Hefe
Andere Bezeichnungen: Germ, Bäckereihefe, Backhefe, Kulturhefe, Bierhefe, Würfelhefe, Hefewürfel
Überblick über Frischhefe, Trockenhefe und Biohefe: wie du sie am besten in Stockgare und Stückgare verwendest, Tipps zur Lagerung, außerdem eine Hefe-FAQ und passende Podcast-Folgen.
Hefen bestehen aus einzelligen Pilzen. Sie gewinnen Energie aus Zuckerstoffen. Den Hefe-Stoffwechsel nutzen wir beim Brotbacken während Stockgare und Stückgare. Die heute übliche Backhefe wurde ursprünglich aus Hefen zur Bierherstellung gewonnen und wird heute industriell gezüchtet. Sie besitzt eine hohe Triebkraft und einen geringen Anteil kleberabbauender Enzyme.
Frischhefe, Trockenhefe, Biohefe
Backhefe wird als Frischhefe (ca. 70 % Wassergehalt) und Trockenhefe (ca. 5 % Wassergehalt) angeboten. 1 g Trockenhefe entspricht dabei etwa 2,5 bis 3 g Frischhefe. Für den Haushalt wird Frischhefe in Quadern zu 42 g angeboten. Im frischen Zustand besitzt sie eine blassbraune Farbe, matten Glanz, riecht fruchtig-aromatisch und bricht muschelig. Die Eigenschaften von Biohefe unterscheiden sich im Detail von konventioneller Backhefe, mehr dazu in meiner FAQ Was muss ich beachten, wenn ich Biohefe statt konventioneller Hefe verwende? Trockenhefe wird in Tüten zu je 7 g verkauft, und mit leichten Abstrichen kann man sie anstelle von Frischhefe einsetzen.
Hefe lagern
Frische Hefe (Frischhefe) hält sich bei kühler Lagerung (2 – 8 °C) etwa zwei Wochen ohne Qualitätseinbußen. Danach verliert sie an Triebkraft. Frischhefe sollte daher nach dem Kauf schnellstmöglich verarbeitet werden. Das Einfrieren von Hefe zerstört die Hefezellen und vermindert so die Möglichkeit der Hefevermehrung. Auf die Triebkraft hat dies keinen Einfluss, da diese enzymatisch gesteuert wird.
Wieviel Hefe braucht ein Brot?
Je weniger Hefe im Brot, umso besser das Aroma und umso länger die Frischhaltung. Im Brot sollten nie mehr als 1 – 2 % Frischhefe (bezogen auf die Gesamtmenge der Getreideerzeugnisse) verwendet werden. Brot sollte nie nach Hefe schmecken. In Feingebäck kann die Hefemenge auf 2 – 5 % steigen, ohne dass dies negative Auswirkungen auf den Geschmack hat.
Den Hefe-Stoffwechsel zum Backen nutzen
Optimale Temperaturen für Hefe
Über 45 °C sterben die Hefepilze. Unter 10 °C verlangsamen sich die Stoffwechselprozesse erheblich, unter –7 °C werden sie vollständig eingestellt. Stoffwechselregulierungen über die Temperatur werden zur Gärverzögerung genutzt (siehe auch kalte Führung). Von entscheidender Bedeutung für das Brotbacken ist der Stoffwechsel der Hefepilze im Temperaturbereich zwischen 20 °C und 35 °C: Während der Stockgare streben wir die Hefevermehrung an, in der Stückgare sorgt die Hefe-Gärung für Porung und Brotvolumen.
Phase 1: Hefe-Vermehrung ___STEADY_PAYWALL___
In einer ersten Phase spalten mehl- und hefeeigene Enzyme außerhalb der Hefezelle Mehrfachzucker (Dextrine) in Doppelzucker (Maltose) und später in Einfachzucker (Glucose). Unter sauerstoffreichen (aeroben) Bedingungen kann der gelöste Einfachzucker in die Hefezelle eindringen und dort enzymatisch zu Kohlenstoffdioxid und Wasser abgebaut werden.
Parallel dazu vermehren sich die Hefezellen bei ausreichender Nährstoffzufuhr (Stickstoff, Phosphor) durch Knospung. Die Phase der Hefevermehrung findet optimal bei Temperaturen unter 26 °C statt. Je mehr Kohlenstoffdioxid entsteht, umso langsamer verlaufen die Veratmungsprozesse. Deshalb wird der Teig bei langer Führung oftmals ausgestoßen bzw. gedehnt und gefaltet, um das Kohlendioxid gegen Sauerstoff auszutauschen und die Hefevermehrung anzuregen. Auch Vorteige dienen neben der Aromabildung untergeordnet der Vermehrung von Hefepilzen.
