zu lenken. Ein wenig übernächtigt ist er schon, der Lutz, der unter den tadelnden Blicken seiner Liebsten schon wieder seit 4 Uhr morgens in der Backstube zu Werke geht.

Irgendwie erinnert Björn das gerade sehr an seine Zeit bei der Bundeswehr oder an die Nachtschichtwochen im Krankenhaus. Bei längeren Übungen im Feld verliefen die Tage auch so ähnlich: Am ersten Tag voller Energie in die Sache hineingestürzt, kommt schnell die Erkenntnis, dass das Leben nicht immer ein Ponyhof ist. Und gerade jetzt bestimmt nicht. Am zweiten Tag kommt die Erschöpfung, vor allem in der zweiten Tageshälfte. Am dritten Tag dann die Krise: Hier muss entweder etwas passieren, das einen bei der Stange hält. Oder es braucht einen eisernen Willen.

Müder, aber zufriedener Björn.

Bei uns ist es wohl der erfolgreiche gestrige Tag, der uns Auftrieb gegeben hat. Jedenfalls kann auch der heutige Tage fast vollständig als Erfolg gelten, auch wenn wir erneut 14 Stunden (Björn) und mindestens 17 Stunden (Lutz) auf den Beinen waren.

Heute ist der große Dinkel-Tag. Kiloweise Dinkelmehl und –schrot werden in Mehlkochstücke, Brühstücke, Vorteige und Hauptteige, Teiglinge und Brote verwandelt. Sehr zur Freude der Neudorfer Bevölkerung, die ein Faible für Dinkel und reine Sauerteigbrote zu haben scheint (wo gibt’s das heute noch?).


Nur einer ist noch nicht zufrieden, es gibt nämlich kein „Bumberniggel“, doch der kann auf den großen Roggen-Freitag vertröstet werden, auch wenn da kein – ihr wisst schon: „Bumber…“ gebacken werden wird. Dafür aber dann viel „Ruggn“…

Björn kommt übrigens ausm Pott, dat könnter ihm ruich glaubn.


Der Gag des Tages: eine kleine Knopfbatterie. Am Dienstag versagt ein Teigthermometer seinen Dienst. Die erste Ursachenvermutung ist natürlich eine leere Batterie. Flugs herausgenommen macht sich dieses winzige Biest gleich selbstständig und landet in einem 12,5 kg-Sack Weizenmehl 1050. Alle Suche danach bleibt erfolglos. Viel Zeit zum Fahnden bleibt nicht, da der ehrgeizige Backplan keine Minute Zeit zum Verweilen lässt.

Die Batterie gerät im Stress schließlich etwas in Vergessenheit. Bis dann heute Mittag in einer Knetmaschine ein klackendes Geräusch hörbar wird… Es zeigt sich mal wieder: die alte Volksweisheit „Das Haus verliert nichts“ stimmt bis auf den letzten Buchstaben.

Die Batterie ist wieder da!

Ab heute haben wir uns entschieden, unsere Aufgaben am Nachmittag zu teilen. Während Lutz unsere Backergebnisse gekonnt bildlich festhält, kämpft Björn gegen die Flut an anzusetzenden Vor- und Sauerteigen, zu mischenden Brotteigen für die Übernachtgare und gegen das um sich greifenden Chaos in der Backstube. Ein Versuch, alle Aufgaben chronologisch zu ordnen seht ihr hier:

Björns Vor- und Sauerteigübersicht, die Mehlkochstücke nicht zu vergessen …

Des Abends werden wir von einem dankbaren Brot-Abnehmer mit frisch zubereiteten Fischbrötchen und zwei Flaschen Pilsner Urquell bedacht, die Brötchen natürlich aus unserer Produktion (Dinkelbrötchen mit Übernachtgare). Noch so lecker!


So langsam rollt der Zug – und das nicht nur auf den Schmalspur-Schienen der Fichtelbergbahn, deren Dampfloks mehrfach am Tag schnaufend, ratternd und pfeifend an unserem Backstubenfenster vorbeirollen.

Björn hat Lutz übrigens versprochen, morgen schon um 5 Uhr da zu sein. Ob er das schafft?


Text & Fotos: Björn Hollensteiner