Phase 2: Hefe-Gärung
In einer zweiten, sauerstoffarmen bis sauerstofffreien (anaeroben) Phase werden durch die Hefeenzymmischung Zymase Einfachzucker in Kohlenstoffdioxid und Alkohol (Ethanol) zersetzt. Der Alkohol ist neben anderen Gärungsprodukten Grundlage für das Brotaroma, das Kohlenstoffdioxid fördert als Gärgas das Brotvolumen und bildet die Poren im Teig. Die sogenannte alkoholische Gärung (Fermentation) findet optimal bei Temperaturen zwischen 30 – 35 °C statt. Sie kann bei sauerstoffarmen Verhältnissen auch bei deutlich geringeren Temperaturen ablaufen.
Passende FAQs
Zu diesem Thema habe ich mehrere ausführliche FAQs geschrieben, in denen ich weitere Informationen und konkrete Anwendungs-Tipps gebe:
- Wie kann ich Backhefe vermehren?
- Wie wiege ich 0,1 g Frischhefe ab?
- Was muss ich beachten, wenn ich Biohefe statt konventioneller Hefe verwende?
- Wie lange kann ich Hefe aufbewahren?
- Muss ich die Hefe erst in Wasser auflösen?
- Darf ich Hefe einfrieren?
- Meine Hefe ist (fast) abgelaufen. Gibt es etwas zu beachten?
- Kann ich statt Frischhefe auch Trockenhefe verwenden?
Brotschau-Artikel zu diesem Thema
- Zopf, Brioche, Blechkuchen & Co: Zucker und Fett in Feinbackwaren richtig verarbeiten
Artikel vom 20.10.2024 - Das Salz-Hefe-Verfahren – gegen alle Mythen und aktueller denn je
Artikel vom 21.12.2023 - Lohnt sich der Aufwand? Weizenvorteige im Praxis-Check
Artikel vom 22.09.2024
Passende Podcast-Folgen
Wissens-Folgen
- Biohefe - Nachgefragt direkt beim Biohefepionier Agrano
Episode 97 - Interview mit Dr. Quantz und Dr. Pollmann über Backhefe (Teil 2)
Episode 37 - Interview mit Dr. Quantz und Dr. Pollmann über Backhefe (Teil 1)
Episode 29
Frage sucht Antwort-Folgen
- Wie kann ich Heferezepte auf Hefewasser umstellen?
Episode 112, ab Minute 00:23:56 - Gibt es einen gesundheitlichen Unterschied zwischen Hefebrot und Sauerteigbrot?
Episode 112, ab Minute 00:00:37 - Wieso gibst du im neuen Blog die Bemerkung „konventionell“ bei der Frischhefe an?
Episode 106, ab Minute 00:19:56 - Wie kann ich Hefe durch Hefewasser ersetzen?
Episode 106, ab Minute 00:15:07 - Liegt es an der eingefrorenen Hefe, dass mein Brotteig nicht aufgegangen ist?
Episode 106, ab Minute 00:37:13 - Gibt es eine Regel für das Verhältnis von Hefemenge zu Mehlmenge bei 24 Stunden Teigführung?
Episode 98, ab Minute 00:32:01 - Warum schmecken manche Brötchen aus Brotbackbuch Nr. 1 nach Hefe?
Episode 94, ab Minute 00:14:34 - Warum ist Backen mit viel Hefe so schlecht?
Episode 88, ab Minute 00:19:06 - Kann ich Hefe und Backpulver kombinieren?
Episode 84, ab Minute 00:13:56 - Wie verändern sich die Reifezeiten, wenn ich die Hefemenge meiner Backmischungen verringere?
Episode 82, ab Minute 00:32:47 - Was mache ich mit der übrigen Frischhefe bei Rezepten, die wenig Hefe brauchen?
Episode 78, ab Minute 00:23:52 - Kann ich Anstellgut durch Hefe ersetzen?
Episode 60, ab Minute 00:40:26 - Warum setzt du die Hefe im Teig nicht mit Zucker an?
Episode 58, ab Minute 00:00:43 - Kann ich mit Weinhefe auch Brot backen?
Episode 48, ab Minute 00:21:27 - Mein Brot schmeckt nach Hefe. Was tun?
Episode 48, ab Minute 00:28:16 - Wie kann ich Trockenhefe durch Frischhefe ersetzen?
Episode 46, ab Minute 00:08:51 - Wird die Hefe nicht getötet, wenn ich so heißes Wasser in den Teig gebe?
Episode 28, ab Minute 00:36:09 - Woran erkenne ich, ob die Frischhefe noch genügend Triebkraft hat?
Episode 28, ab Minute 00:08:42 - Kann man Sauerteig in Hefe umrechnen?
Episode 26, ab Minute 00:12:10
Quellen
Online-Enzyklopädie „Wikipedia“ – Stichwort „Backhefe“
https://de.wikipedia.org/wiki/Backhefe
Abgerufen am: 25.02.2013
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Abgerufen am: 10. Dezember 2024, 11:45 Uhr · © 2023, Lutz Geißler